Essen

Vor Aufspaltung Rekordverlust bei Eon


Johannes Teyssen (l), Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Eon SE, und Finanzvorstand Michael Sen stehen vor der Bilanzpressekonferenz am 09.03.2016 in der Konzernzentrale in Essen (Nordrhein-Westfalen).

Johannes Teyssen (l), Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Eon SE, und Finanzvorstand Michael Sen stehen vor der Bilanzpressekonferenz am 09.03.2016 in der Konzernzentrale in Essen (Nordrhein-Westfalen).

Von Jakob Dreher

Vor seiner Aufspaltung haben milliardenschwere Abschreibungen Deutschlands größten Energiekonzern Eon tief in die roten Zahlen gerissen. Im vergangenen Jahr verbuchte das Unternehmen einen Nettoverlust von fast sieben Milliarden Euro, wie es am Mittwoch am neuen Firmensitz in Essen mitteilte. Eon kündigte an, angesichts der seit Ende 2014 verschlechterten Rahmenbedingungen seine langfristigen Prognosen auf den Prüfstand zu stellen.

An seinem Dividenden-Versprechen hält der Konzern vorerst noch fest. Demnach sollen die Aktionäre wie im Vorjahr 50 Cent je Anteilsschein bekommen. Künftig müssten sich aber auch die Eon-Eigner auf weiter sinkende Ausschüttungen einstellen. Der Konkurrent RWE, der ebenfalls vor der Aufspaltung in zwei Gesellschaften für erneuerbare und für konventionelle Energien steht, hatte seinen Aktionären wegen der Krise im Kraftwerksgeschäft die Dividende weitgehend gestrichen.

Eon erwartet 2016 einen Rückgang des Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) auf 6 bis 6,5 Milliarden Euro. Der um Sondereffekte bereinigte Überschuss soll bei 1,2 bis 1,6 Milliarden Euro landen. In dieser Prognose ist noch die Kraftwerkstochter Uniper enthalten. Im Zuge ihrer Abspaltung wird Eon im Laufe des Jahres einen neuen Ausblick für beide Unternehmen vorlegen.

Hauptgrund für die Verluste waren Wertberichtigungen von insgesamt 8,8 Milliarden Euro auf die konventionellen Kraftwerke, deren Gewinnaussichten sich wegen des Preisverfalls im Stromgroßhandel durch den Ökoenergie-Boom dramatisch eingetrübt haben. Den Großteil der Abschreibungen hatte Eon bereits im dritten Quartal verbucht. 2014 hatte der Konzern ein Minus von 3,2 Milliarden Euro angehäuft.

Der Preisverfall an den Strombörsen hinterließ 2015 auch weitere Spuren im operativen Geschäft. So sackte der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um 10 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro ab. Der Umsatz stieg um knapp 3 Prozent auf 116,2 Milliarden Euro.

In diesem Jahr dürfte die Talfahrt sich beschleunigen. So erreichten laut Eon die Strompreise in den ersten beiden Monaten neue Tiefststände. Zudem stehe der Gaspreis unter Druck. Hinzu komme der schwache Rubel-Kurs, der das wichtige Russland-Geschäft belastet. "Unsere Kennzahlen spiegeln wider, dass sich die Branche in einem grundlegenden strukturellen Umbruch befindet, der sich in diesem Jahr ungebremst fortsetzt", sagte Vorstandschef Johannes Teyssen laut Redemanuskript.

Seit dem Jahreswechsel greift bei Eon schon die Neuausrichtung. Das gesamte Geschäft mit großen Kraftwerken wird seitdem von Uniper aus Düsseldorf geführt. Das Hauptunternehmen sitzt nun in Essen und konzentriert sich auf erneuerbare Energien und den Vertrieb. Die endgültige Trennung soll bei der Hauptversammlung im Juni beschlossen werden. Anschließend wird Uniper an die Börse gebracht.

Teyssen verteidigte erneut die Abspaltung des alten Kerngeschäfts: "Es ist richtig, die Geschäfte jetzt zu trennen und die Voraussetzungen zu schaffen, dass sich die Unternehmen entlang eigener Strategien weiterentwickeln können." Im vergangenen Jahr musste der Manager allerdings einen empfindlichen Rückschlag für seine Pläne einstecken. Das Atomgeschäft bleibt auf politischen Druck hin - und anders als ursprünglich geplant - weiter bei Eon, wird aber in der Tochter PreussenElektra weitgehend unabhängig geführt.