Mehr als einen kleinen, präzisen Ruck hat Sebastian Kuhn nicht benötigt. Schließlich war das Birklein, das er mühelos aus der Ziegelwand gezogen hat, keine 80 Zentimeter groß und gerade mal fingerdick. Umso größer war allerdings der Aufwand, den es brauchte, um das Bäumchen zu erreichen. Die kleine Birke hatte sich einen speziellen Standort ausgesucht: Sie wurzelte an der Westseite der Vilsbiburger Stadtpfarrkirche - im Eck eines kleinen Vorsprungs direkt über der Turmuhr. Also hatte sich Sebastian Kuhn (31), der hauptberuflich als Baumpfleger unterwegs ist, am Sockel der Zwiebelkuppel durch eine Luke gezwängt und von dort aus abgeseilt. Die Bedingungen für die Aktion am vergangenen Mittwochmorgen, 29. November, haben gerade noch gepasst. Es war frostig, aber lange nicht so klirrend kalt, wie wenige Tage darauf. Und die enormen Schneemassen hatten sich auch noch nicht aufgetürmt.