München

Münchhausen auf dem Weg nach Irland: Polizei nimmt Nigerianer fest


An den Ein- und Ausreisekontrollstellen am Münchner Flughafen ziehen Bundespolizisten durchschnittlich zwei Reisende pro Tag mit gefälschten Dokumenten aus dem Verkehr. Aber auch für die Mithilfe und Hinweise von Flughafenbediensteten oder Reisenden sind die Bundespolizisten immer dankbar.

An den Ein- und Ausreisekontrollstellen am Münchner Flughafen ziehen Bundespolizisten durchschnittlich zwei Reisende pro Tag mit gefälschten Dokumenten aus dem Verkehr. Aber auch für die Mithilfe und Hinweise von Flughafenbediensteten oder Reisenden sind die Bundespolizisten immer dankbar.

Von Polizei

Er wollte mit gefälschten Papieren nach Cork. Allerdings flog er am Samstag bereits beim Check-In im Terminal 1 auf und nahm dann die Beine in die Hand. Hinzugerufene Bundespolizisten stellten den Nigerianer schließlich im Munich Airport Center und nahmen ihn fest. Der Afrikaner, seit Februar dieses Jahres im Asylverfahren in Deutschland, wollte in Irland erneut Asyl beantragen.

Check-In-Mitarbeiter einer irischen Airline meldeten sich mittags telefonisch bei der Bundespolizei im Terminal 1. Vor ihnen stünde ein Lesother, wolle nach Cork, habe aber keine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland. Das käme ihnen komisch vor. Auch den Bundespolizisten kam das, zwar nicht komisch, aber verdächtig vor.

Als die Beamten am Schalter der Airline eintrafen, hatte der junge Mann aus Afrika den Braten aber wohl schon gerochen und war stiften gegangen. Also machten die Bundespolizisten sich auf die Suche. Wenig später sollte diese von Erfolg gekrönt sein. Die Polizisten entdeckten den Gesuchten im Munich Airport Center und kontrollierten ihn.

Den Beamten zeigte der Afrikaner zuerst eine Duldung (ein aufenthaltsberechtigendes Dokument für Personen im laufenden Asylverfahren). Die Beamten bohrten weiter nach. Schließlich händigte der Kontrollierte auch Ihnen, wie wenige Minuten zuvor dem Check-In Personal, einen lesothischen Reisepass aus. Die Bundespolizisten aber erkannten schnell, dass an dem Dokument manipuliert worden war. Es sollte sich herausstellen, dass das Lichtbild ausgetauscht worden war. Also nahmen die Beamten den vermeintlichen Lesother fest und mit zur Wache.

Dort gab der junge Mann auch gleich zu, in Wahrheit Nigerianer und 29 Jahre alt zu sein. Er sei seit Februar in Deutschland im Asylverfahren und wohne im baden-württembergischen Giengen. Der Rest seiner Erzählungen war dann aber weniger glaubwürdig.

Er habe nicht gewusst, dass der lesothische Pass gefälscht ist. Jemand habe ihn mit unterdrückter Telefonnummer aus Südafrika angerufen, ihn zum Bahnhof irgendwo in München zitiert. Dort sei irgendjemand, der ihm einen Pass übergebe und er solle dann aus Deutschland verschwinden.

Nachdem die Ermittler ihm unmissverständlich zu verstehen gaben, dass die Geschichte eher unglaubwürdig sei, erzählte der Westafrikaner eine neue Variante. Er habe seinen nigerianischen Pass nach Nigeria geschickt, dafür habe ihm jemand den lesothischen Pass gebracht.

Auch das glaubten die Polizisten nicht wirklich. Also hatte der 29-Jährige eine neue Geschichte parat. Dieses Mal sollte es laut seiner Aussage aber die Wahrheit sein. Er sei aus Südafrika angerufen worden, dass ihm jemand aus England einen Pass schicken werde. Wenig später habe er per Post das Dokument erhalten.

Die Bundespolizisten wiederum erklärten dem Geschichtenerzähler, er solle doch nochmals in sich gehen. Das tat der Westafrikaner dann auch und eröffnete den Fragestellern abermals, er werde jetzt die Wahrheit sagen. Er habe den lesothischen Pass von einem Landsmann erhalten. Dazu habe er zuerst ein Passfoto nach Nigeria geschickt, kurze Zeit später habe er den Pass bekommen. Die Flugtickets habe ein nigerianischer Geschäftsmann für ihn gekauft.

Mit der Tatsache konfrontiert, dass die Tickets in Manchester gekauft wurden, erinnerte sich der 29-Jährige, dass dieser Geschäftsmann sein Bruder sei. Dieser wohne in der Nähe der britischen Stadt. Dann fiel ihm ein, er habe das Ticket selbst gekauft. Er habe dazu die Kreditkartendaten seines Bruders verwendet, welche dieser ihm freundlicherweise überlassen habe.

Im Hinblick auf seinen Reiseweg konnten die Ermittler aus etwa vier verschiedenen Varianten wählen, welche sie dem Geschichtenerzähler glauben würden.

Nach dem Grund gefragt, warum er nach Irland wollte, ließ der Nigerianer die Beamten wissen, dass er dort erneut Asyl beantragen wolle, weil ihn dort niemand kenne. Hier in Deutschland habe er Angst, dass die Leute ihn umbringen.

Unabhängig von der Glaubwürdigkeit seiner Geschichten zeigten die Beamten den jungen Afrikaner wegen Urkundenfälschung, unerlaubter Einreise und unerlaubten Aufenthalts an, bevor sie ihn wieder zurück nach Baden-Württemberg schicken.