Bad Kötzting

Mord am Großen Arber: Fiktive Handlung, reale Schauplätze


Hat gut lachen: Manfred Faschingbauer zeigt stolz sein Krimidebüt "Der fünfte Junge". (Foto: Zitzelsberger)

Hat gut lachen: Manfred Faschingbauer zeigt stolz sein Krimidebüt "Der fünfte Junge". (Foto: Zitzelsberger)

Noch ein Regionalkrimi? Muss das sein? Im Fall von "Der fünfte Junge" lautet die Antwort Ja. Erst vor Kurzem kam das Krimidebüt von Manfred Faschingbauer aus der Druckerpresse.

Der 52-jährige Blaibacher, der in der Baubehörde des Landratsamtes Cham arbeitet, schwebt seitdem auf Wolke 7: "Als ich den Karton mit den ersten 40 Exemplaren öffnete - das war ein fantastisches Gefühl."

Seit seiner Jugend ist Faschingbauer ein leidenschaftlicher Leser, mit dem Schmöker "Herr der Ringe" fing alles an. Am liebsten verschlingt er Thriller, Fantasy, Science Fiction: "Irgendwann dachte ich mir, warum soll ich immer nur lesen, was andere geschrieben haben?" Und so setzte er sich im Alter von 30 Jahren an den Computer, um selbst einen Sci-Fi-Roman zu kreieren.

Für das Erstlingswerk hagelte es Absagen

Nach drei Jahren war der 700 Seiten dicke Wälzer mit dem Titel "Das Sonnenschwert" fertig - und bald folgte der Euphorie die Ernüchterung. Kein einziger Verlag interessierte sich für das Erstlingswerk eines literarischen Nobodys, es hagelte standardisierte Absagen. "Natürlich war das frustrierend", räumt der Vater von zwei erwachsenen Söhnen ein. Auf Selbstkosten ließ er sich ein einziges Exemplar drucken, das in schwarzem Cover gebundene Buch hat einen Ehrenplatz in seinem Arbeitszimmer.

Vom Flugzeugabsturz am Großen Arber inspiriert

Es gab zwei Initialzündungen für den Plot von "Der fünfte Junge": Bei einer Wanderung am Großen Arber entdeckte er ein Marterl, das an einen Flugzeugabsturz im Jahr 1939 erinnert. Die zweite Inspirationsquelle sind Erzählungen seiner Oma von den Kriegszeiten in Blaibach. Wiederholt berichtete sie von einem polnischen Jungen, der sich als Zwangsarbeiter auf einem Bauernhof verdingen musste und unter den Umständen und starkem Heimweh litt.

"Das grobe Handlungsgerüst stand von Anfang an fest", schildert Faschingbauer seine Arbeitsweise: also der Mord an einem 84-Jährigen in der Gegenwart, der mit einer tragischen Geschichte zusammenhängt, die sich während der Zeit des Nationalsozialismus ereignet hat.

Die besten Ideen kommen beim Wandern und Radeln

Dann folgten peu à peu die Details: "Die besten Ideen habe ich beim Wandern oder Radfahren, ich hoffe dann immer, dass ich nichts vergesse, bis ich wieder am Schreibtisch sitze." Und so verfasste er Kapitel für Kapitel, nicht systematisch von Romananfang bis -ende, sondern wie sie ihm spontan einfielen. "Zum Schluss setzte ich die Einzelteile wie ein Puzzle zusammen und überarbeitete sie noch einmal - diesmal stringent von Anfang an."

Natürlich ist das meiste in "Der fünfte Junge" reine Erfindung, aber es gibt auch konkrete Vorbilder. So ist der Ort Kirchbach, in dem der Münchner Kommissar Moritz Buchmann ermittelt, ein Synonym für Blaibach: Schauplätze wie Rokokokirche, Kreuzbach oder der Predigtstuhl werden eins zu eins übernommen. Anderes, wie das Gasthaus zur Post, ist fiktiv.

Für den im Roman genannten Pfarrer Steiner ist der verstorbene Geistliche Ferdinand Köstler Vorbild, er gehörte während der Kriegszeit zu den Wenigen, die eine Kamera hatten und damit Land und Leute auf Papier verewigten. Für den Charakter des "wandelnden Archivs" Alois Kreitinger wurde er von Blaibachs Ehrenbürger Karl Trenner inspiriert. "O Gott, ich muss den Karl noch vorwarnen, bevor dieser Artikel erscheint", lacht Faschingbauer.

Das nächste Mal ermittelt der Kommissar in Lam

Etwa ein Jahr lang arbeitete der Oberpfälzer an seinem Krimidebüt, für das er einen Regensburger Verlag gewinnen konnte. Noch während der Schlusskorrekturen begann er mit Recherchen für die Fortsetzung. "Moritz Buchmann wird wieder in den Bayerischen Wald kommen", kündigt der 52-Jährige an. Auf seinem Schreibtisch stapeln sich Ausgaben der Kötztinger Zeitung, in denen über das Thema Pumpspeicherwerk berichtet wurde. Nach dem Mord auf dem Arber ein Mord auf dem Osser? "Im nächsten Roman stirbt ein Mann eines unnatürlichen Todes, der sein Grundstück am Osser einer Firma verkauft hat, die dort ein PSW errichten will", verrät Faschingbauer. Ins Visier der Polizei geraten als erstes die aufgebrachten Gegner des Projekts, aber das wäre als Lösung dann doch zu naheliegend.
Die ersten hundert Seiten sind bereits getippt. Man darf gespannt sein ...