Entscheidung in der Türkei
Erdogan: Eröffnung der Hagia Sophia als Moschee in zwei Wochen
10. Juli 2020, 21:56 Uhr aktualisiert am 10. Juli 2020, 21:56 Uhr
Istanbul - Nach dem Gerichtsentscheid über ihren Status soll die Hagia Sophia in Istanbul nach dem Willen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bereits in zwei Wochen als Moschee genutzt werden können. "Wir planen, die Vorbereitungen schleunigst zu beenden und am Freitag, den 24. Juli 2020, die Hagia Sophia gemeinsam mit dem Freitagsgebet für Gebete zu eröffnen", sagte Erdogan am Freitagabend.
Die Kritiker rief Erdogan auf, die Entscheidung zu respektieren. "Wie die Hagia Sophia genutzt wird, hat etwas mit den Souveränitätsrechten der Türkei zu tun." Der Eintritt werde gratis sein und allen offen stehen, "für Muslime und Nichtmuslime".
Ein türkisches Gericht hatte am Freitag den Status der Hagia Sophia als Museum annulliert. Erdogan ordnete daraufhin an, die "Hagia Sofia Moschee" für das islamische Gebet zu öffnen. Die Leitung werde der Religionsbehörde übergeben, hieß es in dem Beschluss.
Die Hagia Sophia (griechisch: Heilige Weisheit) wurde im 6. Jahrhundert nach Christus erbaut und war Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, in der die Kaiser gekrönt wurden. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 wandelte Sultan Mehmet II. ("Der Eroberer") die Hagia Sophia in eine Moschee um. Auf Betreiben des türkischen Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk ordnete der Ministerrat im Jahr 1934 die Umwandlung der Hagia Sophia in ein Museum an.
Die erneute Umwidmung in eine Moschee stößt vielerorts im Ausland auf Kritik. Die Weltkulturorganisation Unesco teilte mit, sie bedauere die Umwandlung des als Weltkulturerbe gelisteten Gebäudes ohne vorherige Abstimmung. Griechenland sprach von einer Provokation der zivilisierten Welt. Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich besorgt, dass die Hagia Sophia wieder als Symbol religiösen "Raumgewinns" gedeutet werden könnte. Auch die russisch-orthodoxe Kirche und die griechische Kulturministerin Lina Mendoni verurteilten die Entscheidung scharf. Griechenland und Russland waren wegen der Bedeutung der Hagia Sophia für die Orthodoxie gegen eine Änderung. Der europapolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Florian Hahn, forderte das Ende der EU-Beitrittsgespräche mit Ankara.