In Norditalien
Wilder Braunbär greift Wanderer an
29. Juni 2020, 16:57 Uhr aktualisiert am 29. Juni 2020, 16:57 Uhr
Im italienischen Trentino kommt es zu Konfrontationen mit dem Wildtier, teils mit Verletzten. Nun muss der Bär sein Leben bangen.
Die Szenen häufen sich in den letzten Tagen. Zuletzt gelangte das Video eines 57-jährigen Wanderers an die Öffentlichkeit, dem ein jüngerer Braunbär über zwei Minuten lang in Spormaggiore auf den Fersen war. Der Trentiner war auf einem Fernwanderweg über den Gampenpass nach Riva am Gardasee unterwegs, als es im Gebüsch raschelte.
Hervor trat ein Bär. Es folgte eine gefährliche Begegnung. Dennoch behielt der Wanderer die Nerven und drehte ein Video. Auf ihm ist zu hören, wie er mit Zischlauten versucht, das Tier auf Abstand zu halten. Rückwärts bewegend, versucht der Mann beruhigend auf das Tier einzureden: "Ja, brav isch er, isch a braver." Aggressiv habe der Bär auf ihn nicht gewirkt, erzählt er später.
Bär verletzt zwei Wanderer
Nicht so glimpflich ging eine Bären-Attacke vor einer Woche in den Dolomiten ab. Ein Bär hatte zwei Wanderer angegriffen und verletzt. Beide kamen ins Krankenhaus. Die beiden Männer - Vater und Sohn Masseroni - waren am Monte Peller unterwegs, als es zu der Begegnung mit dem Bären kam.
Das Tier begrub dabei den 28-jährigen Sohn unter sich. Der Vater (59) stürzte sich daraufhin auf den Bären, um seinen Sohn zu befreien. Der 59-Jährige erlitt bei dem Vorfall tiefe Wunden und brach sich ein Bein. Der Sohn kam mit oberflächlichen Verletzungen davon.
Etwa zur gleichen Zeit bekam Fabio Tait aus Sporminore im Trentino einen ungemütlichen Hausbesuch. Ein Bär schaute sich ohne Scheu in seinem Garten um. Zum Glück waren keine Kinder auf der wenige Meter entfernten Rutsche.
Bub reagiert perfekt auf Bär
Ein anderes Kind reagierte richtig, als ein Bär den Wanderweg von Alessandros Familie kreuzt. Die Szene spielt sich in Malga Nuova in 2.000 Metern Höhe ab, wie "La Voce del Trentino" berichtet. Statt wegzurennen oder laut zu schreien, bleibt Alessandro ruhig und entfernt sich langsam von dem Tier, während der Vater die Szene filmt. Der Bär folgt dem Buben einige Meter und macht sich anschließend in die Wildnis davon.
In der beliebten Alpen-Urlaubsregion Trentino leben rund 90 Bären. Die Tiere wurden in den 90er Jahren wieder angesiedelt. Bärengegner sind der Meinung, dass dort zu viele Tiere sind, die Menschen gefährlich werden.
Die angegriffenen Männer wollen den Bären leben lassen
Deshalb hat nun der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti einen Erlass zur Erlegung des Problembären angekündigt, der die beiden Männer angefallen hatte. Doch der italienische Umweltminister ist gegen einen Abschuss.
Er richtete einen Appell zur Rettung des Bären an die Trentiner Behörden. Auch die Opfer von Monte Peller wollen das Tier am Leben lassen. "Sowohl mein Vater als auch ich sind gegen die Tötung", sagt Sohn Christian Masseroni, "weil wir den Berg und die Tiere, die dort leben, respektieren."
Weniger Glück hatte Braunbär Bruno, als er seine alte Heimat Bayern im Jahr 2006 wieder erobern wollte. Sein Besuch endete tödlich. 13 Jahre später tappte ein Bär vergangenen Oktober im Landkreis Garmisch-Partenkirchen in eine Fotofalle. Ein scheues Jungtier, nicht so problematisch wie einst Bruno, so das Landesamt für Umwelt.
Lesen Sie auch: Ein Schakal streift durch Bayern