Gäubodenvolksfest Straubing

Pyrotechniker Peter Sauer startet das Feuerwerk per Knöpfchen


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Peter Sauer und seine Helfer bei der Vorbereitung des Prachtfeuerwerks auf einem Feld nahe des Festplatzes.

„Meine Nachbarn stören sich nicht mehr an den Probe-Feuerwerken auf unserem Gelände – die sind schon lange taub“, scherzt Peter Sauer. Der knallende Abschied aus seiner Kunstfeuerwerk-Fabrik gehört zum Volksfest wie Bierzelt und Riesenrad – Jahr für Jahr hat er rund 560 Schuss dabei, die die Nacht erleuchteten und die Volksfestbesucher staunend den Kopf in den Nacken legen lassen.

Vor dem Aufbau stärkt sich Peter Sauer mit seinem Team traditionell im Wenisch-Zelt: Gegen fünf Uhr gibt’s eine Ochsensemmel vor dem Aufbau. „Etwas Puffer haben wir immer“, erklärt Sauer vor dem Zelt. „Der Aufbau dauert gut drei Stunden, gegen halb sechs geht’s los.“ An die 60 Kisten hat er geladen, jede gibt zwischen neun und zwölf Schuss her, erklärt Sauer.

„Jede Feuerwerksbombe wird aus einem Mörser senkrecht nach oben geschossen, zwischen 100 und 250 Meter hoch fliegen sie“, sagt der Pyrotechniker, der seine Firma in dritter Generation führt. Während des Feuerwerks bleiben alle Fahrgeschäfte stehen, sogar die Lichter am Riesenrad werden gelöscht. „Und ich steh’ dann irgendwo im Feld und drück auf’s Knöpfchen“, sagt er grinsend.

Was macht eigentlich ein Pyrotechniker?

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Stärkung vor dem Abschuss: Peter Sauer gönnt sich eine Ochsensemmel im Wenisch-Zelt.

Ein Drittel der Bomben wurden in seiner Firma gefertigt – sie haben eine längere Leuchtdauer als die anderen Lichter des Feuerwerks, sagt Sauer. In seinem Werk nahe Augsburg beschäftigt der Feuerwerker sechs Festangestellte und zehn Aushilfen – hergestellt werden aber bei weitem nicht nur Feuerwerkskörper.

„Wir fertigen auch Nischenprodukte wie Notsignalfackeln oder Rauchkörper“, erklärt Sauer. Die Fackeln verkaufe seine Firma an die Verkehrspolizei in ganz Deutschland, weil sie sich ideal eignen, um bei Nacht und Nebel vor Unfallstellen zu warnen. „Einmal bin ich selbst bei Nebel auf der Autobahn gefahren und sehe vor mir etwas brennen und blinken – das ist meine Fackel, dachte ich“, erzählt Sauer schmunzelnd.

„Auf brennende Fackeln achten Autofahrer viel besser als auf blinkende Lichter – wenn etwas brennt, ist das psychologisch etwas ganz anderes“.

Seine Rauchkörper kaufen zum Beispiel Lüftungsfirmen, die Luftströmungen simulieren und ihre Systeme damit überprüfen wollen. „Feuerwehren kaufen unser Rauchpulver auch gerne, die verwenden das für Übungen“, sagt Sauer. „Die Rezeptur für unser weißes Rauchpulver ist seit hundert Jahren unverändert.“

Wenig Neues, viel Altbewährtes

Überhaupt gebe es wenig Neues in der Welt des Feuerwerks, erklärt der Fachmann. „Die jüngste Neuerung waren Blinkersterne – aber die gibt es mittlerweile seit 25 Jahren.“ Er selbst hat beim Abschlussfeuerwerk neue italienische Bomben dabei: „Die haben ein Kaliber von 210 Millimeter und sind teuer, aber dafür sehr schön.“ Er hoffe, damit Höhepunkte setzen zu können. Seine größte Bombe hat ein Kaliber von 250 Millimeter, die kleinsten liegen bei 75.

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Sauers Werk: Das Prachtfeuerwerk zum Abschluss eines jeden Volksfests.

Ganz automatisch läuft das Feuerwerk nicht ab, obwohl jede Bombe von Anfang an abschussbereit in ihrem Rohr steckt. „Wenn ich ein Feuerwerk zu Musik aufstelle, muss alles genau abgestimmt sein und passend abgeschossen werden“, sagt Sauer. Beim Abschlussfeuerwerk für das Volksfest habe er jedoch eine Liste mit der Aufzählung, was als Nächstes kommt, und drückt mit Gefühl und Erfahrung auf’s Knöpfchen.

„Das mache ich nach meinem Empfinden. Ich schaue, wie es sich entwickelt: Wumm! – eine große Explosion, da warte ich kurz ab, damit sie wirkt, und dann, peng! – schieße ich die nächste Batterie ab.“

Dieser Artikel erschien erstmals am 23. August 2016 im Straubinger Tagblatt.