Wenn DEL-Eishockeyspieler ihre Schlittschuhe gegen welche mit Stollen eintauschen und Profi-Fußballer des FC Augsburg gegen eine Stadt- und Landkreisauswahl aus Straubing spielen, dann handelt es sich nicht um ein gewöhnliches Fußballspiel: Rund 2 000 Zuschauer verfolgten am Samstag im FTSV-Stadion zwei Duelle mit Seltenheitswert. Insgesamt wurden dabei 33 500 Euro für die Aktion "Freude durch Helfen" der Zeitungsgruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung für die Hochwasseropfer in der Region gesammelt.

"Natürlich treten wir an, um zu gewinnen", betonte Sandro Schönberger. Der 26-jährige Stürmer der Straubing Tigers mit der Nummer 27 meinte damit ausnahmsweise kein Eishockeyspiel: Am Samstagnachmittag wechselte er vom Eis auf den Rasen als Kapitän der Fußballmannschaft Eishockey Oldies Straubing, die gegen die Benefizmannschaft Brüder Straubinger antrat. Mit ihm spielten noch vier weitere DEL-Spieler, nämlich Jan Guryca, Alexander Dotzler, Marcel Brandt und Sebastian Osterloh gegen eine Auswahl ehemaliger Topspieler aus der Region.

Auch wenn die DEL-Spieler während des Sommertrainings einmal die Woche Fußball spielen, so musste Schönberger doch feststellen: "Im Fußball sind wir halt keine Profis". Mit ihrem Einsatz bei diesem Spiel wollen die Tigers-Spieler den Flutopfern in der Region helfen: "Die Menschen in Deggendorf sind wirklich am schlimmsten betroffen, diese wollen wir unterstützen".

Der Eintritt zu den beiden Benefizspielen war frei, am Eingang wurde jedoch um Spenden gebeten und während der Spiele wurden Lose für eine Tombola verkauft, bei der 50 wertvolle Preise gewonnen werden konnten.

Die meisten Spieler der Brüder Straubinger haben früher einmal beim TSV gekickt. "Heute ist aber das Wichtigste, dass sich niemand verletzt", erklärte Hans-Jürgen Scherm, Anzeigenverkaufsleiter regional im Straubinger Tagblatt, der die Truppe für dieses Spiel zusammengetrommelt hat, "und natürlich dass möglichst viele Zuschauer kommen und spenden". Dabei bedankte er sich auch beim FTSV und FSV für die Unterstützung. Dennoch hat auch ihn der sportliche Ehrgeiz gepackt: "Wir werden 3:1 gewinnen, man darf schließlich den Trainer nicht enttäuschen".

"Ich spiele Fußball, seitdem ich laufen kann"
"Ich spiele Fußball, seitdem ich laufen kann", erzählte Richard Maierhofer. Der sportliche Leiter der SpVgg Hankofen-Hailing spielt im Team der Brüder Straubinger und hat bemerkt, wie motiviert die Tigers-Spieler sind. Aber nicht nur er ist heute aktiv: Sein dreijähriger Sohn Felix durfte mit Spielern des FC Augsburg in das Stadion einlaufen. Die meisten Kinder vergnügten sich während des Spiels in der von Gaby's Leckereien zur Verfügung gestellten Hüpfburg.

Um 13.15 Uhr dann der Anpfiff zum ersten Spiel. Eine Halbzeit dauerte nur 30 Minuten und nur ein Schiedsrichter sorgte für Recht und Ordnung. Nach fünf Minuten fiel das erste Tor für das Team der Eishockey Oldies, geschossen von Sandro Schönberger, der damit sein erstes Saisontor abgeliefert hat. "Die sind einfach so schnell", ruft ein Spieler der Brüder Straubinger seinen Kollegen auf der Ersatzbank zu. "Sag ihm halt, dass er sich wieder Schlittschuhe anziehen soll", kontert einer und alle lachen.

Im fliegenden Wechsel tauschen sich die Spieler aus, um auf dem Rasen ihr Bestes zu geben. Wenige Minuten später ertönt "The Voice": Peter Schnettler, eigentlich Stadionsprecher am Pulverturm, brachte nun das FTSV Stadion zum Brennen. Nach wenigen Minuten dann der Ausgleich zum 1:1 und aus den Lautsprecherboxen ertönt Edi Fingers "Tor! Tor! Tor! I werd' narrisch". Am Ende siegen die Brüder Straubinger 7:1 gegen die Tigers-Spieler und machen ihren Trainer Alfred Kohlhäufl glücklich.

Währenddessen ist auch der Mannschaftsbus des FC Augsburg am Stadion angekommen. "Es ist ein schönes Gefühl hier zu sein", erzählte Trainer Markus Weinzierl. "Die Spieler wissen, um was es hier geht und werden möglichst viele Tore schießen", betonte er. Denn die Firma Photovoltaik Lichtinger aus Landau spendete 100 Euro und Maschinenbau Gedrat aus Sallach 50 Euro pro Treffer.

"Ich bin wirklich aufgeregt", erzählte Kevin Kossa. Der 23-Jährige, der eigentlich bei der DJK Straubing im Mittelfeld spielt, durfte gegen die Profi-Spieler des FC Augsburg antreten. Sein Opa habe ihn damals kurz nach seiner Geburt im Fußballverein angemeldet, "bei uns liegt das in der Familie", sagte er und muss lachen. Kevins großes Vorbild ist der Stürmer Sascha Mölders, dem er wenige Minuten später live auf dem Rasen begegnen wird.

"Bisher haben wir durch die Aktion 'Freude durch Helfen' rund 1,5 Millionen Euro für die Hochwasseropfer gesammelt", berichtete Tagblatt-Verleger Prof. Dr. Martin Balle, "wir wollen dieses Spiel nutzen, um den Betrag noch zu vergrößern". Auch Oberbürgermeister Markus Pannermayr lobte das "Signal aus Augburg, da zu sein für die Menschen in Niederbayern". "Immer wenn der FC Augsburg spielt, drücken wir hier die Daumen", verdeutlichte Landrat Alfred Reisinger. Das konnte Stefan Reuter, Manager des FC Augsburg und Weltmeister von 1990, nur bestätigen: "Wir freuen uns, zumindest ein bisschen helfen zu können. Denn wir haben vor allem am Ende der Saison die Unterstützung aus der Region für den FC Augsburg gespürt". Noch vor dem Spiel übergab Hermann Hahn von Lotto Bayern 1 000 Euro, Arthur Loibl von Anlagenbau und Fördertechnik Loibl 5 000 Euro und die Sebastian-Lotzer-Realschule in Memmingen 1 000 Euro an die Spenden-Aktion "Freude durch Helfen".

Großes Idol: Stürmer Sascha Mölders
Um 15 Uhr betraten die Profis des FC Augsburg das Spielfeld. Und für den elfjährigen Jonas Gebhard ging ein ganz besonderer Wunsch in Erfüllung. Er durfte mit seinem Idol Sascha Mölders auf den Platz gehen. Schließlich übernahmen OB Markus Pannermayr und Landrat Alfred Reisinger den Anstoß und das Spiel, dessen Ergebnis schon ein bisschen vorhersehbar war, begann.

Ganz gelassen ging es dagegen bei Erwin Wiesner auf der Zuschauertribüne zu: Der 72-Jährige hat selbst fast 40 Jahre bei der FSG Ilmberger gekickt. Und auch beim letzten Bundesligaspiel in Straubing vor 20 Jahren hat er zugesehen. "Heute bin ich für Augsburg, das geht 8:0 aus", orakelte er. "Das ist ja fast ein Verrat, was du da sagst", sagt seine Frau Berta und lacht, "du musst doch für Straubing sein!".

Beinahe schien Erwin Wiesners Prognose wahr zu werden, denn zur Halbzeit stand es 4:0 für die Profis. In der Halbzeit spielte ein anderer Profi, der ehemalige Tigers-Spieler Calvin Elfring, Glücksfee und zog die Gewinner der Tombola. Dabei wurde unter den rund 2 000 Zuschauern unter anderem ein Flachbildschirmfernseher im Wert von 1 100 Euro verlost.

Kurz vor dem Schlusspfiff dann noch die Sensation: Simon Schwetz vom VfB schießt ein Tor für die Stadt- und Landkreisauswahl. Das Benefizspiel endet schließlich mit zwei beeindruckenden Ergebnissen, die auch Edi Finger zum Jubeln und narrisch werden gebracht hätten: Die Profis des FC Augsburg siegen mit 6:1 und insgesamt wurden 33 500 Euro für die Hochwasseropfer in der Region gesammelt. So schön kann Fußball sein.