Fototour
Bildband über Straubing veröffentlicht
21. April 2023, 15:45 Uhr
Zur Literatur über Straubing gehören seit Jahrzehnten in sporadischen Abständen erscheinende Publikationen, die in Wort und Bild unsere Stadt vorstellen. Nun haben Stadtarchivarin Dr. Dorit-Maria Krenn und der weithin bekannte Fotojournalist und Filmer Armin Weigel für den Verlag Attenkofer/Straubinger Tagblatt einen Band verfasst, der weitgehend auf der Aussagekraft von Hunderten von Farbfotos aufbaut. Es ist so eine einzigartige Fototour durch Straubing entstanden.
"Straubing, die…" heißt der fast ein wenig geheimnisvoll anmutende Titel, der aber schnell als Einleitung zu 36 Einzelkapiteln erkennbar wird, nach einem kurzen Vorwort zu wesentlichen geschichtlichen Stationen von "Straubing, die…schöne Stadt" bis zu "Straubing, die…lebendige Stadt". Die zugehörigen Texte beschränken sich dabei auf ein besonders treffendes Zitat, das den Kern des Kapitels knapp beschreibt. Wie ein roter Faden zieht sich außerdem die Verwendung von historischen Fotografien durch den opulenten Band. Sie leiten jeweils das folgende "Straubing, die…" ein und verknüpfen so in geschickter Weise das Vergangene mit der Gegenwart.
Ganze Vielfalt einer Stadt aufscheinen gelassen
Gerade diese Aufnahmen bilden selbst einen gewichtigen Beitrag zur ganzen Publikation. Da findet sich gleich eingangs ein Grabungsfoto aus dem Jahr 1900 auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei Ortler, damals durchgeführt durch den Historischen Verein. Ein Zitat aus dem Bericht von Dr. Joseph Keim über die Bergung des Römerschatzes am 27. Oktober 1950 verweist auf die Fundsituation im Bild. An Agnes und Albrecht hoch zu Ross beim Volksfestauszug 1968 fügen sich Fotos des Bernauer-Erkers von Max Lacher, der Bernauer-Gruppe von Christoph Pommer und des herbstlich stimmungsvollen Bernauer-Gartens an. Eine fröhliche Volksfestgesellschaft aus dem Jahr 1949 lässt fast nostalgische Gefühle aufkommen und ebenso Ochsen auf einem Viehmarkt des Jahres 1925 usw.
Den beiden Autoren ist es gelungen, die ganze Vielfalt einer Stadt wie Straubing aufscheinen zu lassen, den Facettenreichtum des täglichen Lebens ebenso wie die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen und die Werke von Kunst und Kultur. Dabei wird sichtbar, dass es nicht nur makellos Schönes im Stadtraum gibt, sondern auch viel ganz Normales. Es wird unterstrichen, dass Straubing mit dem Umland des Gäubodens verbunden ist und noch immer manche Ecke aufweisen kann, in denen die Natur sich selbst überlassen bleibt und geradezu romantische Impressionen hervorrufen kann. Immer wieder gehen Tradition und Moderne eine Symbiose ein, etwa im Kapitel "Straubing, die…Heiligenstadt". Da ist dann die bis auf das Haupt verloren gegangene monumentale Tiburtiusfigur des barocken Hochaltars von St. Jakob neben der Bronzefigur des hl. Wolfgang von Karl Reidel vor der Bildungsstätte St. Wolfgang zu sehen. Der riesige Christophorus am Schloss korrespondiert mit der Blechschnittfigur des hl. Johannes Nepomuk am Pilgerweg nach Sossau.
Den Rahmen der "klassischen" Stadtbildbände sprengen z.B. etwas längere Kapitel zur Wohnstadt Straubing oder zur Wirtschaftsstadt. Wohnen in unserer Stadt erweist sich als bemerkenswert variantenreich, vom Angebot in restaurierten historistischen Gebäuden über Wohnblocks der 60er Jahre bis hin zu Reihenhausbebauung, Nachklängen des Bauhauses und ganz neuen, einheitlich konzipierten Vierteln. Der Bogen der Bilder zum wirtschaftlichen Leben reicht vom Wochenmarkt mit Obst und Gemüse bis hin zu Hotellerie und Gastronomie. Das Industriegebiet Straubing-Sand und die Kräne des Hafens muten großstädtisch an, doch das winterliche Stelldichein am Kaffeestand am Ludwigsplatz bringt wieder Gemütlichkeit und Entspannung.
Chronik zur Geschichte rundet Band ab
Natürlich dürfen die "Schulstadt" und die "Soziale Stadt" nicht fehlen und der Tiergarten und die "Sportstadt". Stolz prangt die "Universitätsstadt Straubing" im Bild und zur "Behördenstadt" gehört ein Blick in einen Zellengang der Justizvollzugsanstalt. Das brandneue Mitmachmuseum Nawareum kooperiert mit dem traditionsreichen Gäubodenmuseum. "Das Fahren mit Velocipeds" war am Ende des 19. Jahrhunderts ausdrücklich gestattet und heute nehmen die rot ausgewiesenen Fahrradbahnen immer mehr zu.
Die Fotos werden in einem Verzeichnis archivalisch genau belegt, eine Chronik zu Stadtgeschichte rundet den Band ab. Facettenreich wie der Inhalt ist die fotografische Gestaltung. Dorit-Maria Krenn hat jenseits des allseits Bekannten fast schon erstaunlich viele Details gefunden, die selbst gute Kenner von Straubing zum Suchen und Rätselraten veranlassen. Wer hat z.B. wirklich schon einmal eine kleine gotische Drachenskulptur am Chorerker der Schlosskapelle entdeckt oder ein Hasenpaar in einem spätromantischen Glasfenster der Jakobskirche?
Herzstücke der Publikation sind die Fotografien Armin Weigels. Der Profifotograf hält die Linie des Dokumentarischen und Realistischen als Grundlinie des Bildbandes bei und zeigt in beeindruckender Weise seine ausgeprägte Fähigkeit, das Gewohnte aus neuen Blickwinkeln und mit neuen Einsichten zu zeigen. Er verzichtet auf starke ästhetische Momente einer ausgesprochenen Kunstfotografie, doch scheint immer wieder in Licht- und Schattenbildung oder im Wechsel der Perspektiven sein künstlerisches fotografisches Können deutlich auf und schafft so eine Bilderwelt, die diesen Bildband "Straubing, die…" zu einem "Muss" für jeden macht, der Straubing mag oder Straubing entdecken möchte. Dorit-Maria Krenn und Armin Weigel haben ein echtes Aushängeschild für die Stadt geschaffen! Herzlichen Dank dafür!