Parteien
Gegen den Ampel-Trend: Grüne wachsen weiter
1. März 2023, 15:15 Uhr aktualisiert am 2. März 2023, 3:06 Uhr
Während SPD und FDP Mitglieder verlieren, wachsen die Grünen als einzige Regierungspartei weiter: Die Partei legte im vergangenen Jahr um rund 0,57 Prozent auf 126.451 Mitglieder leicht zu. Damit hat sich die Zahl das siebte Jahr in Folge erhöht, wie aus einer in Berlin veröffentlichten Statistik der Partei hervorgeht.
Im Vergleich zum Jahr 2021, das im Zeichen des Bundestagswahlkampfes gestanden hatte, fiel der Zuwachs allerdings mager aus: Damals hatten die Grünen bei der Mitgliedschaft rund 17 Prozent hinzugewonnen.
Den Angaben zufolge traten im vergangenen Jahr 9264 Menschen in die Partei ein. Gleichzeitig verzeichneten die Grünen 8517 Abgänge durch Austritte oder den Tod von Mitgliedern.
Überdurchschnittlich sei das Wachstum insbesondere bei jüngeren Menschen und bei Frauen gewesen, hieß es. Das Durchschnittsalter der Neumitglieder lag laut Parteistatistik diesmal bei 37,9 Jahren und damit noch einmal niedriger als im Vorjahr (40,5 Jahre). Der Frauenanteil stieg minimal an und liegt nun bei 42,4 Prozent.
Bei der FDP ist der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre bei den Mitgliederzahlen hingegen gestoppt. Nach Angaben der Partei gab es zum Jahreswechsel 2022/23 rund 76.100 Mitglieder. Ende 2021 waren es rund 77.000 gewesen. In den Vorjahren hatte es eine stetige Zunahme gegeben von 64.000 (2018) auf 65.500 (2019) und 66.000 (2020). Eine Sprecherin sagte, die Mitgliederzahl der FDP im Jahr 2022 habe sich als stabil erweisen, "was uns sehr freut".
Auch die Kanzlerpartei SPD verlor trotz des Sieges bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr Mitglieder, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schon Mitte Januar berichtet hatte. Zum Jahreswechsel hatte die Partei nach Angaben einer Sprecherin 393 727 Mitglieder - ein Jahr zuvor waren es noch 404.305. Die SPD bleibt damit die mitgliederstärkste Partei in Deutschland.
Den Angaben zufolge gaben im Jahresverlauf mehr als 22.000 Mitglieder ihr Parteibuch zurück oder starben. Dem gegenüber standen 12 266 Eintritte - die meisten davon im September und Oktober, direkt vor und nach dem Sieg bei der Bundestagswahl. Rund ein Drittel der SPD-Mitglieder sind Frauen, das Durchschnittsalter liegt bei 61 Jahren.
Die CDU ist im vergangenen Jahr auf 371.986 Mitglieder geschrumpft. Zum Stichtag 31. Dezember habe die Partei in einem Jahr 12.218 Mitglieder verloren, wie ein Parteisprecher auf Anfrage des "Münchner Merkur" Ende Januar erklärt hatte.
Nach Angaben der CDU ist mehr als die Hälfte der Mitglieder älter als 60 Jahre (53 Prozent), schreibt das Blatt. Jedes sechste Mitglied sei sogar älter als 80 Jahre (16,6 Prozent) und nur 5,3 Prozent jünger als 30. Zwischen 16 und 20 Jahren sind es 0,6 Prozent. Das aktuelle Durchschnittsalter der CDU-Mitglieder ist laut der Partei 61,1 Jahre.
Auch die CDU-Schwesterpartei CSU verliert nach Angaben des "Münchner Merkur" Mitglieder. Die Christsozialen hatten am 31. Dezember 2022 "rund 132 000 Voll-, Probe- und Onlinemitglieder", wie ein Parteisprecher erklärte. Am 31. Dezember 2021 lag die Zahl der CSU-Mitglieder noch bei rund 136 000.
Bei der AfD ging die Zahl der Mitglieder um etwa 700 zurück. Nach Angaben eines Parteisprechers lag sie zum Beginn dieses Jahres bei 29180, nach 29882 zum Jahresbeginn 2022.
Die Linke verlor ihrerseits binnen eines Jahres gut 6400 Mitglieder: Zum 31. Dezember 2022 weist die Partei auf ihrer Webseite bundesweit 54.214 Mitglieder aus. Zum Stichtag ein Jahr zuvor waren es noch 60 681 gewesen. Hintergrund der Verluste sind die Wahlniederlagen und der Richtungsstreit zwischen dem jetzigen Vorstand und der früheren Fraktionschefin Sahra Wagenknecht.
Einen Verlust verzeichnete auch der mit einem Abgeordneten im Bundestag vertretene SSW, der Südschleswigsche Wählerverband der dänischen und friesischen Minderheit. Ende des vergangenen Jahres hatte der SSW 3125 Mitglieder, nach 3153 Ende 2021, wie ein Parteisprecher sagte. 2017 hatte der Südschleswigschen Wählerverband noch 3421 Mitglieder gehabt. Hauptursache des Rückgangs ist demnach, dass mehr ältere Mitglieder versterben, als neue hinzukommen. Mehr als die Hälfte der SSW-Mitglieder ist älter als 60 Jahre. Im vergangenen Jahr hat der SSW 118 neue Mitglieder gewonnen und 146 durch Todesfälle oder Austritte verloren.