Vermisste Jugendliche

Verschwundene Miriam aus Sachsen-Anhalt in Berlin gefunden


Die Polizei hatte seit Juni 2021 mit zwei Fotos nach Miriam El-H. gesucht.

Die Polizei hatte seit Juni 2021 mit zwei Fotos nach Miriam El-H. gesucht.

Von mit Material der dpa

Die 15 Jahre alte Miriam war seit Juni 2021 verschwunden. Nun wurde sie in einer Wohnung in Berlin gefunden. Die Fahndung hatte zuvor wegen der Fotoauswahl für Aufsehen gesorgt.

Die vermisste 15-jährige Miriam aus Sachsen-Anhalt ist in Berlin wieder aufgetaucht. Nach einem telefonischen Hinweis aus ihrem Umfeld konnte die Polizei sie in der Nacht zu Freitag in einer Wohnung im Bezirk Reinickendorf finden.

"Ihr geht es gut", sagte eine Sprecherin der Berliner Polizei am Freitagmorgen. Sie sei freiwillig in der Wohnung gewesen und nicht Opfer eines Verbrechens.

Zunächst bleibe das Mädchen in der Obhut der Polizei. Ob es auch Ermittlungen wegen einer Straftat gibt, werde wegen der Persönlichkeitsrechte der Minderjährigen nicht mitgeteilt.

Miriam war seit Mitte 2021 verschwunden. Die Mutter und die Polizei hatten sie in Berlin vermutet, offenbar auch, weil Miriam das selbst mitgeteilt hatte. Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung war sie von ihrer Mutter in Sachsen-Anhalt weggelaufen und hatte sich nach Berlin abgesetzt.

Zwei sehr unterschiedliche Fotos

Die Polizei hatte mit zwei Fotos nach Miriam gesucht. Aufsehen erregte das deshalb, weil zwei sehr unterschiedliche Bilder veröffentlicht wurden. Das eine Foto zeigte eine Frau, die deutlich älter als 15 Jahre aussah. Es ist auch auf dem Facebook-Profil des Mädchens zu finden und wurde offenbar stark am Computer bearbeitet. Zu sehen ist ein sehr künstlich wirkendes Gesicht mit übertrieben großen Augen und Lippen. Die Polizei hatte außerdem mitgeteilt, das Mädchen trage gerne farbige Kontaktlinsen und habe lange dunkelblond gefärbte Haare. Andere Fotos in dem Internetprofil zeigen sie eher freizügig gekleidet in einem teuren Auto und in einer Bar.

Die Öffentlichkeitsfahndung begann erst viele Monate, nachdem Miriam verschwunden war. Die Mutter habe sich zwar bereits vor einiger Zeit gemeldet, so die Polizei. Sie habe einer öffentlichen Fahndung aber erst vor Kurzem zugestimmt.

Laut "Bild" erzählte die Mutter, die Berliner Polizei habe die Öffentlichkeitsfahndung zunächst abgelehnt. Sie habe dann einen Brief an die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik geschrieben, worauf die Polizei aktiv wurde. Miriam rief dann laut dem Bericht am Donnerstag bei der Zeitung an und sagte, sie habe den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen und verstehe die Fahndung nicht.

Erinnerungen an einen anderen Fall

Wegen des veröffentlichten Fotos erinnert der Fall auch an die 15-jährige Rebecca aus Berlin, die vor fast genau drei Jahren am 18. Februar 2019 verschwand. Auch damals verwendete die Polizei ein Foto für die Suche, das das Mädchen am Computer retuschiert hatte und wenig Ähnlichkeit mit anderen Bildern von ihr hatte. Anders als im aktuellen Fall geht die Polizei bei Rebecca aber von einem Mord aus, das Mädchen oder ihre Leiche wurde trotz intensiver Suche nicht gefunden.

Jedes Jahr werden in Deutschland viele tausend Menschen als vermisst gemeldet. Laut dem Bundeskriminalamt (BKA) werden täglich 200 bis 300 Fahndungen neu erfasst, etwa die gleiche Anzahl wird wegen Erledigung gelöscht. Die Hälfte der Vermissten sind Kinder und Jugendliche. Sie verschwinden aus unterschiedlichen Gründen, oft wegen Problemen in der Schule, mit den Eltern oder wegen Liebeskummer. Die allermeisten tauchen aber sehr schnell wieder auf.

2020 wurden 73.701 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren als vermisst gemeldet. Im Lauf des Jahres wurden davon 72.159 wieder gefunden (97,9 Prozent). Bei Kindern bis 13 Jahren waren es im selben Jahr 14.614 Fälle, von denen rund 97 Prozent aufgeklärt wurden.

Allerdings bleiben von 1951 bis heute mehr als 1.600 ungeklärte Fälle vermisster Kinder. Mehr als die Hälfte dieser Kinder sind laut BKA unbegleitete Flüchtlinge, Dauerausreißer oder wurden nach Familienkonflikten von einem Elternteil mitgenommen. Bei dem Rest - einigen Hundert bis knapp tausend Kindern - sei "zu befürchten, dass diese Opfer einer Straftat oder eines Unglücksfalls wurden (..) oder nicht mehr am Leben sind".