Fragen ans BRK Straubing-Bogen
Erste Hilfe: Sind wir bereit, wenn's drauf ankommt?
12. September 2020, 7:00 Uhr aktualisiert am 12. September 2020, 13:27 Uhr
Über kaum etwas herrscht bei Umfrage so große Einmütigkeit wie über das Thema Erste Hilfe: So gut wie jeder gibt an, dass er im Ernstfall helfen will und würde.
Aber wissen wir auch, was zu tun ist, wenn die Reihe an uns ist? Wir haben die Profi-Lebensrettern vom BRK Straubing-Bogen nach ihren Erfahrungen aus dem Einsatzgeschehen gefragt - und darüber, was jeder Einzelne tun kann, um vorbereitet zu sein, sollte er Zeuge einer gesundheitlichen Notlage eines Mitmenschen werden.
Wie verbreitet ist die Bereitschaft zu Ersten Hilfe?
Eine pauschale Aussage ist laut den Verantwortlichen des BRK nicht möglich. "Manche sind tatsächlich wie gelähmt, wenn eine gesundheitliche Notsituation eintritt, andere handeln", sagt der Pressesprecher des BRK Kreisverbands Straubing-Bogen, Marko Pammer. "Aber die Bereitschaft zu helfen ist schon größer als das Wegschauen. Was wir im Rettungsdienst durchaus merken ist, dass das Thema Telefonreanimation gut angenommen wird. Die Disponenten der Integrierten Leitstelle leiten dabei bei der Reanimation an, wenn jemand über die 112 einen Menschen mit Herz-Kreislauf-Stillstand meldet und bleiben so lange in der Leitung, bis der Rettungsdienst am Unglücksort eintrifft."
Wollen ist die eine Frage, Können die andere. Wie verbreitet ist die Kompetenz in der Bevölkerung, wenn es um Erste Hilfe geht?
"Auch hier ist eine pauschale Aussage nicht möglich. Aber was wir schon bemerken: Oft verstehen die Menschen Erste Hilfe falsch. Denn bereits das Absichern einer Unfallstelle zählt als Erste Hilfe. Das Wichtigste und ebenfalls erste Hilfe ist das Wählen des Notrufs. Unter der 112 erreichen die Bürger dann die Disponenten der Integrierten Leitstelle, die mit Hilfe eines Fragenkatalogs die passenden Rettungsmittel alarmieren. Und - nachdem Handys ja zum Glück weit verbreitet sind, kann fast jeder damit erste Hilfe leisten, wenn er die 112 wählt. Es gibt auch keine "falsche" erste Hilfe. Oft ist die Angst da, etwas falsch zu machen! Das Einzige, was ich falsch machen kann, ist nichts zu tun."
Welche Auswirkung hatte die Ausbreitung von Sars-CoV-2? Sind Menschen jetzt zurückhaltender, etwa aus Angst vor Infektion?
"Wir merken in unseren Kursen, die ja mittlerweile wieder laufen, schon, dass es da einige Unsicherheiten gibt", erklärt Martin Döring, der Teamleiter Ehrenamt, Ausbildung, Verwaltung beim BRK Kreisverband Straubing-Bogen. Er ist für die Breitenausbildung im Kreisverband zuständig. "Wer allerdings die bestehenden Hygieneregeln einhält (Mund-Nasen-Schutz, Desinfektion), der ist im Regelfall auch bei der ersten Hilfe auf der sicheren Seite." Oft komme auch die Frage, wie es denn mit der Mund zu Mund-Beatmung sei, wenn reanimiert wird. Der Deutsche Rat für Wiederbelebung empfiehlt nach der Prüfung der Reaktion und der Atmung durch Ansprechen, Beobachten und Anfassen den Notruf 112 zu wählen und die Thoraxkompression durchzuführen. Mund und Nase sollten mit einem Kleidungsstück zugedeckt werden und gegebenenfalls keine Mund zu Mund-Beatmung durchzuführen.
Wie oft sollte man sein Wissen über Erste Hilfe auffrischen?
Die Berufsgenossenschaften empfehlen, den Erste-Hilfe-Kurs alle zwei Jahre aufzufrischen. Das gilt zwingend für betriebliche Ersthelfer. Aber auch für alle anderen wäre das ein guter Zeitrahmen. Kurse sind unter anderem auf der Webseite des BRK zu finden. Allerdings ist der Run auf die Kurse laut Auskunft des BRK sehr hoch.
Gibt es empfehlenswerte Angebote im Netz?
Vorsicht bei Onlinekursen: Denn der wird nicht von der Führerscheinstelle oder den BGs anerkannt. Das ist rausgeschmissenes Geld. Denn für den Führerschein ist ein Kurs vorgeschrieben, der das praktische Erlernen der Maßnahmen einschließt. Für Menschen, die sich die Maßnahmen wieder mal in Erinnerung rufen möchten, empfiehlt das BRK den kleinen Lebensretter auf der Website beziehungsweise Erste-Hilfe-Online auf den Seiten des DRK.