Regensburg/Schierling
95-Tonnen-Transporter bringt Bombe weg
9. Dezember 2012, 13:30 Uhr aktualisiert am 9. Dezember 2012, 13:30 Uhr
Die Bombe, die Mitte November im ehemaligen Munitionshauptdepot (Muna) gefunden wurde (idowa berichtete), wird nächste Woche mit einem Spezialtransporter nach Niedersachsen gebracht. Dort sollen die im Bombeninneren festgestellte bislang unbekannte Flüssigkeit untersucht und die Bombe zerstört werden. Bei einem Pressegespräch am Donnerstagabend im Regensburger Landratsamt betonten Vertreter des Sprengkommandos München, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und des Landratsamtes, dass zu keiner Zeit für die an der Untersuchung beteiligten Personen oder für die Bevölkerung eine Gefahr bestanden habe.
Der Bombenfund Mitte November in der Muna habe für viele Schlagzeilen und Irritationen gesorgt. Deswegen habe man einen Runden Tisch mit allen Beteiligten einberufen, sagte Landrat Herbert Mirbeth. Neben dem Kelheimer Landrat Dr. Hubert Faltermeier trafen sich im Landratsamt somit Vertreter der beiden zuständigen Fachbehörden der Landratsämter, die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden Schierling und Langquaid, Vertreter der BImA als derzeitiger Eigentümer der Muna und Vertreter der Oberfinanzdirektion Niedersachsen als übergeordnete Behörde.
Wie Nora Buschmeier von der BImA erläuterte, habe die BImA als Eigentümer des 176 Hektar großen Areals elf so genannter "Hot Spots", also auffällige Geländepunkte, untersuchen lassen. Zehn hätten sich als unkritisch herausgestellt, an einem wurde die Bombe gefunden. Diesen Fund habe man ordnungsgemäß gemeldet. Das Sprengkommando München habe dann die Bombe untersucht und gesichert. "Zu keinem Zeitpunkt bestand hier eine Gefahr für die Bevölkerung oder für die Experten vor Ort", sagte Buschmeier.
Dies bestätigte Martin Tietjen vom Sprengkommando München. Es handle sich um eine unzündbare 250-Kilo-Bombe. Wegen der Historie der Muna sei es aber nicht auszuschließen, dass es sich um eine Kampfstoffbombe handle. Die Bombenhülle sei gut erhalten und dicht. Dass der flüssige Inhalt der Bombe nicht vor Ort untersucht wird, bezeichnete Tietjen als übliche Vorgehensweise. Da man nicht wisse, was drin ist, lasse man die Bombe geschlossen.
Die Bombe wird nun mit einem 95-Tonnen-Spezialtransporter nach Niedersachsen abtransportiert, am Truppenübungsplatz Munster untersucht und zerstört, so der Experte. Wie das Landratsamt Regensburg am Freitag mitteilte, soll der Abtransport nach Munster in der kommenden Woche vonstatten gehen. Der genaue Termin ist noch nicht bekannt. In Munster befindet sich das Wehrwissenschaftliche Institut für Schutztechnologien - ABC-Schutz (WIS). Das WIS ist das einzige größere deutsche Institut, das sich mit dem Schutz vor Massenvernichtungswaffen beschäftigt.
Ergebnisse in drei Monaten
Unabhängig von der Kampfmitteluntersuchung laufen die Boden- und Grundwasseruntersuchungen. Ergebnisse werden laut Ferdinand Foster von der OFD Niedersachsen in etwa drei Monaten vorliegen. Es seien Schadstoffe gefunden worden, die Werte seien allerdings "nicht besorgniserregend", betonte Forster. Dies bestätigte auch Paul Neuhoff, Sachgebietsleiter Wasserrecht und Gewässerschutz, Staatliches Abfallrecht und Bodenschutz im Landratsamt Regensburg. Liegen die Ergebnisse vor, müssten weitere Maßnahmen geprüft werden, so Forster.
"Irritationen" ausgeräumt
Alle "Irritationen", die auch aus der Berichterstattung in den Medien resultierten, seien ausgeräumt, betonte Landrat Mirbeth. Themen des Runden Tisches waren laut Landrat auch der Umgang miteinander und die Aufgabenverteilung. Er berichtete, dass sich die Beteiligten darauf geeinigt hätten, dass das Landratsamt Regensburg zukünftig die Information der Öffentlichkeit übernehme, da die Muna zum größeren Teil auf dem Gebiet des Landkreises Regensburg liege. Alle Beteiligten wollten eine vernünftige Aufklärung der Öffentlichkeit, so Mirbeth.
Kelheims Landrat Hubert Faltermeier betonte, dass allen Beteiligten an einer zügigen und umfassenden Altlastenuntersuchung liege. Auf seine geäußerten Vorwürfe (wir berichteten) - unter anderem der Verdacht auf gezielte Falschinformation der Öffentlichkeit durch die BImA oder dem Markt Schierling - wollte er nicht mehr eingehen. Er sagte den beiden Gemeinden bei der Bauleitplanung Unterstützung zu.
Mit der Bauleitplanung können die Gemeinden mitbestimmen, wie die Nachnutzung der Muna aussehen soll. Schierlings Bürgermeister Christian Kiendl bestätigte, dass beide Gemeinden sich für das Konzept des Brennberger Unternehmers Ernst Aumer ausgesprochen haben. Schierlings geschäftsführender Beamter Fritz Wallner rechnet vom Beginn der Bauleitplanung an etwa zwei Jahre bis zur Schaffung von Baurecht.
Heuer wohl kein Verkauf
Wie bei dem Pressegespräch klar wurde, wird die Muna in diesem Jahr wohl nicht mehr verkauft. Damit sei nicht zu rechnen, sagte Helga Lehmann von der BImA. Weitere Details zum Verkauf wurden allerdings nicht genannt.