Afrika-Reise

Papst setzt Politik im Südsudan unter Druck

Jahrelanges Blutvergießen und eine der größten Flüchtlingskrisen: Papst Franziskus zeigt im Süsudan den Menschen sein Mitgefühl. Nun sind die Politiker an der Reihe. Es besteht Hoffnung.


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Hoffnungsträger: Papst Franziskus auf seiner Reise im Südsudan.

Nach Jahren des Bürgerkriegs und der blutigen Anschläge im Südsudan hat Papst Franziskus die Hoffnung auf ein Ende des Blutvergießens verstärkt. Mit emotionalen Friedensappellen setzte der Pontifex die Anführer des christlichen Landes in Ostafrika bei seinem historischen Besuch unter Druck.

Zugleich versicherte er den vielen Menschen und vor allem den Millionen Flüchtlingen in der bitterarmen Republik sein Mitgefühl. Zu Zehntausenden strömten die Menschen am Wochenende in der Hauptstadt Juba auf die Straßen, sangen und tanzten bei den Open-Air-Gottesdiensten.

Schon bevor Franziskus am Sonntag zurück nach Rom reiste, wo er gegen 17.00 Uhr landete, bezeichnete Präsident Salva Kiir den Besuch als "Meilenstein" für den Südsudan. Nach dem spirituellen Rüffel, als das Oberhaupt der katholischen Kirche die Entscheider des Landes in einer Ansprache ungewöhnlich direkt für ihre Politik kritisierte, stehen diese nun in der Pflicht. Es gilt, ein eigentlich bereits beschlossenes Friedensabkommen konsequent umzusetzen und weitere politische Gruppen an den Verhandlungstisch zu bringen - damit die ständigen gewalttätigen Anschläge endlich aufhören.

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Ist sich bewusst, dass es ein weiter Weg ist für den Südsudan hin in eine Zukunft ohne Kämpfe und Gewalt: Papst Franziskus.

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Gefeiert wie ein Popstar: Zwei Frauen tragen Kleider, auf denen ein Foto von Papst Franziskus zu sehen ist.

"Ich habe Angst, wie mein Leben und das Leben der anderen Kinder in Zukunft aussehen wird", sagte der 16 Jahre alte Joseph Lat Gatmai bei einem emotionalen Treffen mit dem Papst am Samstag. Der Junge ist einer von rund zwei Millionen Binnenvertriebenen, die unter teils dramatischen Bedingungen und mit derzeit keiner Aussicht auf Besserung im Südsudan in Lagern leben. "Ich bin bei euch. Ich leide für euch und mit euch", rief Franziskus den Vertriebenen zu.

Die Vereinten Nationen zählen die Flüchtlingskrise zur größten in Afrika und der drittgrößten weltweit. Die UN haben seit 2013, als zwei Jahre nach der Unabhängigkeit ein Bürgerkrieg ausbrach, sieben Auffanglager für Binnenflüchtlinge errichtet. Die Lebensbedingungen sind teils dramatisch: Sauberes Trinkwasser ist rar, Krankheiten wie Cholera und Malaria machen die Runde. Viele Kinder sind unterernährt. Nach landesweiten Überschwemmungen 2022 verschärfte sich die Lage.

Besonders von Vertreibung betroffen sind Frauen und Kinder, die oft Opfer sexueller Gewalt werden. Dabei seien just die Frauen und Mütter "der Schlüssel zur Umgestaltung des Landes", sagte Franziskus. Schon beim ersten Teil seiner Afrika-Reise in der Demokratischen Republik Kongo hatte der Pontifex für ein Ende der Gewalt an Frauen gebetet und teils erschütternde Berichte von Gewaltopfern gehört.

Auf dem Rückflug nach Rom appellierte Franziskus, den illegalen Waffenhandel einzudämmen, um so eine Voraussetzung für Frieden zu schaffen. Sowohl im Kongo als auch im Südsudan sind extrem viele Waffen im Umlauf - manche Bauern oder Hirten sind statt mit Stöcken mit Maschinengewehren unterwegs. "Der Waffenhandel ist heute die größte Pest auf dieser Welt. Es ist die Pest", schimpfte Franziskus.

Die Begeisterung für den ersten Besuch eines Papstes war groß im jüngsten Land der Erde. Immer wieder empfingen die Gläubigen in Juba den hohen Gast mit ihrem typischen Freudengeschrei und Gesängen. Es kamen rund 100.000 Menschen zu einer öffentlichen Messe.

Franziskus weiß, dass es ein weiter Weg ist für den Südsudan hin in eine Zukunft ohne Kämpfe und Gewalt. Erst am Donnerstag waren bei einem Angriff auf ein Dorf mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen, darunter vier ehrenamtliche Mitarbeiter des Roten Kreuzes. Das Land gehört zu den gefährlichsten Regionen für humanitäre Helfer weltweit.

Was sich der Papst von der Politik erwartet, hatte er den Anführern schon gleich nach seiner Landung mitgeteilt. "Damit dieses Land nicht zu einem Friedhof verkommt", seien ein Ende der Kämpfe und eine ehrliche Verpflichtung zum Frieden alternativlos. "Die künftigen Generationen werden die Erinnerung an eure Namen auf der Grundlage dessen, was ihr jetzt tut, ehren oder auslöschen", sagte Franziskus zu Präsident Kiir und dessen Vizepräsidenten, die einst verfeindet waren und sich nun in einer fragilen Allianz befinden.

Bei den teils sehr gläubigen Politikern könnte das Wort des Papstes Gewicht haben. Kiir verordnete prompt, 71 Gefangene zu begnadigen - rund die Hälfte der Inhaftierten war zum Tode verurteilt worden. Ein entsprechendes Dekret wurde im staatseigenen TV-Sender verlesen.

Zudem kündigte Kiir an, die sogenannten Rom-Gespräche wieder aufnehmen zu wollen, bei denen weitere Rebellengruppen in den Friedensprozess eingebunden werden. Die katholische Gemeinschaft von Sant'Egidio als Vermittler hofft, schon Ende Februar oder im März die nächste Verhandlungsrunde inklusive fünf neuer Gruppen in Rom zusammenzubekommen. Sollten diese das Friedensdokument unterzeichnen, könnte dies die Gewalt in dem Land deutlich verringern, sagte Tobias Müller von Sant'Egidio der Deutschen Presse-Agentur in Juba.