Landkreis Landshut

Stadtrat gegen Spielothek am Alten Schlachthof - Ackermann (ÖDP): "Da ist mir ein Sexshop lieber"


In absehbarer Zeit gibt es im Alten Schlachthof keine Spielothek, aber auch kein Kulturcafé. (Foto: cv)

In absehbarer Zeit gibt es im Alten Schlachthof keine Spielothek, aber auch kein Kulturcafé. (Foto: cv)

Aus dem Vorhaben, dem Alten Schlachthof an der Stethaimerstraße mit einem gemischten Konzept aus Gastronomie und Spielothek neues Leben einzuhauchen, wird vorerst nichts.

Äußerst knapp - mit 21:19 Stimmen - haben die Mitglieder des Stadtratsplenums dieser vom Investor Thomas Kolbeck vorgetragenen Idee gestern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Mehrheit war davon überzeugt, dass sich eine Spielothek überhaupt nicht mit dem Projekt Soziale Stadt verträgt.

Dabei war es ausgerechnet Quartiersmanagerin Ele Schöfthaler gewesen, die sich im Plenum für die Kolbeck-Pläne ausgesprochen hatte. Geplant war, wie berichtet, ein Kulturcafé einzurichten, das um ein Weinlokal und einen Bürotrakt ergänzt werden sollte. Und eben um besagte Spielothek mit zwölf Spielautomaten. Den verdutzten Stadträten gegenüber machte Schöfthaler am Freitag deutlich, dass sie zwar zunächst gegen das Vorhaben gewesen sei. Doch fünf Jahre lang habe sie vergeblich nach jemanden gesucht, der aus dem Alten Schlachthof etwas Brauchbares machen wolle, sei aber gescheitert. Mit dem Kompromiss, der Kombination aus Café und Spielothek, um das Ganze finanziell auch stemmen zu können, hat sich die Quartiersmanagerin letztlich anfreunden können. Sie argumentierte im Stadtrat damit, dass ein Wettbüro schlimmer sei als eine Spielothek, weil man in letzterer nur verspielen könne, was man gerade in der Tasche habe. Das Allerschlimmste aber sei das Internet, fügte Ele Schöfthaler leidenschaftlich hinzu. Eine Spielothek gefalle ihr zwar nicht, sie nehme sie jedoch in Kauf, um das Café, um das es ihr gehe, zu bekommen.

Dieser Argumentation folgten unter anderem der Oberbürgermeister und bis auf Ludwig Zellner die komplette CSU-Fraktion. Eine Spielothek sei zwar nicht besonders erfreulich, doch man müsse wenigstens versuchen, den Alten Schlachthof, der seit Jahren vor sich hindümple und ein trauriges Bild abgebe, wieder zu beleben, hieß es. Allenthalben war von einer Kröte zu hören, die es mit der Spielothek zu schlucken gelte. Helmut Radlmeier (CSU) drückte es so aus: "Wir können die Kröte maßvoll schlucken."

Im Lager der Gegner, das knapp die Oberhand behielt, wurde indes auf die negativen Auswirkungen von Spielotheken hingewiesen. Einen solchen Betrieb im Alten Schlachthof einzurichten, bedeute, die Philosophie des Projekts Soziale Stadt zu konterkarieren. Den 21 war die Kröte zu groß. Ludwig Graf (FW) und Tilman von Kuepach (LM) etwa sprachen von höchster Suchtgefahr. Und Christine Ackermann (ÖDP) sagte, dass es in der Stadt genug Spielhallen gebe. Sie wies außerdem darauf hin, dass viele junge Leute einen großen Schuldenberg angehäuft hätten. Ackermann: "Da ist mir ein Sexshop lieber." Damit ging sie auf Prof. Dr. Thomas Küffner (LM) ein, der zuvor gesagt hatte, dass eigentlich niemand Spielhallen wolle. Doch die seien auch nicht schlimmer als Sexshops.