Öko-Boom
Weil Naturkost trendy ist, wollen Öko-Bauern mehr vom Staat gefördert werden
10. Februar 2016, 15:00 Uhr aktualisiert am 10. Februar 2016, 15:00 Uhr
Ob Salat, Gemüse oder Fleisch - immer mehr Verbraucher greifen zu Naturkost. Ein wachsender Anteil davon kommt inzwischen aus dem Ausland. Denn deutsche Ökobauern können den Bedarf schon länger nicht mehr decken. Die Branche sieht nun den Staat in der Pflicht.
Der Boom bei Naturkost verstärkt den Ruf von Landwirten nach staatlichen Fördermitteln. Neben dem Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) forderten zum Auftakt der Naturkostmesse Biofach in Nürnberg auch mehrere Umweltorganisationen bessere Rahmenbedingungen für Bauern, die ihre Betriebe auf die Erzeugung höher dotierter Bio-Produkte umstellen wollen.
Unter den gegenwärtigen Bedingungen werde die Bundesregierung deutlich hinter ihrem selbst gesteckten Ziel zurückbleiben, 20 Prozent der Anbaufläche bis 2020 auf Ökolandbau umzustellen, kritisierte etwa Greenpeace. "Wir brauchen einen klaren Wechsel von Billigerzeugung hin zu Qualitätsproduktion. Der Ökolandbau zeigt, wie dies gelingen kann", teilte die Umweltorganisation am Mittwoch mit.
Nach Branchenangaben war 2015 der Umsatz mit Naturkost in Deutschland um 11 Prozent auf 8,62 Milliarden Euro gewachsen. Erstmals seit 2008 verzeichne der Markt damit wieder ein zweistelliges Wachstum. Stark gefragt gewesen bei den Verbrauchern seien im Vorjahr vor allem Bio-Eier sowie Mehl, Speiseöl und Milch aus ökologischer Erzeugung. Ähnlich stark wuchs 2015 die Nachfrage nach Naturkosmetik.
Nach Angaben von BÖLW-Chef Felix Prinz zu Löwenstein ist die ökologisch bewirtschaftete Agrarfläche in Deutschland im Vorjahr zwar um 2,9 Prozent auf 1,077 Millionen Hektar gewachsen. "Das reicht aber nicht, um auf das starke Wachstum des Naturkost-Marktes aufzuschließen", unterstrich er. Notwendig seien neben einer gesicherten staatlichen Förderung auch mehr Mittel für die Forschung auf dem Gebiet des Ökolandbaus. Erste Bundesländer kürzten ihre Fördermittel bereits.
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) betonte am Rande der Biofach zwar: "Mein Ziel ist, den Anteil der deutschen Bio-Produkte weiter zu steigern." Bei der großen Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln werde der Markt aber nicht ohne Importe auskommen.
Die Bundesregierung ist der Auffassung, mit der jüngsten Anhebung der Umstellungsförderung um 20 Prozent einen ausreichend großen Beitrag zum Wachstum der Öko-Landwirtschaft zu leisten, wie Ministerialrat Clemens Neumann vom Bundeslandwirtschaftsministerium betonte. "Wir haben gute Rahmenbedingungen und die müssen nun weiter entwickelt werden", betonte er. Dazu gehöre auch die derzeit beratene EU-Verordnung für Bio-Lebensmittel. An den in Deutschland üblichen Kontrollen sollte dabei aber nicht gerüttelt werden.