Landkreis Straubing-Bogen

Endlich wieder Plätzchen auf dem Straubinger Christkindlmarkt

Daniel Edenhofer und Werner Steininger versüßen den Besuchern des Straubinger Christkindlmarkts die Adventszeit


Daniel Edenhofer hat Spaß am Verkaufen.

Daniel Edenhofer hat Spaß am Verkaufen.

Von Marion Bremm

Nach 23 Jahren gibt es auf dem Straubinger Christkindlmarkt wieder selbst gebackene Plätzchen: Werner Steininger und Daniel Edenhofer sind mit ihrem Stand "s'Platzal für d'Blatzal" erstmals dabei und spenden einen Teil ihrer Einnahmen.

Einmal etwas ganz Neues machen

Daniel Edenhofer atmet tief durch. Er stützt sich auf die Theke seines Christkindlmarktstandes und lässt den Kopf tief herabhängen. "Kreizkrumenal", hört man nur noch. Edenhofer blickt auf und erklärt grinsend seine Reaktion: "Die Schokoknusperflocken schmecken so gut - und das, obwohl sie laktose- und glutenfrei sind!" Der Genuss war eine Premiere für Daniel Edenhofer - nicht die einzige Neuheit, die er zuletzt erlebt hat. Zusammen mit seinem Kumpel Werner Steininger ist Edenhofer zum ersten Mal mit dem Stand "s'Platzal für d'Blatzal" auf dem Straubinger Christkindlmarkt vertreten. Die beiden verkaufen Lebkuchen und Plätzchen - Engelsaugen, Spitzbuben, Vanillekipferl und neun weitere Sorten. Der Veranstalter des Christkindlmarkts, Josef Stelzl, war über Edenhofer und Steininger besonders erfreut, denn "selbst gebackene Plätzchen und Lebkuchen gab es seit 23 Jahren nicht mehr auf dem Straubinger Christkindlmarkt." Für Edenhofer, der soeben die letzte Knusperflocke heruntergeschluckt hat, ein Unding: "Seit meiner Kindheit gehört das Blatzal backen von meiner Mama und das Essen dieser durch mich vor Weihnachten einfach dazu." Er fand es schade, dass es auf dem Christkindlmarkt in Straubing so lange Zeit keine hausgemachten Plätzchen und Lebkuchen gab. Deshalb war für die Freunde schnell klar: Entweder verkaufen wir das oder wir lassen die Idee fallen.

Nussmonde, Engelsaugen, Orangen-Zungen und neun weitere Plätzchensorten gibt es am Stand "s'Platzal für d'Blatzal" am Straubinger Christkindlmarkt.

Nussmonde, Engelsaugen, Orangen-Zungen und neun weitere Plätzchensorten gibt es am Stand "s'Platzal für d'Blatzal" am Straubinger Christkindlmarkt.

Blatzal-Panik vor der Eröffnung

Die Vorbereitungen zum Christkindlmarkt haben rund ein Jahr gedauert. "Erst im April 2019 war dann klar, dass wir dabei sein werden. Ab diesem Zeitpunkt haben die beiden dann nicht mehr nur "umanandgspunna". Eine ausführliche Kalkulation musste her, im September gab es ein offizielles "Blatzal-Tasting". "Im Hochsommer haben wir uns durch 26 Sorten gewühlt, nach 18 habe ich mir echt gedacht: Jetzt kann ich nicht mehr!" Aber nur das Beste für die zukünftigen Kunden sollte auf dem Christkindlmarkt angeboten werden. Herausgekommen sind zwölf Sorten. "Ich habe aber wirklich Panik gehabt, ob das alles so klappt. Man verkauft ja nicht jeden Tag Plätzchen." "Cool" sei es gewesen, dass immer mehr Leute auf die beiden Standler in den letzten drei bis vier Monaten zugekommen sind und gefragt haben, ob sie Plätzchen backen dürfen. Unter anderem helfen der Kindergarten und die Kinderkrippe Regenbogen aus Ittling sowie die Außenstelle Bogen der Barmherzigen Brüder bei der Herstellung des feinen Gebäcks. Außerdem arbeiten sechs Hobby-Bäckerinnen für "s'Platzal für d'Blatzal" - "alles handgemacht, kein Unternehmen dahinter und deshalb doppelt so gut." Alle Lieferanten erhalten für ihre Unterstützung eine großzügige Spende der Neustandler. Etwas Entgelt bekommen auch die Bekannten und Verwandten, die Dekoration sowie die Baby- und Kinderkleidung hergestellt haben, die man am Stand kaufen kann. "Wir haben Tiffany-Engel sowie Drahthäkelblüten im Angebot. Die Cousine von Werner näht die Baby- und Kinderkleidung".

Weihnachten, wie es früher einmal war

Bisher geht die Taktik, wie Edenhofer es selbst nennt, auf: "Nachdem die Besucher des Christkindlmarkts schon etwas Glühwein getrunken und sich dazu eine Bratwurst gegönnt haben, fehlt dann die Nachspeise. "Was gibt's da Besseres, als 100 Gramm Blatzal und an Kaffee?" Und selbst am Vormittag herrscht reger Betrieb. "Das ist eine so schöne Sache. Wie früher, als ich noch gebacken habe, schaut das aus", sagt eine ältere Dame und ordert direkt 500 Gramm der Orangen-Zungen. Ein Herr kann sich nicht entscheiden und nimmt deshalb "vo jeder Sortn oans"! Mit geschickten Handgriffen füllt Edenhofer die Gebäckstücke in die Tüte und kassiert ab. "Es ist super, dass wir hier so viel zutun haben und es macht natürlich Spaß zu verkaufen", lacht der 30-Jährige aus Schwarzach. Werner Steiningers Schicht beginnt erst später, Edenhofer ist gerade allein am Stand. In der Nacht ist er Onkel geworden, dementsprechend klein sind die Augen und müde die Glieder. Macht aber nichts: "Wir haben hier genügend Kaffee!" Und tatsächlich gibt es nur nicht-alkoholische Getränke, denn "Glühwein kann man hier doch überall haben und der Apfeltee schmeckt sogar besser als in der Türkei", sagt eine Kundin.

Der Herzog mit Hang zu Plätzchen

Am Anfang haben sich Edenhofer und Steininger das Leben selbst etwas schwergemacht. Mit einem Blick auf seine "s'Platzal für d'Blatzal"-Mütze und -Schürze sagt Edenhofer: "Wenn wir zwei etwas machen, dann zu 110 Prozent. Dazu gehört für uns auch die standesgemäße Kleidung, die wir extra besticken haben lassen." Und selbst der Seifenspender ist mit dem lachenden Kekslogo des Standes bedruckt. "Aber wer mich kennt, weiß, dass ich alles perfekt haben möchte." Und man kennt Daniel Edenhofer in Stadt und Landkreis: Als Darsteller und Regisseur sind die Theaterbühnen seit Jahren seine zweite Heimat, 2015 war er zum Beispiel Herzog Albrecht III. bei den Agnes-Bernauer-Festspielen. "Ja, sag a mal, wieso versteckst di denn etz dann hinter a Theke?", haben bereits viele Bekannte gefragt. "Auch, wenn man mir das nie glaubt, aber ich stehe nicht so gern im Rampenlicht. Lieber ist es mir, wenn etwas von mir Produziertes Erfolg hat." Und Feedback sei ihm sehr wichtig: "Erst gestern hat mir eine Kundschaft gesagt, die Milch im Cappuccino sei zu kalt. Das haben wir dann umgehend behoben. Bei uns wird's jedem warm", lacht er, zeigt auf den "Oh Deer!"-Schriftzug (Wortspiel zu "Oh Dear", was "Oh je" bedeutet) auf seinem Pullover und verdreht die Augen. Damit wendet er sich gleich dem nächsten Kunden zu, wieder ein Bekannter, wie so viele an diesem Vormittag. Auf Plätzchen-Nachschub ist dabei Verlass: "Wir stehen in regelmäßigem Kontakt zu unseren Bekannten, die dann immer wieder nachbacken können."

Nachhaltigkeit muss sein

Bei allem Spaß spielen für die beiden Jungstandler auch die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine große Rolle. Um die Plätzchen nach Hause zu transportieren, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Der Kunde kann wählen, ob er einen kleinen Aufschlag für die nachhaltige Verpackungsvariante zahlen möchte oder auch, ob er eine kostenpflichtige Plastiktüte nimmt. "Hier wollen wir die Besucher selbst mit sich kämpfen lassen: Sind sie bereit, ihren Beitrag zum Naturschutz zu leisten und 40 Cent mehr auszugeben?" Auch der Becher für den "Coffee to go" ist zu 100 Prozent recycelbar, ebenso die Servietten. Und jeder kann seine eigenen Dosen oder Schachteln vorbeibringen, die dann mit den gewünschten Plätzchen gefüllt werden. Vielleicht findet man darin dann auch das "Stadtturm-Plätzchen", das die Liebe von Daniel Edenhofer und Werner Steininger für ihre Heimat ausdrückt - Regionalität und Tradition sind Begriffe, auf denen die Idee des Standes fußt.

"Wir sind mit null Erwartung in die Sache reingegangen. Deshalb sind wir sehr zufrieden mit dem bisherigen Umsatz. Im ersten Jahr weiß man eh nicht, wie es läuft", sagt Edenhofer. Heute sieht es allerdings gut aus: Schon ordert eine weitere Kundin ihren Plätzchen-Stadtturm für daheim.

Der Straubinger Christkindlmarkt - Öffnungszeiten und Aktionen

Der Stand "s'Platzal für d'Blatzal" befindet sich vor der Filiale der Sparkasse am Straubinger Stadtplatz. Bis Montag, 23. Dezember, hat der Straubinger Christkindlmarkt sonntags von 12 bis 20 Uhr geöffnet, montags bis mittwochs von 10 bis 20 Uhr, freitags und samstags bis 20.30 Uhr und donnerstags sogar bis 21 Uhr.

Am Sonntag, 15. Dezember, findet die neue Aktion "Wünsch dir was" mit dem Christkindl und der Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung statt. Kinder, aber auch Erwachsene können ihre Wünsche auf Karten schreiben. Diese werden dann auf der Wünschewand befestigt, die beim Rathaus steht. "Wir hoffen, dass auch das Christkindl dort vorbeifliegt und den einen oder anderen Wunsch erfüllt", erklärt Claudia Karl-Fischer von der Marketingabteilung des Straubinger Tagblatts.

Lose für den bereits traditionellen Straubinger Adventskalender, der in unmittelbarer Nähe zum Christkindlmarkt an der Bürgerhausfassade der Einhorn-Apotheke angebracht ist, gibt es im Leserservice des Straubinger Tagblatts, Ludwigsplatz 32, Tel. 09421/9406700.