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Metzgerinnung Straubing-Deggendorf ist ohne Obermeister

21 Jahre lang war Thomas Krinner der Obermeister der Metzger-Innung Straubing-Deggendorf. Nun ist er nicht mehr angetreten. Ohne einen direkten Nachfolger. Was das für die Zukunft des Metzgerhandwerks in der Region heißt.


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Thomas Krinner (l.) tritt nach 21 Jahren als Obermeister zurück. 

Thomas Krinner wird 2003 erstmals Obermeister der Metzger-Innung. Damals noch für Straubing Stadt und Land. 2014 kommt Deggendorf hinzu. 21 Jahre lang ist er durchgehend an der Spitze. Bei der vergangenen Wahl kündigt er an, dass er sich noch ein letztes Mal zur Verfügung stellt. Danach ist Schluss. In der Zwischenzeit tut sich aber kein neuer Kandidat hervor. Also steht die Innung nun ohne Obermeister da.

"Nur für ein Jahr", betont die neue Vorstandschaft

Eine Überraschung war es für die bei der Jahresversammlung anwesenden Metzger am Mittwochabend im Gasthaus Greindl nicht. Als bei der Neuwahl die Stimmzettel herumgingen, wurde es noch klarer. „Der rosa Stimmzettel ist hinfällig“, hieß es. Auf eben diesem rosa Stimmzettel hätte eigentlich der Name des neuen Obermeisters stehen sollen. Bis zuletzt hat die Vorstandschaft um Krinner versucht, einen Nachfolger aufzutreiben. Bis zuletzt waren diese Mühen vergebens. Beate Müller und Stefan Zankl sind nun als Stellvertreter die Übergangslösung. „Aber nur für ein Jahr“, das betont Müller am Abend der Wahl mehrmals. „Ich mache es, weil ich von vornherein zugesagt habe. Wenn ich mir das heute anschaue, würde ich am liebsten Nein sagen“, fügt sie frustriert an. Von 43 stimmberechtigten Metzgern sind gerade einmal neun gekommen. Sie und Zankl seien durch ihre eigenen Betriebe zu eingespannt, als dass sie den Aufgaben eines Obermeisters gerecht werden können. „Erwartet jetzt nicht, dass wir den Karren aus dem Dreck ziehen können“, stellte sie klar.

Schwiegervater und -sohn jeweils 21 Jahre lang im Amt

Aber was heißt das jetzt konkret für die Innung? „Der Betrieb und die Innung laufen vorerst ganz normal weiter“, sagt Kreishandwerksmeister Erwin Reith. Optimal ist es aber dennoch nicht. Der Obermeister besucht Innungsveranstaltungen, sorgt dafür, dass das Handwerk repräsentiert wird. Gerade wenn jemand – wie Krinner – so lange im Amt ist, hat er auch wertvolle Kontakte und einen gewissen Ruf. „Ich bin mit den meisten Bürgermeistern und Kommunalpolitikern per Du“, sagt er im Gespräch mit unserer Mediengruppe. Immer von Vorteil sei dabei der kurze Dienstweg gewesen.
Einen Auslöser für seinen Rückzug gibt es nicht. „Mein Schwiegervater hat es vor mir 21 Jahre lang gemacht“, sagt er. Ob er es wohl so lange durchhalten würde, fragte Krinner sich damals. Ja, wird er.
Das Verhältnis zu den anderen Innungsmitgliedern sei immer gut gewesen, beteuerte er. Hauptgrund sei gewesen, dass nach über 20 Jahren ein frischer Kopf hingehört. „Irgendwann fährt sich alles ein“, sagt er. Mit 27 ist er Meister geworden. Schon damals sah er, dass seine Prüfer „jenseits des Jordan“ waren, wie er es formuliert. „Man muss den Jungen auch mal Platz lassen für ihre Ideen“, sagt er, „nicht immer nur über sie schimpfen“.
Er habe dieses Amt gerne bekleidet. Jetzt ist die Zeit für die Jungen. Die es – Stand jetzt – nicht gibt. „Es ist vielleicht nicht schlimm, dass die Innung nun mal ein Jahr auf Sparflamme läuft“, meint er. Auch hat er Verständnis für Zankl und Müller, wenn sie sagen, sie haben nicht die Zeit dafür. Darüber hinaus habe es mehrere Gespräche mit Kandidaten gegeben. „Vielleicht habe ich diese auch falsch geführt.“

Ohne Obermeister drohen weitere Zusammenschlüsse

Gibt es dann schon einen Kandidaten für 2025? „Jein.“ Krinners Hoffnung? Jemand gibt sich einen Ruck. Schließlich sei seine Innung die größte in Niederbayern. „Man kann es schaffen, ich habe mich nie überlastet gefühlt“, ermutigt er.
Sollte sich kein Nachfolger finden, dann wird das zwangsweise zu weiteren Zusammenschlüssen führen. „Ich bin mir relativ sicher, dass in zehn Jahren nur noch eine gesamtniederbayerische Innung existiert.“ Eine Innung mit zehn bis 15 Mitgliedern zu führen sei sinnfrei.
Mit Zusammenschlüssen entstehen aber auch neue Probleme. Je größer das umfasste Gebiet, desto schwerer ist es, alle Metzger mitzunehmen. Bei der Lebensmittelkontrolle habe ja jeder Landkreis und jede Stadt ihre eigenen Tücken.
Was Krinner ärgert: Zu seiner letzten Hauptversammlung im Amt sind nur neun Leute gekommen. „Ein bisschen mehr Wertschätzung hätte ich mir schon gewünscht“, sagt er. Aber das Personalproblem ziehe sich durch ganz Bayern.