Nach Scheitern der Impfpflicht

Experten befürchten im Herbst neue Corona-Beschränkungen


Experten gehen im Herbst wieder von steigenden Infektionszahlen aus.

Experten gehen im Herbst wieder von steigenden Infektionszahlen aus.

Von dpa

Die Corona-Impfpflicht ist mittlerweile Geschichte. Mediziner gehen davon aus, dass es im Herbst wieder steigende Infektionszahlen geben wird. Deutschland werde schlecht aufgestellt sein für den nächsten Herbst, heißt es.

Mediziner befürchten nach dem Scheitern einer allgemeinen Corona-Impfpflicht nun wieder eine Zuspitzung der Pandemie im Herbst - bis hin zu neuen Lockdowns.

"Fakt ist, dass wir im Herbst wieder mit steigenden Infektionszahlen rechnen müssen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, der "Augsburger Allgemeinen". "Darauf muss sich die Politik bereits heute vorbereiten, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden."

Der Generalsekretär der Deutschen Immunologischen Gesellschaft, Carsten Watzl, erklärte in der Zeitung: "Das Schlimmste, was passieren konnte, war gar keine Einigung." Überlegungen für einen neuen Anlauf für eine Impfpflicht kämen zu spät. "Eine Impfpflicht, die erst im Herbst beschlossen würde, hätte kaum einen akuten Effekt auf die dann anstehende Welle, und man müsste wieder mit anderen Maßnahmen gegensteuern."

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht die Notwendigkeit wieder stärkerer Schutzmaßnahmen für den Herbst. Mit den jetzigen Regeln des Infektionsschutzgesetzes werde man mit Sicherheit nicht über die Runden kommen, sagte der SPD-Politiker mit Blick auf zu erwartende höhere Infektionszahlen. Angesichts der nun weiter bestehenden Impflücke könne man etwa nicht ohne eine Maskenpflicht in den Herbst hineingehen. Lauterbach verwies darauf, dass das Gesetz ohnehin angegangen werden müsse, da es zum 23. September auslaufe. "Der Spielraum für Lockerungen ist komplett aufgebraucht."

Der Vorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, konstatierte im selben Blatt: "Deutschland wird schlecht aufgestellt sein für den nächsten Herbst." Wenn sich nicht noch viele Menschen impfen ließen, "werden wir im nächsten Herbst und Winter wieder über Lockdown und Kontaktbegrenzungen reden und streiten".

Allerdings sind die Impfungen zum Erliegen gekommen. Im Wochendurchschnitt sind es täglich gut 36.000 - zu Beginn der Kampagne waren es teils über eine Million gewesen.