Die Schließung der Plattlinger Papierfabrik von UPM zieht einen Rattenschwanz nach sich: Es sind nicht nur über 400 Mitarbeiter, die Ende des Jahres auf der Straße stehen, sondern auch etliche Zulieferer sind betroffen. Und dann noch das riesige Werksgelände, das sich in einen Lost Place verwandelt, wenn sich nicht eine Nachfolgenutzung findet. "Doch es gibt bereits Anfragen von Firmen, die Interesse an Grundstück und Hallen bekunden", sagt Landrat Bernd Sibler.

Als der Automobilhersteller BMW bekanntgab, bei Straßkirchen/Irlbach (Landkreis Straubing-Bogen) ein Montagewerk für Hochvoltbatterien zu bauen, schlugen bei Teilen der Bevölkerung die Wellen hoch. Denn die Hallen entstehen auf fruchtbarem Gäuboden. In Leserbriefen an unsere Mediengruppe und im sozialen Netzwerk Facebook ist so nun immer wieder zu lesen, ob denn das Gelände von UPM im Plattlinger Industriegebiet nicht für die geplante BMW-Fabrik geeignet wäre. Noch dazu stehen dort Hallen, die für die Produktion genutzt werden könnten. Und der wertvolle Gäuboden könnte geschont werden und müsste nicht versiegelt werden, wie beispielsweise der Deggendorfer Kreisrat und Kreisvorsitzende von B'90/Die Grünen, Christian Heilmann-Tröster, sagt.

Weiter fügt der Grünen-Kommunalpolitiker in einer Pressemitteilung an: "Ein Teil der benötigten Infrastruktur ist bereits vorhanden, das Gelände ist voll erschlossen, verfügt über eine entsprechende Stromversorgung und die Anbindung an das Schienennetz der Bahn sowie an die A3 sind ebenfalls recht gut. Zahllose Lkw-Fahrten über verstopfte Landstraßen könnten so vermieden werden."

Neue Chancen

Landrat Bernd Sibler und Plattlings Bürgermeister Hans Schmalhofer haben sich bereits etliche Gedanken gemacht. Niemand wolle ein so großes leerstehendes Fabrikgelände, fügt Sibler hinzu. Vergangenen Dienstag habe er mit Schmalhofer gesprochen und der Bürgermeister habe signalisiert, dass er sich schriftlich an den Autobauer wenden werde - und natürlich an UPM, die das letzte Wort haben. Auch der Landrat hat bei seinem letzten Besuch beim Autobauer das Thema angesprochen. Die Frage, so Sibler, sei, ob BMW seine Planungen noch ändern könne. Der Autobauer sei schon sehr weit mit den Planungen in Straßkirchen/Irlbach.

Auf Anfrage unserer Mediengruppe teilte BMW am Montagnachmittag dann auch mit: „Wir verfolgen weiterhin unsere Planung, einen neuen Standort in Straßkirchen und Irlbach aufzubauen.“ Die Vorgehensweise zur Schließung der Papierfabrik in Plattling liege in der Hand des Eigentümers UPM. Details zu dessen Planung und auch zum Standort in Plattling liegen BMW derzeit nicht vor, sodass eine seriöse Bewertung aktuell nicht möglich sei. „Wir sind jedoch grundsätzlich offen dafür, zum Beispiel Auszubildenden des Standorts eine Möglichkeit zur Übernahme anzubieten, um ihnen eine Perspektive bieten zu können“, hieß es.

Bürgermeister Schmalhofer signalisierte nochmals, in allen Richtungen tätig zu sein. "Wir werden sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen", machte er deutlich. Er sprach auch das Industriegleis an, das für eine optimale Anbindung das i-Tüpfelchen sei.

150 zu 52 Hektar

Der Deggendorfer Landrat weiß auch, dass das Gelände, das BMW im Nachbarlandkreis gekauft hat, 150 Hektar groß ist. Das Werksgelände von UPM sei lediglich 52 Hektar groß. "Die Frage ist, ob man hier noch Flächen dazukaufen kann", sagt Sibler. Und das könne nur BMW beantworten. Auch müsse man sehen, ob die bestehenden Hallen passen. Wenn die Fabrik zum Jahresende schließt, müssen erst die Maschinen runtergefahren werden und abkühlen. "Dann beginnt der Rückbau", weiß Sibler.

Da BMW derzeit mit einem Beginn der Produktion im Jahr 2025 und dem Start der Serienproduktion 2026 plant, scheint ein kurzfristiger Schwenk Richtung Plattling unwahrscheinlich.

Firmen bekunden Interesse

Was der Landrat allerdings weiß, ist, dass bereits etliche Firmen, teils sehr hochqualifizierte, bei ihm und Hans Schmalhofer angefragt haben. Denen wurde signalisiert, dass sie sich direkt an UPM wenden sollen. "Ich bin optimistisch, dass sich auch 2024 auf dem Gelände was rührt", sagt Sibler. "Es findet sich eine Firma."