Geschichtsvortrag in Velden
An Heiligabend 1898 kam die Eisenbahn
4. April 2023, 17:54 Uhr
Auch die dritte Lesung der Aktiven Bürger Velden im Rahmen der 1250-Jahr Feier des Marktes über die Entstehung der örtlichen Infrastruktur stieß wieder auf reges Interesse. Vergangenen Donnerstag fand die Lesung im Autohaus Schober statt. Anhand der wiederholt sehr gut besuchten Lesung kristallisieren sich die Geschichtslesungen langsam als ein Dauerbrenner heraus.
Die Lesung behandelte die Entstehung der Infrastruktur vor Ort. Dabei wurde der Ausbau der Elektriziäts- und Wasserversorgung, die Entstehung des Krankenhauses und der Gesundheitsversorgung, der Polizei, der Feuerwehr und der Post in Velden geschildert. Es wurde auch über die Entstehung der Eisenbahn erzählt, wobei die Zuhörer interessante Zusammenhänge erfuhren. Velden war vor 1890 eine der gewerbereichen Marktgemeinden in Niederbayern. Die Bürger betrieben zum Teil selbst noch Landwirtschaft, lebten jedoch überwiegend vom Handel mit dem Umland. Nach Velden gelangte man auf meist schlecht ausgebauten Kies- und Sandstraßen.
Der Handel wanderte an die Bahn-Stützpunkte
Seit der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinien München-Landshut, München-Simbach und Landshut-Neumarkt, wandte sich der ganze Handel, vor allem mit Getreide und Vieh, von Velden ab und den Orten mit Bahnstation (zum Beispiel Moosburg, Dorfen oder Vilsbiburg) zu. Ab etwa 1883 ging die Bedeutung der Veldener Vieh- und Warenmärkte als Folge dieser Entwicklung erheblich zurück. Nur ein Eisenbahnanschluss konnte einen weiteren Verfall der Wirtschaftskraft des Marktes mit seinen rund 1300 Einwohnern verhindern. In dieser Notzeit schlossen sich tatkräftige Veldner Bürger unter Führung von Bürgermeister Ludwig Angstl am 10. Juni 1891 im "Eisenbahncomité Velden" zusammen mit dem Ziel, Velden mittels einer örtlichen Bedürfnissen dienenden Lokalbahn an das vorhandene Staatseisenbahnnetz anzuschließen.
Es gab auch Widerstände gegen den Bahnanschluss
Trotz erheblicher Widerstände seitens der ausschließlich ihre eigenen Wirtschaftsinteressen verfolgenden Gemeinden und Eisenbahncomités Erding, Moosburg, Vilsbiburg und Landshut erreichten die Veldener Bürger nach vielen Bemühungen die Aufnahme des Projektes einer Lokalbahn von Dorfen über Taufkirchen nach Velden in das Gesetz vom 17. Juni 1896.
Nach etwa zweijähriger Bauzeit konnte die Fertigstellung der Lokalbahn am 22. Dezember 1898 in Velden festlich begangen werden. Mit Zustimmung des Prinzregenten Luitpold von Bayern wurde die Bahnlinie am Heiligabend des Jahres 1898 offiziell ihrer Bestimmung übergeben.
Die Lesung war wieder so aufgebaut, dass eine PowerPoint-Präsentation mit vielen Bildern von damals sowie geschichtlichen Meilensteinen der "rote Faden" war. Durch diesen führte Tristan Mölter, der immer wieder Hintergründe ausführte. Ergänzt wurde die Präsentation durch Lesepassagen von Michael Polster, der die jeweiligen Themen vertiefte. In der Pause wurden vom Team um Joachim Schober Canapes, Tomate-Mozarella-Gläschen oder Lachsschnittchen serviert. Bei einem gemütlichem Beisammensein diskutierten die Teilnehmer noch Erinnerungen.
Am Donnerstag, 20. April, um 19.30 Uhr findet die nächste Lesung im Getränkemarkt Stammler zum Thema "Brauereien, Mühlen und Wirtschaften in Velden" statt. Dabei werden auch Hintergründe zum Bierbrauen und zu Mühlen behandelt werden. Es gibt für alle eine kleine Überraschung.