Exkursion in Kumhausen

Wie Nutzung und Schutz des Waldes gelingen kann


Beim Waldbegang im Stiftungswald bei Kumhausen: Totholzbäume und Tümpel für Gelbbauchunken bieten Lebensraum für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten, während gleichzeitig auch die nachhaltige Holzernte gewährleistet werden muss.

Beim Waldbegang im Stiftungswald bei Kumhausen: Totholzbäume und Tümpel für Gelbbauchunken bieten Lebensraum für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten, während gleichzeitig auch die nachhaltige Holzernte gewährleistet werden muss.

Von Redaktion Landkreis Landshut

Dass der Schutz von Wäldern verantwortungsvoll mit Holznutzung verbunden werden kann, davon überzeugten sich die Teilnehmer des Waldbegangs in einem Waldstück der Heilig-Geistspitalstiftung bei Kumhausen, zu dem das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Abensberg-Landshut (AELF) geladen hatte.

Da die Heilig-Geistspitalstiftung einer nachhaltigen Arbeitsweise verpflichtet ist und damit auch wirtschaftlich handeln und Holz nutzen muss, bot sich eine Exkursion mit Forstbetriebsleiter Bernhard Thalhammer in ein vorbildlich gepflegtes Stück Wald an, um das gelungene Miteinander von Nutzung und Schutz zu zeigen. Der Abschnitt wurde in den letzten fünf bis sieben Jahren mit mäßigen Eingriffen umgebaut und wird durch seine Nähe zur Stadt auch häufig als Erholungswald genutzt. Totholzbäume und Tümpel für Gelbbauchunken bieten Lebensraum für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten, während gleichzeitig auch die nachhaltige Holzernte gewährleistet werden muss.

Eine heimat für die Gelbbauchunke.

Eine heimat für die Gelbbauchunke.

Große Holzvorräte lagern im Wald

Bayern sei das vorratsreichste Gebiet in ganz Deutschland, selbst Neuseeland verfüge pro Hektar über weniger Holzvorrat, wurde bei der Exkursion deutlich. Was auf den ersten Blick erfreulich wirkt, erweist sich in der Praxis aber auch als Herausforderung, denn die Stabilität der Wälder kann unter zu viel Holzvorrat leiden. "Kein Baum wird ewig alt, zudem werden Bäume anfälliger für Stürme und Schädlinge", so begründet Christian Kleiner, Abteilungsleiter Forsten für Stadt und Landkreis, die Notwendigkeit im Wald tätig zu werden. Schwierig sei es für den ein oder anderen Eigentümer aber schon, zumal der durchschnittliche Waldbesitzer gerade einmal über zwei Hektar Fläche verfügt. Dabei empfiehlt es sich, sich vom Revierförster beraten und sich bei der Umsetzung von Maßnahmen von Waldbesitzervereinigungen und Forstbetriebsgemeinschaften unterstützen zu lassen. Der Waldumbau erfordere Fachwissen, sowohl die klimatolerante Baumartenzusammensetzung, die auch zum jeweiligen Standort passt, wie auch die Pflanzdichte will überlegt sein. "Unten muss genug Licht ankommen", betont Bernhard Thalhammer, weswegen im besuchten Waldstück auch viele mittelstarke Fichten entnommen wurden. Stehen die Bäume zu eng, verdunstet zudem zu viel Niederschlagswasser in den Kronen.

Für die Bodenqualität ist es wichtig, Rückegassen in sinnvollen Abständen anzulegen und dauerhaft nur diese Wege für die Waldarbeit zu verwenden. Nur so kann auf die Dauer ein natürlicher Zuwachs im Wald stattfinden.

Waldumbau liefert steigende Holzmengen

"Die Bestockung der Wälder ist noch nicht naturnah genug", erklärt Thalhammer, angesprochen auf die Herausforderungen des Klimawandels. Der Wald sei eine "sehr träge Maschine", weswegen jetzt klimatolerante Baumarten für die nächsten 100 Jahre einzubringen sind. Fakt ist, dass ein konsequenter Waldumbau unumgänglich ist, wodurch zusätzliche Mengen an Holz verfügbar werden. Problematisch erscheine das angesichts der Zuwachs-Zahlen nicht, die in Bayern zu einem Nutzungspotenzial von 24 Millionen Festmetern pro Jahr führen, wobei rund 80 bis 90 Prozent davon tatsächlich genutzt werden. Fallen in den kommenden Jahren nun zusätzliche Holzmengen an, können sie sinnvoll eingesetzt werden. Generell gibt es drei große Nutzungsarten: Sägefähiges Holz, für Zimmerer-Arbeiten und die Möbel-Schreinerei, die industrielle Verwertung, beispielsweise für Papier aber auch neuartige Textilfasern und die thermische Nutzung.

Energetische Nutzung als logische Konsequenz

Vor allem die energetische Verwertung werde immer wieder diskutiert, obwohl es sich hier meist nur um eine Nutzung von Resthölzern handelt und der CO2-Ausstoß im Vergleich zu anderen Energiequellen eine gute Bilanz aufweist. "Der Wald an sich ist CO2-neutral", er-klärt Kleiner, "er nimmt CO2 aus der Atmosphäre auf und speichert den Kohlenstoff im Holz. CO2-Bindung und Freisetzung ist eine Kreislaufwirtschaft". Auf der einen Seite findet also durch den Zuwachs eine Aufnahme statt, an anderer Stelle wird beispielsweise durch Verbrennung wieder Kohlendioxid frei. Bleiben die Bestände weitestgehend stabil, ist dadurch eine thermische Nutzung in unserem Gebiet durchaus sinnvoll. Holz ist dezentral verfügbar und es kommt bis auf die Holzernte und vergleichsweise kurze Transportwege kaum zu Emissionen bei der Bereitstellung.

Zudem lohne sich ein genauerer Blick auf die Zahlen, denn obwohl das in Deutschland geschlagene Holz zwar zu 38 Prozent energetisch genutzt wird, handelt es dabei allermeist nur um die Verwertung von Restholz: So wird beispielsweise Sägemehl, das bei der Bauholz-Produktion anfällt zu Pellets und auch ein genauer Blick auf die Bäume selbst ist aufschlussreich. Während in aller Regel nur der mittlere Bereich als Sägeholz brauchbar ist, fallen sowohl Faulstücke im unteren Teil wie auch Teile der Baumkrone an. Hinzu kommt, dass bei den momentan noch dominanten Fichtenbeständen der Stammholzanteil vergleichsweise hoch ist, die neuen klimatoleranten Laubbäume aber hier eine deutlich schlechtere Bilanz aufweisen. Waldresthölzer stehen also auch künftig in großem Umfang, insbesondere für die thermische Verwertung, zur Verfügung.