Zum Welttag der Religionen
Was Forscher über die Religionen sagen
18. Januar 2020, 8:09 Uhr aktualisiert am 18. Januar 2020, 8:44 Uhr
Am Freitag war der Welttag der Religionen. Aus aktuellem Anlass hat idowa fünf Fakten zum Themenkreis "Religion und Religionsausübung" zusammengetragen.
Lesen und staunen Sie mit uns!
1. Religion und Staat
In früherer Zeit hatte Religion großen Einfluss auf die Politik der Staaten. Diese Zeiten dürften zumindest in Europa vorbei sein. In Deutschland sind knapp 60 Prozent der Menschen der Ansicht, dass sich Staaten für die Verbreitung religiöser Werte einsetzen sollten. Das geht aus einer Erhebung des Forschungsinstituts Pew Research hervor. Mit seinem Grad an "Säkularismus" liegt Deutschland im europäischen Mittelfeld. In Schweden wünschen sich 80 Prozent der Menschen die strikte Trennung zwischen Religion und Staat - in der Schweiz hingegen wollen 45 Prozent der Befragten, dass der Staat religiöse Werte als Richtschnur des Handelns begreift.
2. Je christlicher, desto konservativer?
Obwohl vor allem die protestantischen Religionsgemeinschaften sich für gleichgeschlechtliche Lebensformen unter ihren Gläubigen geöffnet haben, sprechen sich gläubige Christen überdurchschnittlich oft gegen schwule und lesbische Ehen aus. In einer europaweiten Befragung haben sich im Schnitt nur 41 Prozent der Menschen, die sich selbst als "sehr gläubige Christen" bezeichneten, für die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen ausgesprochen. Zum Vergleich: Bei den "wenig Gläubigen" und den Atheisten lag die Zustimmung bei 84 beziehungsweise 87 Prozent. Deutschland liegt auch hier im Mittelfeld: 44 Prozent der sehr gläubigen Christen stimmen schwulen und lesbischen Ehen zu.
3. Von wegen, immer weniger Gläubige
Einige Forscher sprechen von einem "neuen Zeitalter der Religionen": Die großen Weltreligionen sind keineswegs auf dem Rückzug, im Gegenteil: Sie wachsen. Allerdings regional sehr unterschiedlich. Die am schnellsten wachsende Religion ist der Islam. Aktuelle Hochrechnungen gehen davon aus, dass im Jahr 2050 drei von zehn Menschen auf der Welt Muslime sein werden. Im Jahr 2070 könnte es bereits mehr Muslime als Christen geben. Aber auch das Christentum wächst weiter: 2050 soll die Zahl der Menschen mit christlichem Bekenntnis die Drei-Milliarden-Marke knacken.
4. Fast ein Drittel der Weltbevölkerung sind Christen
Fast ein Drittel der Weltbevölkerung identifizieren sich als Christen. Bei dieser Umfrage allerdings wurden Katholiken, Protestanten, Orthodoxe und andere kleinere Ableger zusammengezählt. Auf Platz zwei ist der Islam: Rund 23 Prozent der aktuell auf der Erde lebenden Menschen bezeichnen sich als Muslime. Die drittgrößte Gruppe der Welt sind die der Atheisten und Agnostiker. Erst dahinter folgen der Hinduismus, der Buddhismus, das Judentum und andere Religionen, die zusammen weniger Anhänger haben als das Christentum alleine.
5. Religiöse Menschen sind seltener Singles
Für welche Form des Zusammenlebens Menschen sich entscheiden, hat wohl auch mit dem religiösen Bekenntnis zu tun: Religiöse Menschen leben statistisch häufiger in Großfamilien als solche, die nicht Anhänger einer der Weltreligionen sind. Laut einer Statistik des Pew Research Centers leben 7 Prozent der nicht-religiösen Menschen alleine. Bei religiösen Menschen liegt der Anteil der Singles bei 4 Prozent. Auch kinderlose Paare kommen unter nicht-religiösen Menschen statistisch häufiger vor. 14 Prozent der Menschen ohne Bekenntnis leben in einer Beziehung ohne Kinder - zum Vergleich: deren Anteil liegt bei religiösen Menschen bei 7 Prozent. Laut Statistik gibt es wohl außerdem einen gewissen Zusammenhang zwischen Religion und Großfamilien. Die westliche Kleinfamilie mit zwei Eltern plus Kinder wird von 34 Prozent der nicht-religiösen Menschen gelebt. Bei Menschen mit Religion beträgt deren Anteil weltweit rund ein Viertel. Die größten Familien haben laut der Erhebung Muslime. Im Schnitt leben in einem muslimischen Haushalt etwa zwei Menschen mehr als bei Anhängern einer anderen Weltreligion: 6,4 Menschen pro Haushalt bei Muslimen stehen laut Pew Research 4,5 bei anderen Menschen gegenüber.