"Ohne Schweinebraten sinnlos"

Beim Unternehmertag des VLF in Aiterhofen die Zukunft der Nutztierhaltung diskutiert


Diskutiert haben unter anderem (von links) Brigitte Eisgruber (Vorsitzende VLM Niederbayern), Josef Groß (Geschäftsführer VLM Niederbayern), Tobias Wührer (stellv. Vorsitzender VLM Niederbayern), Hans Auer, Norbert Kaulich, Gisela Horlemann, Gerhard Stadler und Prof. Dr. Kay-Uwe Götz (Leiter des Instituts für Tierzucht, LfL).

Diskutiert haben unter anderem (von links) Brigitte Eisgruber (Vorsitzende VLM Niederbayern), Josef Groß (Geschäftsführer VLM Niederbayern), Tobias Wührer (stellv. Vorsitzender VLM Niederbayern), Hans Auer, Norbert Kaulich, Gisela Horlemann, Gerhard Stadler und Prof. Dr. Kay-Uwe Götz (Leiter des Instituts für Tierzucht, LfL).

Von Redaktion Landkreis Straubing-Bogen

Um das durchaus brisante Thema "Zukunft der Nutztierhaltung" ging es am Mittwoch beim diesjährigen Unternehmertag der Arbeitsgemeinschaft der Meisterinnen und Meister im Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) Niederbayern in Aiterhofen. Fünf Referenten beleuchteten das Thema unter ganz verschiedenen Gesichtspunkten.

Prof. Dr. Kay-Uwe Götz, Leiter des Instituts für Tierzucht an der Landesanstalt für Landwirtschaft, stellte gleich zu Beginn klar, dass Nutztiere unentbehrlich sind. Weder Kreislaufwirtschaft noch Kulturlandschaft seien ohne Nutztiere möglich. Allerdings sei der Spagat zwischen den Anforderungen der Gesellschaft und einem ökonomisch tragfähigen Haltungssystem nicht leicht. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2011 zeigt, dass zwei Drittel der Befragten der Meinung waren, dass "große Ställe niemals tiergerecht" sein könnten. Götz nannte das den "Fluch der großen Zahl". Großen Beständen wird per se misstraut.

Vereinbarkeit von Tier- und Klimaschutz

Dazu kommen Zielkonflikte, die nicht gelöst sondern nur von der Politik entschieden werden könnten. Als Beispiel nannte Götz die Tierhaltung mit Auslauf. Aus Tierschutzsicht absolut wünschenswert, seien solche Ställe unter Klimaschutzaspekten durchaus problematisch. Dazu komme noch, dass dann größere Abstände zur Wohnbebauung notwendig werden und damit solche Ställe schwieriger zu realisieren seien. Götz machte aber auch deutlich, dass für ihn "der Burger aus der Petrischale" also synthetisches Fleisch keine Alternative zur Nutztierhaltung darstellt.

"Bayern ohne Schweinebraten macht keinen Sinn", brachte es Norbert Kaulich von Rewe Bayern auf den Punkt. Bayern als Spezialitätenland, sozusagen als "Heimat der Genüsse", stehe bei den Verbrauchern hoch im Kurs. Für ihn stehe aber auch fest: "Wir werden in Zukunft unseren Kunden ein Mehr an Tierwohl bieten müssen."

Gisela Horlemann vom Verbraucherservice Bayern zeigte sich überzeugt, dass der Verbraucher durchaus bereit sei, für das Tierwohl etwas höhere Preise zu bezahlen. Vor allem aber wünsche sich der Verbraucher mehr Informationen und Orientierung. Ein aussagekräftiges staatliches Label sei der Vielfalt an Qualitätssiegeln vorzuziehen.

"Luxusprobleme einer Wohlstandsgesellschaft"

Dem widersprach Hans Auer, Vorstandsvorsitzender der Erzeugergemeinschaft Südbayern. Seiner Erfahrung nach entscheide der Verbraucher nur nach dem Preis. Und vieles, was derzeit diskutiert werde, könne er nur als "Luxusprobleme einer Wohlstandsgesellschaft" bezeichnen. Vieles, was vom Verbraucher gefordert und vom Handel propagiert werde, wie das "Strohschwein", finde kaum Absatz.

Neue Herausforderungen und Entwicklungen hat es in der Landwirtschaft zu jeder Zeit gegeben, so Gerhard Stadler, BBV-Bezirkspräsident. Was die Situation für die Tierhalter heute so schwierig mache, sei die fehlende Planungssicherheit.

Wer heute einen Stall baut, legt sich für 20 Jahre fest. Vielfach sei aber nicht klar, welche Vorgaben in Zukunft eingehalten werden müssen. Dazu komme noch, dass sich die Tierhalter massiver Kritik ausgesetzt sehen, selbst wenn sie alle gesetzlichen Vorgaben einhalten. Stadlers Fazit: Die Betriebe sehnen sich nach (mehr) Akzeptanz und Anerkennung.

Gerhard Stadler appellierte aber auch an die Landwirte, dass "jeder ein Botschafter für seinen Berufsstand sei". Am Dialog mit dem Verbraucher gehe kein Weg vorbei. Der Bayerische Bauernverband versuche mit "Unsere Bayerischen Bauern" ein realistisches Bild der Landwirtschaft zu vermitteln. Josef Groß, Geschäftsführer des VLM moderierte die anschließende Diskussion und zog als Fazit: Die Tierhaltung müsse sich weiterentwickeln, aber Anpassung brauche Zeit.