Berliner Bauakademie
Pronold steht nicht mehr als Gründungsdirektor zur Verfügung
10. März 2020, 14:42 Uhr aktualisiert am 10. März 2020, 18:57 Uhr
Der SPD-Politiker Florian Pronold steht nicht mehr als Direktor für die Berliner Bauakademie zur Verfügung. Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium begründet seine Entscheidung mit einer mehrmonatigen Karenzzeit, welche ihm die Bundesregierung auferlegt hat. Ein Grund dürfte aber auch der massive Widerstand gegen seine Person aus der Architektenszene sein.
"Die Aufnahme meines Postens als Direktor der Bundesstiftung Bauakademie wäre frühestens zum 15. August 2020 möglich, also dreieinhalb Monate später als geplant und ohne die Möglichkeit, mich vorher ehrenamtlich um den Aufbau der Stiftung zu kümmern", teilte der Bundestagsabgeordnete aus Deggendorf am Dienstag auf seiner Homepage mit. Würde die Stiftung diese Zeitspanne abwarten, würde das nach Ansicht Pronolds den Aufbau der Berliner Bauakademie erheblich verzögern.
"Für die Bundesstiftung Bauakademie ist aus meiner Sicht volle und zügige Handlungsfähigkeit in der Gründungsphase notwendig", heißt es in der Erklärung weiter. "Um einen erfolgreichen Start der Bundesstiftung Bauakademie zu garantieren, habe ich den Stiftungsrat deshalb gebeten, mich von meiner Bereitschaft, das Amt des Direktors auszuüben, zu entbinden." Gerne stehe er der Stiftung und dem zukünftigen Direktorium - sofern gewünscht - ehrenamtlich beratend zur Verfügung.
Gegen die Ernennung Pronolds zum Gründungsdirektor der Bauakademie hatten mehrere Hundert Architekten und Museumsfachleute mit einem offenen Brief protestiert. Darin heißt es, der Staatssekretär sei für das Amt nicht qualifiziert, dem Auswahlverfahren habe es an Transparenz gefehlt. Damit werde eine Chance vergeben, die Bauakademie als Architekturzentrum mit internationaler Ausstrahlung zu etablieren.
Pronold setzte sich gegen die Kritik an seiner Berufung unter anderem in mehreren Interviews zur Wehr. Seit einer Klage durch den SPD-Politiker ist der offene Brief aus dem Internet verschwunden. In der Erklärung vom Dienstag heißt es nun: "Den öffentlichen Wirbel, den interessierte Kreise um meine Person veranstaltet haben, bedauere ich. Die Bauakademie kann ein Kristallisationspunkt für die Zukunftsdebatten über die gesamte Bandbreite der Bauwelt und der Stadtentwicklung werden. Daran mitzuwirken wäre mir eine Herzensangelegenheit gewesen. In der öffentlichen Debatte ging es leider zu keiner Zeit um Inhalte und Profil der Bauakademie, sondern ausschließlich um Verfahrens- und Personalfragen. Neid und Standesdünkel ersetzen keine konzeptionellen Ideen, sie behindern die schnelle Realisierung des Bauwerks. Ich wünsche der Neubesetzung der Direktorenstelle eine auf Konzepte und Ideen fokussierte öffentliche Begleitung."
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