Nationalmannschaft in Dingolfing
Fabio Wagner: "Hier kommt die nächste Generation zusammen"
15. Januar 2019, 17:30 Uhr aktualisiert am 15. Januar 2019, 17:30 Uhr
Eine U24/U25-Auswahl der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft ist derzeit für ein Trainingscamp zu Gast in Dingolfing. Dabei ist auch der gebürtige Landshuter Fabio Wagner (23), der aktuell seine fünfte Saison beim DEL-Club ERC Ingolstadt spielt. Im idowa-Interview spricht der Verteidiger über die Maßnahme in Heimatnähe, den neuen Bundestrainer Toni Söderholm und verrät, was er seinem Jugendverein EV Landshut zutraut.
Herr Wagner, beim Trainingscamp hier in Dingolfing zählen Sie zu den ältesten Spielern der Nationalmannschaft. Eine neue Erfahrung für Sie?
Fabio Wagner: Es ist schon ein bisschen ungewohnt. Ich war bei der Nationalmannschaft genauso wie beim Verein in Ingolstadt immer einer der Jüngeren. Aber es ist auch mal schön, den noch Jüngeren ein bisschen Erfahrung mitzugeben und ihnen Kleinigkeiten zu zeigen. Das hat mich auch immer weitergebracht, wenn mir die älteren Spieler geholfen haben.
Haben Sie den Jungen, die das erste Mal bei der Nationalmannschaft sind, auch eine gewisse Nervosität angemerkt?
Wagner: Nervös war keiner, denke ich. Jeder will sich von seiner besten Seite zeigen, alle sind gute Talente. Es hat schon seine Gründe, warum die U20 zuletzt aus der B-WM aufgestiegen ist. In der Beziehung ist das deutsche Eishockey auf einem guten Weg.
Wie bewerten Sie allgemein dieses "Top Team Peking" sowie das Trainingslager in Dingolfing und die Länderspiele gegen die Schweiz im Februar?
Wagner: Ich finde es ganz gut. Hier kommt quasi die nächste Generation zusammen und wir lernen uns besser kennen. Im Verein sind wir ja meist auf verschiedenen Seiten. Deshalb ist es eine gute Maßnahme und ohnehin immer eine Ehre, für sein eigenes Land aufs Eis zu gehen.
Wie bewerten Sie das Niveau des Teams?
Wagner: Das Tempo ist ganz gut, die jungen Spieler sind alle läuferisch sehr gut. Aber es sind nur Trainingstage. Man wird dann erst in den Spielen sehen, wie hoch das Tempo wirklich ist.
Tut es gut, vor dem Saisonschlussspurt noch einmal bei der Nationalmannschaft zu sein?
Wagner: Das ist auf alle Fälle gut. Es ist mal wieder etwas anderes, man kommt mit anderen Spielern zusammen. Jetzt geht es bald in die heiße Phase und entsprechend tut es schon gut, nochmal den Kopf kurzzeitig freizubekommen.
Lesen Sie hier: Die Nationalmannschaft zu Gast in Dingolfing
Es sind die ersten Einheiten des neuen Bundestrainers Toni Söderholm. Wie wirkt er, wie ist seine Ansprache?
Wagner: Er arbeitet sehr konzentriert, achtet sehr auf die Datails und ist eher ein ruhiger Typ. Der erste Eindruck ist sehr gut.
Vergleiche sind oft schwierig, dennoch: Gibt es Unterschiede zu Marco Sturm?
Wagner: Ich hatte mit Marco Sturm nicht so viele Maßnahmen und Toni Söderholm kenne ich erst seit zwei Tagen. Deshalb kann ich das nicht genau sagen. Aber klar ist jeder Trainer ein Stück weit anders und legt auf andere Details mehr Wert.
Unabhängig vom aktuellen Trainingscamp: Wie beurteilen Sie Ihre Rolle in der Nationalmannschaft und was sind Ihre Ziele?
Wagner: Ich will natürlich in Zukunft Nationalspieler und Stammspieler sein. Aber das ist noch ein langer Weg für mich. Wichtig ist dafür, dass ich im Verein gut spiele, dort viel Eiszeit habe und meine Rolle gut ausfülle.
Stichwort Verein: Sie sind aktuell das fünfte Jahr beim ERC Ingolstadt, tragen in dieser Saison auch das "A" für den Assistant-Kapitän auf der Brust. Ein Symbol für Ihre Entwicklung?
Wagner: Es ist eine große Ehre für mich und zeigt mir auch, dass in Ingolstadt viel auf mich gesetzt wird. Ich habe von Jahr zu Jahr mehr Eiszeit bekommen und will einfach so weitermachen. Die Trainer und der Manager vertrauen mir. Wir haben eine gute Mannschaft, müssen jetzt versuchen, noch in die Top Sechs zu rutschen und dann gute Playoffs zu spielen. Letztes Jahr haben wir mit dem Viertelfinale schon wieder einen Schritt nach vorne gemacht. Wir versuchen, da wieder reinzukommen und vielleicht sogar noch einen Schritt mehr zu machen. Aber das ist noch ein langer Weg.
Aktuell steht die Mannschaft auf Platz sieben. Wie bewerten Sie die Saison bisher?
Wagner: Wir hatten einen sehr guten Start bis zur Deutschland-Cup-Pause. Anschließend hatten wir, wie schon in der letzten Saison, einen großen Durchhänger. Der November war nicht unser Monat. Zwischenzeitlich haben wir wieder gut gespielt und es läuft wieder besser. Aber wir spielen noch nicht so wie wir wollen. Das müssen wir jetzt reinbringen. Im Mittelfeld der Tabelle ist alles sehr eng zusammen und für uns sind die kommenden Spiele sehr wichtig. Für uns ist jetzt jedes Spiel fast schon wie ein Playoff-Spiel.
Sie sind hier nahe der Heimat, nicht weit von Landshut entfernt. Wie intensiv verfolgen Sie noch, was beim EVL passiert?
Wagner: Ich habe noch Kontakt zu vielen Spielern. Die meisten sehe ich im Sommer, wenn ich ab und zu in Landshut bin. Ich verfolge nach wie vor sehr, was beim EVL passiert, das ist einfach mein Heimatverein. Wenn es geht, dann schaue ich mir auch mal ein Spiel an.
Trauen Sie dem EVL den Aufstieg in die DEL2 zu?
Wagner: Ja, auf alle Fälle. Sie haben eine gute Mannschaft mit guten jungen Spielern, aber auch ziemlich guten Ausländern. In den Playoffs ist es wie in den vergangenen Jahren aber schwer, wenn die Nord-Teams dazu kommen. Möglich ist alles und ich traue es ihnen zu. Ich wünsche mir nur das Beste für den EVL und dass er wieder in der zweiten Liga Fuß fassen kann. Das wäre sehr wichtig für den Verein.