Artenschutz an den Straßen
Staatliches Bauamt Landshut wendet neues Pflegekonzept an
29. September 2021, 9:18 Uhr aktualisiert am 29. September 2021, 9:18 Uhr
Mit einem neuen Pflegekonzept leistet das Staatliche Bauamt Landshut einen Beitrag für mehr Artenschutz entlang der Bundes- und Staatsstraßen. Die Maßnahme ist ein Baustein des Konzepts "Ökologische Aufwertung von Straßenbegleitflächen entlang von Bundes- und Staatsstraßen" des bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr.
Biologische Artenvielfalt und Straßen - zwei Bereiche, die vielleicht nur auf den ersten Blick nicht so recht zusammenpassen. Denn die Grünflächen und Straßenböschungen entlang von Straßen und Wegen sind Rückzugsorte für viele heimische Insektenarten und Kleintiere. Die aktuell verbreitetste Form der Pflege von Grünflächen entlang von Straßen ist die Mulchmahd. Dabei wird das Material geschnitten und bleibt stark zerkleinert auf der Fläche liegen. Die Mulchmahd hat einige ökologische Nachteile, da der Lebensraum vieler Insekten und Kleintiere zerstört wird und diese zudem oft bei der Mahd getötet werden. Hier setzt das neue Pflegekonzept an: Eine Wiesenfläche, die bisher gemulcht wurde, kann durch den Einsatz schonender Geräte, durch Mähgutabfuhr und optimierten Mähzeitpunkt zu blütenreichem Magergrünland entwickelt werden.
Keine Düngemittel auf "Auswahlflächen"
In sogenannten "Auswahlflächen", die ein hohes ökologisches Aufwertungspotenzial besitzen und eine Mindestgröße von 500 Quadratmetern sowie eine Mindestbreite von drei Metern vorweisen, wird auf den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie eine Mulchmahd komplett verzichtet. Besonders geeignet sind hierbei Böschungsbereiche, die nur in geringer Entfernung zu Naturschutzgebieten, Biotopen oder Ausgleichsflächen liegen und ein Vorkommen gefährdeter oder geschützter Tiere und Pflanzen vorweisen. Dies ermöglicht eine besondere Vernetzung der Lebensräume von Pflanzen und Tieren.
Balkenmäher statt Mulchmahd
Bei den Mäharbeiten (zumeist erster Schnitt im Juni, zweiter Schnitt im August) werden Maschinen wie der Balkenmäher eingesetzt, die ein schonenderes Mähen ermöglichen. Durch eine Mindestmahdhöhe von zehn Zentimetern werden Verluste der bodennahen Fauna deutlich reduziert. Außerdem lassen sich dadurch Bodenverletzungen vermeiden, die das Einwandern von "Problempflanzen" wie etwa Kreuzkräuter oder Neophyten begünstigen.
Nach der Mahd wird das Mähgut einen Tag liegen gelassen, um eine Notreife und Aussamung der geschnittenen Wiesenfläche respektive der Vegetation zu ermöglichen. Zudem erhalten Kleintiere die Möglichkeit, rechtzeitig in noch nicht gemähte Abschnitte abzuwandern.
"Manche Grünflächen entlang unserer Bundes- und Staatsstraßen wirken aufgrund der weniger intensiven Pflege vielleicht etwas unordentlich und unaufgeräumt, bieten jedoch ökologisch gute Voraussetzungen für die Etablierung geeigneter Lebensräume für Flora und Fauna", sagt Robert Bayerstorfer, Bereichsleiter Straßenbau am Staatlichen Bauamt Landshut: "Durch das neue Konzept werten wir ausgewählte Flächen auf, da dort mehr blüht und speziell unsere heimischen Insekten und Kleintiere besonders gefördert werden können."
Wichtig für Autofahrer und Co.: Um die Verkehrssicherheit jederzeit zu gewährleisten, werden im unmittelbaren Straßenrandbereich wie bisher ein häufiger Schnitt und eine intensive Pflege angewandt.