Bin ich noch fit?

Sicherheits-Check 23 Jahre nach der Fahrprüfung


Bin ich noch sicher unterwegs oder haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten seit meiner Führerscheinprüfung Nachlässigkeiten eingeschlichen?

Bin ich noch sicher unterwegs oder haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten seit meiner Führerscheinprüfung Nachlässigkeiten eingeschlichen?

Wie lange ist ihre Führerscheinprüfung her? Sind Sie sich sicher, dass Sie noch alle Verkehrsregeln kennen? Bei Zweifeln ist es an der Zeit, mal einen Check zu machen, ob die Fahrkompetenz ausreicht. Und genau das habe ich gemacht.

Ich bin zwar erst 41 und fühle mich beim Fahren relativ sicher, trotzdem habe ich die Gelegenheit genutzt, mit Fahrlehrer Stefan Sittl aus Straubing mal eine "Check-Fahrt" zu unternehmen, die er eigentlich für Senioren anbietet. Ich wollte überprüfen, ob sich nicht doch nach 23 Jahren Fahrpraxis bei mir die eine oder andere Unart eingeschlichen hat.

Fahrschulbesitzer Sittl beruhigt mich: "Hier soll keine grobe Kritik am Fahrverhalten geübt werden." Vielmehr will er Feedback geben, was ich gut gemacht habe und wo ich künftig besser aufpassen muss. Wichtig: Mein Führerschein ist auf keinen Fall in Gefahr! Das wäre mir nicht recht, denn eine zweite Führerscheinprüfungsfahrt würde ich nervlich wahrscheinlich nicht mehr durchstehen.

In 23 Jahren Fahrpraxis schleicht sich so manche Nachlässigkeit ein, besonders, wenn man hauptsächlich bekannte Strecken fährt. Beim Herausfahren aus der Parklücke in einer belebten Straße habe ich noch Glück. Hinter mir kommt kein Auto, denn die Ampel hat geschaltet. "Wir fahren uns erst mal warm," beruhigt der Fahrlehrer. Es geht auf die Bundesstraße. Fließender Verkehr. "Viele Senioren scheuen sich auf die Bundesstraße einzufahren. Ich teste das und will sehen, ob sie sich da noch sicher fühlen."

Bundesstraße bin ich gewöhnt und fahre ich oft. Trotzdem muss ich am Beschleunigungsstreifen warten. Ein paar Lastwagen flitzen links an mir vorbei. War das jetzt schon eine Unsicherheit, weil ich nicht zwischen zwei Lastwagen gegrätscht bin? Doch der Fahrlehrer lobt mich. Defensiv und sicher ist in diesem Fall genau richtig. Weiter geht es auf einer Straße, außerhalb von Straubing, die ich noch nie gefahren bin, ohne Abbiegen rein Richtung Stadt. Hier ist auf 70 gesperrt. Ich halte die Geschwindigkeit penibel ein, bin sogar noch etwas langsamer unterwegs. "Das ist ein weiterer Punkt, den ich überprüfe. Ob die Geschwindigkeitsbeschränkung beachtet wird," erklärt Sittl.

Dann geht es schon rein in die Innenstadt, einmal in den Ludwigsplatz. Hier ist volle Konzentration gefragt. Viele Fußgänger, die teilweise vor sich hinträumen, enge, zugeparkte Wege. Ich soll links in eine Seitenstraße fahren. Ich winke noch vor mir einen Fußgänger durch und dann passiert es. Mein Fiesta stirbt ab. Bei einer Führerscheinprüfung wäre es jetzt schon kritisch geworden. Die Seitenstraße ist ziemlich eng. Links und rechts parken Autos. Jetzt nur keinen Spiegel streifen. Ich halte die Luft an. Vielleicht wird das Auto ja schmaler, wenn ich einen Unterdruck erzeuge. Dann geht es einen bekannten Weg, den ich immer in meine Wohnung fahre. Hier fühle ich mich sicher. Zwei tückische Verkehrsspiegel liegen auf dem Weg, denn die Autofahrer vom Hagen haben hier eine abknickende Vorfahrt.

Ich habe Glück mit diversen Ampeln und komme zügig zum Theresiencenter hoch. Ich frage, ob ich den Weg vor meiner Wohnung vorbeifahren darf. Dazu nehme ich die Durchfahrt vom Parkhaus beim Theresiencenter. Jetzt nur nix mehr falsch machen. Hier ist ein kritischer Fußgängerüberweg. Zentimeterweise nähere ich mich dem Zebrastreifen. Man sieht die mit Einkaufstüten bepackten Passanten hier erst auf den letzten Drücker. Eine tückische Strecke für eine Führerscheinprüfung. Fahrschüler müssen hier höllisch aufpassen. Ich fahre über den Stadtgraben zur Fahrschule in der Heerstraße zurück.

Stefan Sittl hat keine größeren Beanstandungen. Ich bin relativ sicher unterwegs. Trotzdem soll ich noch ein bisschen öfter in den Spiegel schauen. Beim Rechtsabbiegen immer auf die Fußgänger und Radfahrer achten, rät Stefan Sittl. Ich werde es mir zu Herzen nehmen. Erst als ich wieder im Parkhaus stehe, merke ich, dass ich doch ganz schön nervös war. Ein Fahrlehrer ist schließlich doch irgendwie eine Respektsperson. Aber es ist nochmals alles gut gegangen. Wenn ich eine richtige "Check-Fahrt" gefahren wäre, würde ich noch einen Bewertungsbogen von Stefan Sittl bekommen. Doch das Lob und die wenige Kritik reichen mir.

So ein Check nach 23 Jahren ist vielleicht keine schlechte Idee. Wenn ich über 60 bin, werde ich wahrscheinlich noch so einen Test machen. Schaun wir mal, wie ich dann abschneide.

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