Bayern

CSU-Landtagsabgeordneter: Diesel-Fahrverbote unnötig


Der CSU-Mann Hans Ritt (MdL) ist Mitglied im Umweltausschuss.

Der CSU-Mann Hans Ritt (MdL) ist Mitglied im Umweltausschuss.

Von Redaktion idowa

Hamburg wird wohl den Anfang machen und eine Straße teilweise für die Selbstzünder sperren. Was für die einen das Ideal ist, ist den anderen ein Graus. Von stiller Enteignung spricht so mancher Unionspolitiker und das CSU-geführte Bundesverkehrsministerium tut alles, um Diesel-Fahrverbote zu verhindern. Hans Ritt stört indes die gesamte Debatte. Der CSU-Landtagsabgeordnete aus Straubing ist Mitglied im Umweltausschuss des Landtags. Er glaubt nicht daran, dass die Luft in den Städten wirklich so schlecht ist, wie häufig behauptet wird.

Für die Grenzwertüberschreitungen bei Stickoxiden (NOx) macht er weniger die Diesel-Pkw verantwortlich. Aus seiner Sicht liegt es an zwei Dingen: dieselbetriebene Busse und falsch platzierte Messstationen. "In Ankara", berichtet Ritt, "fahren 1.100 Busse mit Erdgasantrieb" - aus deutscher Produktion. In Madrid seien es mehr als 800 und in Augsburg seien es inzwischen mehr als 90. Doch in München, wo derzeit auch über ein Fahrverbot diskutiert wird und wo es immer wieder zu NOx-Grenzwertüberschreitungen komme, seien immer noch Diesel-Busse im Einsatz. Nach Ansicht Ritts könnte hier eine Umrüstung das Problem schon so gut wie beheben.

Und ist die Luft, die die Münchner einatmen, wirklich so dreckig? Auch das bezweifelt Ritt. Er verweist darauf, wo die Messstationen teilweise platziert seien. "Da, wo der Bus wieder anfährt und somit am meisten Abgase erzeugt, da wird gemessen und behauptet, dieser Messwert herrsche in der ganzen Straße." Auch hier hat er Beispiele aus dem Ausland parat. Seien es Genua oder Marseille. In den Häfen der Mittelmeermetropolen liegen Kreuzfahrtschiffe, aus deren Schornsteinen dunkle Abgaswolken landeinwärts wehen. "Wenn man es ernst nimmt, dürften dann dort in der ganzen Stadt überhaupt keine Autos mehr fahren", sagt Ritt im Gespräch mit der Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung. Aber über diese Zustände rege sich niemand auf. Also alles nur falsch gemessen?

Wie hoch ist die tatsächliche Belastung?

So einfach macht es sich Ritt nicht. "Mich interessiert nicht so sehr der Messwert direkt am Auspuffrohr." Viel wichtiger sei es, zu ermitteln, wie hoch denn die Belastung dort sei, wo Menschen tatsächlich wohnen und ihr Fenster zum Lüften öffnen. Denn schon wenige Meter weiter gingen die Messwerte drastisch zurück. Am Ausstoß selbst hat Ritt keine Zweifel. Doch wie dieser sich auswirke, das wird nach seinem Dafürhalten falsch interpretiert. Bestätigt sieht sich Ritt von den Messwerten selbst. Denn auch im angeblich so belasteten München gebe es zu 85 Prozent praktisch keine Grenzwertprobleme. Diese konzentrierten sich auf einige wenige "Hotspots". Und schon auf der anderen Straßenseite, also einige Meter weit vom Auspuffrohr der Diesel-Busse entfernt, fielen die Messwerte deutlich ab. Eine moderne Busflotte würde schon ausreichen, um die Lage weiter zu verbessern. Und schon heute gelte: "Die Luft in unseren Städten war noch nie so sauber wie heute."

Das hat Ritt auch in einem Brief an seine CSU-Landtagskollegen dargelegt. "Das wird so kommen wie beim Feinstaub", meint Ritt, denn dieses Thema habe sich inzwischen erledigt. Und noch etwas stört ihn an der Diskussion: der Grenzwert selbst. Der sei zwar festgelegt und gelte auch, nun gut. Aber die Grenze von 40 Mikrogramm NOx pro Kubikmeter Luft sei "rein willkürlich" gewählt. Manche Berufsgruppen, wie Bergarbeiter, seien einer Belastung von fast 1.000 Mikrogramm ausgesetzt. "Daran stört sich niemand", wundert sich Ritt. Und auch die Gefährlichkeit des Gases werde übertrieben. Wissenschaftliche Studien könnten diese nicht belegen, meint er. Und auch die angeblich Tausenden Toten, die durch eine zu hohe NOx-Belastung pro Jahr zu beklagen sein sollen, zieht er in Zweifel. Die zugrunde liegenden Berechnungen hält er für unseriös. Nach seiner Überzeugung würden in der NOx- und Dieselfahrverbots-Debatte nur Ängste geschürt.

Komprimiertes Erdgas als Ausweg

Und nach dem Diesel, so ist sich Ritt sicher, würden von der Deutschen Umwelthilfe bis zu den Grünen bald auch Benziner und in letzter Konsequenz auch Elektroautos ins Visier genommen. Denn auch diese seien durchaus kritisch zu sehen. Die angeblich so sauberen E-Autos würden nämlich mit einem schweren "ökologischen Rucksack" aus der Herstellung ins Rennen geschickt. Von den zweifelhaften Bedingungen, zu denen meist in Afrika die für die Batterien benötigten Rohstoffe gewonnen werden, ganz zu schweigen. Ritts Ausweg: CNG, Compressed Natural Gas, also komprimiertes Erdgas. Mit diesem Kraftstoff, dem man auch Biogas ohne Probleme beimischen könne, ließen sich gleich mehrere Probleme auf einmal lösen. Der Kraftstoff sei günstig, Deutschland könne einen erheblichen Biogas-Anteil selbst produzieren, die Technologieführerschaft deutscher Autohersteller werde nicht gefährdet und die Umweltbilanz sei durchweg positiv.

Doch CNG ist nach Ansicht Ritts nur eine - wenn auch ideale - Übergangstechnologie. "In 20 Jahren werden wir mit Wasserstoffantrieben unterwegs sein", ist er sich sicher. Ganz neu ist diese Technologie nicht. Sie gilt als kompliziert und die Herstellung des Wasserstoffs ist energieaufwendig. Aber auch dafür hat Ritt eine Lösung parat: Wenn in Deutschland wenig Strom verbraucht werde, also vor allem nachts, würden viele Windkraftanlagen vom Netz genommen. Wenn man diese einfach weiterlaufen lasse, hätte man genug Energie, um direkt an den Windparks Wasserstofffabriken zu betreiben. Und die Debatte um Fahrverbote würde sich bei solchen Aussichten schon heute von selbst erledigen.