Trachtenkleidung

Dresscode auf dem Gäubodenvolksfest: Bling-Bling oder Tradition?


Tracht oder das, was man heute dafür hält: Auf Volksfesten hat sich ein bisweilen schriller Dresscode etabliert. (Foto: dpa)

Tracht oder das, was man heute dafür hält: Auf Volksfesten hat sich ein bisweilen schriller Dresscode etabliert. (Foto: dpa)

Von Ingmar Schweder und Redaktion idowa

Fesche Tracht ist zu einem Massenphänomen geworden. Haben vor allem die jüngeren Volksfestbesucher den urigen Trachten-Look oftmals verschmäht, gehört er seit geraumer Zeit auch bei ihnen zur angesagten Kleiderordnung. Insbesondere während des Gäubodenvolksfestes verwandelt sich die Stadt Straubing in ein wahres Trachten-Eldorado.

Die meisten schlüpfen ins Dirndl oder in die Leserhose. Und vielen ist egal, wo die Ware herkommt. Dirndl und Krachlederne gibt es in jeder Preis- und Qualitätsstufe - von traditioneller Ware bis hin zu ausgefallen Stücken.

Lesen Sie hier: Warum schlüpfen Volksfestbesucher in Tracht?

Ein nicht unerheblicher Teil davon wird billig und vorwiegend in Asien produziert. Auch das Internet ist inzwischen voller einschlägiger Angebote. "Eine Hirschlederhose für etwa 600 Euro kann nicht in Deutschland gefertigt worden sein", sagt Kürschnermeister Peter Markgraf, Eigentümer eines Trachtengeschäfts in der Straubinger Innenstadt.

Die Globalisierung verwischt Traditionen

Um Trachten auch für junge Leute und den kleinen Geldbeutel anbieten zu können, greifen manche Händler auf regelrechte Trachtenverschnitte zurück. Bunt, grell und auffällig - Stammbesucher von Bierzelten wissen: Billig-Dirndl aus Polyester und Lederhosen aus Spaltleder haben Einzug gehalten auf bayerischen Volksfesten.

Keine Frage, das Geschäft mit der billigen Massenware brummt. So sehr, dass es eine Gefahr für die traditionellen Einzelhändler der Region bedeutet?

"Das Bewusstsein für Qualität steigt, auch bei jungen Leuten", sagt Irmgard Frankl, Geschäftsführerin von Trachten Pöllinger Straubing. Die Waren, die in ihrem Geschäft angeboten werden, stammen aus Deutschland, Österreich und Tschechien. Produziert wird vorwiegend in der Region um Salzburg. Auch die Firma Markgraf bezieht ihre Stoffe aus Bayern und Österreich. Seit etwa vier Jahren produziert das Unternehmen einen Großteil seines Angebots selbst.

Firmen-Chef Peter Markgraf sieht bei der Nachfrage nach Trachtenmode einen neuen Trend: "Trachten sind nicht mehr nur vorwiegend Event-Bekleidung, wie vor ein paar Jahren. Dirndl, Trachtenjanker und sogar Lederhosen werden wieder als Alltagskleidung getragen."

Ein anderer Trend: Die Kunden legen wieder mehr Wert auf Tradition, berichtet Marktgraf. "Und Tradition bedeutet nun mal Qualität." Wie Qualitätsbewusst viele Kunden seien, zeige sich an kritischen Nachfragen: "Vor sechs Jahren hat noch keiner gefragt, woher wir unsere Waren beziehen, das ist heute anders."

Mit der knallbunten und günstigeren Konkurrenz hat der Kürschner kein Problem: "Das muss es auch geben."

Wenn die Krachlederne seltsam riecht

Heikel bei Lederhosen aus Asien: Sie können wegen unsachgemäßen Gerbens mit Chromsalz gesundheitsgefährdend sein. "Man erkennt es am Geruch", meint Irmgard Frankl.

Problematisch ist nicht selten auch die Produktionsweise. Als Beispiel nennt Markgraf die Abwasserentsorgung in asiatischen Gerbereien. Eine Stichwort das der Unternehmer immer wieder fallen lässt: Nachhaltigkeit. Und damit meint er nicht zuletzt die Beständigkeit der Kleidung. Dirndl und Lederhose sollen etwas aushalten und über Generationen weitergegeben werden.

In einem Punkt sind sich beide Fachgeschäfte einig: Die Beratung ist das Wichtigste beim Kauf der Tracht. "Für eine gute Lederhose muss man sich schon eine Stunde Zeit nehmen", sagt der Kürschner. Sie soll schließlich gut passen. Und wenn man dann doch mal ein Paar Kilo mehr auf die Rippen bekommt: "Eine gute Lederhose lässt sich ändern."

sized

"Das Bewusstsein für Qualität steigt, auch bei jungen Leuten", sagt Irmgard Frankl von Trachten Pöllinger.

sized

Peter Markgraf ist der Meinung: "Dirndl, Trachtenjanker und sogar Lederhosen werden wieder als Alltagskleidung getragen".