"Ausbilden, Ausbilden, Ausbilden"

Harry Gfreiter: Voller Fokus auf die Jahn-U21


Harry Gfreiter trainiert seit Sommer die U21 des SSV Jahn Regensburg.

Harry Gfreiter trainiert seit Sommer die U21 des SSV Jahn Regensburg.

Harry Gfreiter (42) ist seit diesem Sommer Trainer der U21 des SSV Jahn Regensburg. Zuletzt gab es zwei Siege in der Bayernliga Süd. Auch, weil inzwischen "unter Profibedingungen" trainiert wird.

Zwei Siege nacheinander und damit die Saisonerfolge drei und vier hat die U21 des SSV Jahn Regensburg zuletzt eingefahren. Dem 4:1-Sieg gegen den TSV Landsberg folgte am Samstag ein klarer 5:2-Triumph im Kellerduell beim TSV Bogen. "Der Sieg war mehr als wichtig, weil unten alles sehr eng zusammen ist. Wir konnten den Aufschwung von letzter Woche mitnehmen", zeigte sich Trainer Harry Gfreiter am Ende zufrieden, auch wenn ihm die Leistung seiner Mannschaft in der 1. Halbzeit nicht gefiel. "Das ist nicht mein Anspruch und das ist auch nicht der Anspruch meiner Jungs, so Fußball zu spielen. Aber die 2. Halbzeit hat vieles entschuldigt, darauf lässt sich aufbauen."

Nachdem Tobias Richter Bogen in Führung gebracht hatte, glich Markus Ziereis per Foulelfmeter aus (45.). Kurz nach der Pause gingen die Gastgeber durch Daniel Nutz erneut in Führung, doch wieder konnte Ziereis ausgleichen. Anschließend brachte Michael Faber die Jahn-Reserve mit 3:2 in Führung und Markus Ziereis stellte mit seinen Treffer drei und vier den deutlichen Endstand her. "Dass Markus Ziereis kein Bayernliga-Stürmer ist, das wissen wir alle", sagte Gfreiter nach der Partie.

Lesen Sie hier: Vierfacher Ziereis schießt Bogen ans Tabellenende

Der Toptorjäger der Jahnprofis in der vergangenen Regionalligasaison hatte in der Vorbereitung Verletzungsprobleme und so fehlt ihm aktuell noch der Rhythmus. Deshalb half er in der U21 aus. "Ich bin dankbar, dass er knipst, wenn er bei uns ist. Mich freut es für ihn. Mich hätte es aber mehr gefreut, wenn die Torschützen auf meine Jungs aus der U21 verteilt worden wären. Irgendwann ist Markus nicht mehr da und dann müssen meine Jungs trotzdem weiter Fußball spielen."

Training unter Profibedingungen

Harry Gfreiter, in den vergangenen Jahren als Co-Trainer der Jahnprofis im Einsatz, hat in diesem Sommer die U21 der Regensburger übernommen. Zunächst unterstützte er Heiko Herrlich bei den Profis weiter als Assistent, seit zwei Wochen wurde dieser Posten aber auf Eis gelegt. Gfreiter soll sich noch intensiver um die Arbeit mit den Talenten kümmern. "Wir trainieren mit der U21 jetzt auch unter Profibedingungen", erklärt der 42-Jährige. So steht Gfreiter, wenn möglich, dienstags und mittwochs auch am Vormittag mit zehn bis 13 Spielern auf dem Platz, die studieren oder sich in der Arbeit einen halben Tag Urlaub nehmen können. "An den letzten beiden Ergebnissen sieht man, dass das schon Früchte trägt", zeigt sich Gfreiter zufrieden mit der Umstellung.

Die Arbeit mit der U21 mache ihm "richtig viel Spaß", erklärt Gfreiter. "Die Jungs sind willig und lernbereit. Natürlich ist die Arbeit auch mit Dämpfern verbunden. Aber wenn wir so weitermachen, dann bin ich guter Dinge. Wenn die Mannschaft die Fehler, die sie aktuell noch macht, abstellt, dann können wir eine Serie starten, um da unten rauszukommen." Durch die beiden Siege zuletzt konnte sich Gfreiters Mannschaft bereits vom letzten Platz auf Rang 15 verbessern.

Der Fokus liegt bei der U21 aber nur zweitrangig auf der Tabellenposition. "Es geht um Ausbilden, Ausbilden, Ausbilden", sagt Gfreiter. Ziel ist es, wieder mehr Spieler aus dem eigenen Stall in die Profimannschaft zu bringen. Das letzte Eigengewächs, das den Durchbruch aus dem Jahn-Nachwuchs in die 1. Mannschaft geschafft hat, war Oliver Hein. "Wenn wir in den nächsten zwei Jahren ein, zwei Jungs in die Drittliga-Mannschaft bringen, dann haben wir alles richtig gemacht", so Gfreiter. Spieler, die das nötige Talent dafür mitbringen, gebe es in seiner Mannschaft.

Stärkung des eigenen Nachwuchses

In den nächsten Jahren kann die U21 eine noch wichtigere Rolle einnehmen für die Entwicklung der Talente. Denn seit 1. Juli ist der SSV Jahn ein anerkanntes DFB-Nachwuchsleistungszentrum. "Das ist sehr wichtig für den gesamten Verein", sagt Gfreiter. So sollen in Zukunft Talente, die bis zur U15 oder U16 beim Jahn ausgebildet wurden, ihren Weg in Regensburg weitergehen. Und nicht der besseren Ausbildung wegen nach Nürnberg, Fürth oder zu 1860 München gehen. So wie es beispielsweise auch Markus Ziereis getan hat, der 2007 aus der Jahnjugend zur U17 der "Löwen" gewechselt und später über Umwege wieder nach Regensburg zurückgekehrt ist. Bei einer gestärkten Jugendarbeit kann auch die U21 als Station zwischen Jugend- und Profibereich in Zukunft noch wichtiger werden.

Für Gfreiter ist die U21 die erste Station als Cheftrainer. "Das ist schon etwas anderes. Als Co-Trainer kann man dem Trainer seine Tipps geben, aber er entscheidet am Ende. Jetzt kann ich meine eigene Strategie durchbringen", erklärt das Jahn-Urgestein. Natürlich immer auch nah an der Philosophie der 1. Mannschaft. "Es ist wichtig, dass der Übergang nahtlos klappt, dass wir eine Sprache sprechen. In den letzten Wochen hat man gesehen, dass Spieler wie André Luge, Michael Faber oder Markus Ziereis bei uns funktionieren. So soll es auch sein." Wenn dann, wie am Samstag, Markus Ziereis viermal trifft, die erste und die zweite Mannschaft des SSV Jahn Regensburg gewinnen, dann kann Harry Gfreiter am Abend zufrieden ins Bett gehen.