Nach Wahlpleite

Union ringt um Neustart – Söder sagt JU-Auftritt ab


Markus Söder hat seinen Auftritt beim Deutschlandtag der Jungen Union abgesagt.

Markus Söder hat seinen Auftritt beim Deutschlandtag der Jungen Union abgesagt.

Von mit Material der dpa

Welche Lehren ziehen CDU und CSU aus der schweren Wahlpleite vom 26. September? Und wer bringt sich für den Neustart in Position? Der Unionsnachwuchs bereitet dafür jetzt eine Bühne - aber einer fehlt.

Knapp drei Wochen nach dem Debakel der Union bei der Bundestagswahl kommt das Ringen um Konsequenzen breiter in Gang. Zu einem dreitägigen Treffen der Nachwuchsorganisation Junge Union (JU) in Münster, das an diesem Freitag beginnt, haben sich mehrere Spitzenpolitiker von CDU und CSU angesagt - allerdings nicht CSU-Chef Markus Söder. In der von Kanzlerkandidat und CDU-Chef Armin Laschet angestoßenen Debatte um eine personelle Neuaufstellung werden unter anderem auch Forderungen nach mehr Frauen in der Parteiführung laut.

JU-Chef Tilman Kuban sagte der "Rheinischen Post", er bedauere die Absage Söders. Die Junge Union habe sich seinerzeit für Söder als Kanzlerkandidaten ausgesprochen. "Von daher wäre es richtig gewesen, wenn er sich bei der gemeinsamen Jugendorganisation von CDU und CSU der Diskussion über die Gründe für den schlechten Ausgang bei der Bundestagswahl und die Differenzen im Umgang zwischen den beiden Parteien gestellt hätte." Ein CSU-Sprecher bestätigte, dass Söder entgegen der ursprünglichen Ankündigung nicht kommt. Dieser will stattdessen am Samstag an einer Basiskonferenz der CSU in Bayern teilnehmen. Zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" darüber berichtet.

Merz, Laschet und weitere angekündigt

Die Union war bei der Wahl am 26. September auf das historische Tief von 24,1 Prozent abgestürzt, während die SPD stärkste Kraft wurde. Söder hatte im Machtkampf mit Laschet um die Kanzlerkandidatur den Kürzeren gezogen. Im Wahlkampf gab es dann immer wieder kritische Töne in Richtung des CDU-Chefs. Die CDU will nun auf einem Sonderparteitag den kompletten Bundesvorstand neu wählen. Ob dieser noch im Dezember oder erst im Januar stattfinden wird, ist offen.

Beim "Deutschlandtag" in Münster will die JU mit 317 Delegierten das Wahlergebnis aufarbeiten. Zugleich nutzen Spitzenpolitiker das Treffen mit rund 1.000 Teilnehmern, um sich für die Neuaufstellung zu positionieren. Am Freitag erwartet werden der CDU-Wirtschaftsexperte Friedrich Merz und Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU). Für Samstag sind Laschet und der designierte nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst angekündigt. Die Generalsekretäre Paul Ziemiak (CDU) und Markus Blume (CSU) wollen eine Wahlanalyse liefern. Am Sonntag will CDU-Vize und Gesundheitsminister Jens Spahn kommen.

Unions-Frauen fordern mehr Einfluss

CDU-Vize Silvia Breher kann sich eine Doppelspitze in ihrer Partei vorstellen. "Ich stehe dem grundsätzlich offen gegenüber", sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Sie sehe dafür derzeit zwar keine Mehrheit. Die Frage müsse man aber diskutieren. Sie selbst stehe für Führungsämter bereit. "Ich möchte mich gerne weiter einbringen und die Modernisierung der CDU aktiv mitgestalten", sagte die 48-Jährige. Doppelspitzen haben SPD, Grüne, AfD und Linke.

Unionsfraktionsvize Gitta Connemann (CDU) sagte dem Nachrichtenportal t-online, zur künftigen Führungsspitze müssten "selbstverständlich Frauen gehören - und zwar mehr als bisher". Dies sei nicht aus "Gründen des Proporzes", sondern "aus Gründen der Qualität" wichtig.

JU-Chef Kuban sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die CDU brauche einen Kandidaten, hinter dem sich die ganze Partei versammeln könne. "Gerade jetzt ist es an der Zeit, neuen Köpfen eine Chance zu geben." Kuban betonte zugleich: "Wir haben tolle junge Frauen, die jetzt sichtbarer werden müssen." Er forderte zudem eine neue Diskussions- und Kompromisskultur. "Wir müssen wieder lernen, strittige Themen intern auszudiskutieren und den dann gefundenen Kompromiss oder die Entscheidung gemeinsam nach außen zu vertreten."