Typisierungsaktion in Deggendorf
127 Freiwillige ließen sich für krebskranke Brigitte registrieren
25. Oktober 2021, 16:30 Uhr aktualisiert am 25. Oktober 2021, 16:30 Uhr
Insgesamt 127 Röhrchen waren am Sonntag nach der großen Typisierungsaktion für Krankenschwester Brigitte Reiter am Landratsamt bereit für das Labor, 46 davon kamen von Schülern der Krankenpflegeschule.
Die 60-Jährige aus Deggendorf, die am Donau-Isar-Klinikum unzähligen Patienten beigestanden und ihnen wieder auf die Beine geholfen hat, ist nun selbst dringend auf Hilfe angewiesen. Daher wurde die Typisierungsaktion, die unter der Schirmherrschaft von Landrat Christian Bernreiter stand, auf die Beine gestellt. Zwischen 11 und 16 Uhr konnte man sich als Stammzellenspender registrieren lassen, das Ganze in der Hoffnung, einen genetischen Zwilling für Brigitte Reiter zu finden. Und nicht nur für sie ist eine Stammzellenspende lebensnotwendig. Alleine in Deutschland erkranken jährlich etwa 13.700 Personen an Leukämie. Bei den meisten Erkrankten hilft nur eine Stammzellenspende, das Leben der Patienten zu retten. Die Testergebnisse werden in einer Datenbank in Ulm gespeichert und stehen dann weltweit zur Verfügung.
Organisiert wurde die Typisierungsaktion am Landratsamt durch die AKB in Zusammenarbeit mit der Aktion Knochenmarkspende (AKS) Deggendorf mit ihrer Vorsitzenden Heidi Hirtreiter und den Mitarbeitern des Landratsamtes um Personalratsvorsitzenden Gerhard Skotnitzki. Unter den freiwilligen Helfern befand sich auch der bereits zweifache Spender Christoph Rohrmoser. Bereits um 8.30 Uhr begann das etwa 20 Personen starke Team mit den Vorbereitungen. So war auch, der Coronapandemie geschuldet, vor dem Landratsamt ein Pavillon aufgebaut. Hier wurde der 3G-Nachweis überprüft. Wer keinen Nachweis mitbringen konnte, hatte noch die Möglichkeit, sich vor Ort testen zu lassen.
"Ein kleiner Pieks, der nicht wehtut"
Die Heilungschancen nach einer Stammzellspende liegen nach Erfahrungswerten bei zwischen 45 bis 75 Prozent. Bedauerlicherweise findet derzeit im Schnitt immer noch jeder fünfte Patient keinen geeigneten Spender. Johannes Friedl war der erste Freiwillige am Sonntag. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit, sich registrieren zu lassen: "Ein kleiner Pieks, der nicht wehtut, und Leben retten kann." Er bat außerdem jeden Einzelnen, es ihm gleich zu tun. So wie Johannes Friedl dachten viele der Freiwilligen am Sonntag. So mancher meinte: "Was wäre, wenn es mir passieren würde, dann wäre auch ich froh, wenn ich eine Stammzellspende erhalten kann." Fünf medizinische Fachleute um Dr. Christine Nothaft, Ärztin am BKH Mainkofen, standen ehrenamtlich bereit, um Blut abzunehmen. Die vonseiten des AKB aus Gauting bei München angereiste Cornelia Kellermann mit ihrer Tochter Marisa Kellermann zeichnete für die Typisierungsaktion gesamtverantwortlich. Für alle Freiwilligen fand Dr. Kellermann herzliche Dankesworte für die bereitwillige Unterstützung.
Sie erläuterte, dass ein potenzieller Spender bei einer Übereinstimmung von bestimmten Gewebemerkmalen benachrichtigt und gebeten wird, eine sogenannte Bestätigungstypisierung beim Hausarzt durchführen zu lassen. Wenn dann alles passt, kann es losgehen mit der tatsächlichen Stammzellspende, die vielleicht ein Leben rettet.
Aus Erfahrung berichtete Cornelia Kellermann, dass es ein hervorragendes Gefühl sei, wenn feststehe, dass einem schwerstkranken Patienten geholfen werden konnte, und er weiterleben darf. Auch wer am Sonntag keine Möglichkeit hatte, dabei zu sein, kann unter www.akb.de/registrierung kostenfrei ein Lebensretterset für Zuhause anfordern. Hier ist alles für die Registrierung als Stammzellspender enthalten. Auch wenn man als Stammzellspender zum Beispiel aus Altersgründen nicht mehr in Frage kommt, kann man trotzdem immer noch helfen, denn die gemeinnützige Stiftung AKB ist bei ihrer Arbeit auch dringend auf finanzielle Spenden angewiesen.