Landau
Ein Landauer Original: Eva Lohse (71) - die "Prinzessin der Märchen"
27. Juli 2015, 7:39 Uhr aktualisiert am 27. Juli 2015, 7:39 Uhr
"Prinzessin der Märchen! Welches Kleid trägst du am Sonntag?" Eva Lohse möchte gerade am Oberen Stadtplatz in ihr Auto steigen, als ein kleines Mädchen sie am Ärmel fasst und die Frage stellt. Die 71-Jährige ist gerührt und strahlt noch ein wenig mehr als sonst. Prinzessin der Märchen, so hat das Mädchen sie genannt. Wer, wenn nicht Eva Lohse, würde diese Bezeichnung verdienen? Seit fünf Jahren ist sie Theaterchefin, Autorin, Regisseurin, Bühnenbildnerin, Schauspielerin und Sängerin in Personalunion. Die 71-Jährige mit dem roten Lockenkopf feiert das Jubiläum ihres beliebten Theaters natürlich mit einem neuen Stück.
Mittlerweile klingt es fast abgegriffen, Bezeichnungen wie "Paradiesvogel", "schräg" oder "Original" zu verwenden, wenn man über Eva Lohse schreibt. Es würde sie ohnehin nur unzureichend charakterisieren. Gefragt nach ihrer liebsten Bühnenrolle muss sie nicht lange überlegen: "Das verrückte Huhn", sagt sie ohne Umschweife. Sie darauf zu reduzieren, würde aber zu kurz greifen. Man muss sie erleben, und selbst dann bleibt Eva Lohse ein Faszinosum.
Seit fünf Jahren bereichert sie die Bergstadt nun mit Theateraufführungen - bei denen sie alles selber macht. Sie entwirft ein Stück, baut märchenhafte Kulissen und spielt bis zu 14 Rollen selbst. Was man beim Blick in ihren Hinterhof oder in die Winterquartiere ihres Theaters zu sehen bekommt, dürfte an Aufwand nur schwer zu überbieten sein. Tausende Lichter, unzählige leuchtende Stoffbahnen, bedruckte Folien und bis ins Detail ausstaffierte Schaufensterpuppen ergeben eine Ausstattung, bei der man nicht weiß, wo man zuerst hinsehen soll. Und mittendrin sie: die Prinzessin der Märchen, mit rauschenden Kleidern und wallenden Perücken.
Und dann ist da mit einem Mal die Eva Lohse im Alltag, die trotz aller Märchenträume auch recht bodenständig wirken kann. Und den Aufwand ihres Ein-Frau-Theaters ganz bescheiden abtut: "Mein Traum wäre überhaupt nicht möglich, wenn mich nicht so viele Menschen unterstützen würden. Meine eigenen Kinder etwa. Ohne die würde das Ganze finanziell überhaupt nicht gehen." Und dann die Landauer Bevölkerung, die ihr Theater annimmt, mehr noch, ihr immer wieder sagt, wie sehr sie die Stadt bereichere.