Nahost

Libanon meldet Tote nach israelischem Luftangriff


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Nach libanesischen Angaben starben bei einem erneuten Angriff im Südlibanon mehrere Menschen. (Archivbild)

Von dpa

Während die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg mit dem Ziel einer Einigung in der kommenden Woche fortgesetzt werden sollen, gehen die Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon weiter. Bei einem israelischen Luftangriff im Südlibanon gab es nach libanesischen Behördenangaben mindestens zehn Tote, darunter eine Frau und zwei Kinder. Als Reaktion feuerte die Hisbollah nach eigenen Angaben zahlreiche Raketen auf das Nachbarland ab.

Das israelische Militär gab an, in der Nacht in der Gegend von Nabatäa ein Waffenlager der libanesischen Hisbollah-Miliz angegriffen zu haben. Zudem habe das Militär mit Artilleriegeschützen angegriffen, um eine Bedrohung in weiteren Gebieten im Südlibanon zu beseitigen, hieß es.

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US-Präsident Biden hofft auf einen Durchbruch bei den Gaza-Verhandlungen. (Archivbild)

Fünf weitere Menschen wurden nach libanesischen Angaben bei dem Vorfall in der Gegend um Nabatäa verletzt, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte. Zwei der Verletzten befänden sich in einem kritischen Zustand. Bei den Opfern handele es sich den Angaben zufolge größtenteils um syrische Staatsbürger.

Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete, dass bei dem Angriff ein Fabrikgebäude getroffen wurde. Dort soll eine syrische Familie gelebt haben. In der Nacht war zunächst von einem Angriff auf ein Wohngebäude die Rede.

Dem israelischen Militär zufolge wurden daraufhin rund 55 Geschosse aus dem Nachbarland in Richtung Israel abgefeuert. Einige landeten demnach auf offenem Gelände. Berichte über Verletzte bei dem jüngsten Angriff gab es den Angaben nach zunächst nicht. Es seien aber mehrere Brände ausgebrochen.


Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas vor mehr als zehn Monaten beschießt die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon fast täglich Ziele im angrenzenden Norden Israels. Das israelische Militär wiederum greift regelmäßig Ziele im Nachbarland an.

Die israelische Armee forderte unterdessen die Anwohner mehrerer Viertel im Zentrum des Gazastreifens vor einem neuen Militäreinsatz zur Flucht auf. Sie sollten sich in ein von Israel als humanitäre Zone ausgewiesenes Gebiet begeben, hieß es in dem Aufruf, den ein israelischer Militärsprecher in arabischer Sprache veröffentlichte.

Bei israelischen Angriffen in benachbarten Gegenden sollen palästinensischen Angaben zufolge zugleich mindestens 17 Menschen getötet sein. Bei einem Luftangriff auf ein Haus in der Nähe des Flüchtlingsviertels Nuseirat, das ebenfalls im zentralen Gazastreifen liegt, seien zudem sechs Menschen ums Leben gekommen, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen.

In dem vom Krieg verwüsteten Küstenstreifen ist nach palästinensischen Angaben ein erster Fall von Kinderlähmung aufgetreten. Erkrankt sei ein ungeimpfter, zehn Monate alter Säugling in Deir al-Balah im Zentrum des Gebiets, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Dies hätten Tests in der jordanischen Hauptstadt Amman ergeben.

UN-Generalsekretär António Guterres hatte zuvor für die Impfung von Hunderttausenden Kindern gegen Polio eine Kampfpause in dem abgeriegelten Küstenstreifen gefordert. Verbreitet wird das Virus oft über verunreinigtes Wasser. Eine Heilung für Polio gibt es bisher nicht.

Einen Durchbruch für eine Waffenruhe erzielten die Vermittler in der katarischen Hauptstadt Doha am Freitag zwar nicht - laut gemeinsamer Mitteilung waren die Gespräche aber konstruktiv. Demnach gibt es einen Vorschlag, der die noch bestehende "Lücke verringern" soll. Er entspreche auch den Grundsätzen des Friedensplans, den US-Präsident Joe Biden im Mai vorgestellt hatte und dessen Details die Hamas nicht neu verhandeln will.

Ein weiteres Spitzentreffen soll es vor Ende nächster Woche in der ägyptischen Hauptstadt Kairo geben. Bis dahin sollen die Unterhändler weiterverhandeln, um verbleibende Lücken zu schließen.

Biden äußerte sich hoffnungsvoll. "Wir sind näher dran als je zuvor", sagte er am Rande einer Veranstaltung im Weißen Haus. "Wir sind viel, viel näher dran als noch vor drei Tagen." US-Außenminister Antony Blinken reist dieses Wochenende nach Israel, um "die intensiven diplomatischen Bemühungen" vor Ort weiterzuführen, wie ein Sprecher seines Ministeriums mitteilte. Ziel sei, das Abkommen zum Abschluss zu bringen. "Niemand in der Region sollte Maßnahmen ergreifen, um diesen Prozess zu untergraben", warnte Biden in einer Erklärung.

Nach Auffassung von Ägyptens Außenminister Badr Abdelatty könnte eine Waffenruhe eine weitere Eskalation in der Region verhindern. Der Iran und die Hisbollah hatten nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran sowie eines Hisbollah-Militärkommandeurs vor gut zwei Wochen Rache geschworen. Seither wurde mit einem Angriff gerechnet. Sowohl der Iran als auch die maßgeblich von ihm unterstützte Hisbollah könnten im Fall einer Waffenruhe im Gazastreifen von einer größeren, womöglich koordinierten Attacke gegen Israel absehen.

Biden hatte im Mai einen Vorschlag zur Beendigung des Gaza-Krieges in drei Phasen unterbreitet. In einer ersten Phase würde demnach während einer Waffenruhe von sechs Wochen eine bestimmte Gruppe von Geiseln freigelassen. Im Gegenzug würden Palästinenser freikommen, die in Israel inhaftiert sind. In zwei weiteren Phasen sollen die Kämpfe dauerhaft eingestellt und die verbliebenen Geiseln freigelassen werden sowie der Wiederaufbau des in weiten Teilen zerstörten Gazastreifens beginnen.

Die Hamas und andere Terroristen aus Gaza hatten am 7. Oktober 2023 den Süden Israels überfallen, mehr als 1.200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln verschleppt. Das Massaker war Auslöser des Krieges. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seither mehr als 40.000 Menschen in Gaza getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern und lässt sich nicht überprüfen.


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