Deggendorf
Landwirte protestieren bei Merkel-Besuch
20. Januar 2020, 15:01 Uhr aktualisiert am 21. Januar 2020, 10:12 Uhr
Ehrenamtliche Helfer sind eine wichtige Stütze der Gesellschaft: In Deggendorf bekommen rund 2.500 Engagierte hohen Besuch - von der Bundeskanzlerin. Landwirte nehmen das zum Anlass, gegen die Agrarpolitik zu demonstrieren.
Großer Bahnhof am Montagnachmittag auf der Kreuzung vor der Deggendorfer Stadthalle: Anlässlich des Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel hatten sich mehrere hundert Landwirte auf der einen und Klimaaktivisten auf der anderen Straßenseite postierte, um zu demonstrieren. Erstere hatten sich zusammengefunden, um unter anderem ihrer Forderung, die Düngeverordnung zu überarbeiten, Nachdruck zu verleihen. Das taten sie aber in Form einer "Stillen Demo" mit Bannern und Schildern.
Genaueres zu den Protesten lesen Sie hier mit idowa.plus: Landwirte und Klima-Aktivisten gegen Merkel
Wie Landwirt Rainer Seidl, Organisator der Vereinigung "Land schafft Verbindung" (LSV) erklärte, wolle man den Hauptakteuren des Merkel-Besuchs, den Ehrenamtlichen, deren Einsatz im Rahmen der Veranstaltung "Ehrenamt im Dialog" gewürdigt wurde, nicht die Show stehlen.
Bundeskanzlerin dankt Ehrenamtlichen
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich in Deggendorf bei rund 2.500 ehrenamtlichen Helfern für deren Engagement bedankt. Die Menschen setzten ihre Zeit für andere ein, sagte sie am Montag. Zeit sei vielleicht das knappste Gut im 21. Jahrhundert. "Sich stundenweise Zeit für andere zu nehmen, etwas zu tun und zu helfen - vielleicht sogar regelmäßig -, das ist etwas Besonderes." Veranstaltet haben das Treffen Stadt und Landkreis Deggendorf - auf Anregung der Kanzlerin, wie Landrat Christian Bernreiter (CSU) sagte.
Söder suchte Gespräch mit Demonstranten
Im Gegensatz dazu skandierten nicht ganz 50 Aktivisten der Deggendorfer "Fridays for future"- und "Parents for future"-Ortsgruppen lautstark ihre Appelle. Sie hatte angesichts des Merkel-Besuchs eigentlich vor, der Bundeskanzlerin eine Petition überreichen, die zum Ziel hat, dass Deggendorf bis 2030 klimaneutral wird. Die Kanzlerin hatte am Montag allerdings einen sehr knapp bemessenen Zeitplan, sodass schon im Voraus feststand, dass sie weder mit den Klimaaktivisten noch mit den Landwirten in Kontakt treten wird.
Anstelle von Kanzerlin Merkel kam dafür Ministerpräsident Markus Söder ins Gespräch mit beiden Gruppen. Den Demonstrierenden der LSV versicherte er, wie bedeutend die Landwirtschaft sei und dass es "um das Wohl unseres Landes" gehe, den Vertretern von "Fridays" erklärte er, dass auch ihm der Klimaschutz ein Anliegen sei.
Sehr zum Ärger von LSV-Organisator Rainer Seidl hatten sich einzelne Mitglieder der rechtsextremistischen Kleinstpartei "Der Dritte Weg" unter die Demonstrierenden gemischt. Sie verließen auf seine Bitte hin die Demonstration.
Polizei: Besuch lief störungsfrei ab
Drei Versammlungen in der Nähe der Veranstaltung waren der Polizei vorab gemeldet. Wie das Polizeipräsidium Niederbayern mitteilte, liefen alle drei durchwegs störungsfrei ab. Da wegen der Versammlungen der Bereich um die Deggendorfer Stadthalle teilweise für den Verkehr gesperrt werden musste, kam es dort zu leichten Beeinträchtigungen im Straßenverkehr.