Kriminalität
Terroralarm in Essen: Haftbefehl gegen Gymnasiasten erlassen
13. Mai 2022, 14:45 Uhr aktualisiert am 13. Mai 2022, 6:48 Uhr
Nach dem mutmaßlich vereitelten Bombenanschlag auf eine Essener Schule ist der verdächtige Gymnasiast in Untersuchungshaft. Die Ermittler sprechen von einer rechtsextremistisch motivierten Tat, die er vorbereitet haben soll.
Die Stadt Essen ist vermutlich nur knapp einem rechtsextremistisch motivierten Terroranschlag entgangen. Gegen einen verdächtigen 16-jährigen Schüler sei am Freitag Haftbefehl erlassen worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf am Freitag mit. Er habe für diesen Freitag einen Anschlag auf die Menschen in dem von ihm besuchten Gymnasium vorbereitet.
Ein Richter schickte den deutschen Jugendlichen damit in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl war unter anderem wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat beantragt worden. Die Generalstaatsanwaltschaft geht der Mitteilung zufolge von einem rechtsextremistischen Motiv aus.
"Dass das Gericht den Haftbefehl erlassen hat, zeigt, wie ernst es dem mutmaßlichen Täter war", sagte der nordrhein-westfälische Justizminister Peter Biesenbach (CDU). Umso wichtiger sei es gewesen, dass die Ermittlungsbehörden die Gefahr so früh erkannt und gebannt hätten.
Der Gymnasiast soll sich Gegenstände zum Bau von Bomben verschafft und solche hergestellt haben. Daneben soll er sich Waffen beschafft haben, berichtete die Generalstaatsanwaltschaft weiter.
Beweismaterial sichergestellt
Nach einem Zeugenhinweis hatte die Polizei am Donnerstagmorgen die Wohnung der Familie des 16-Jährigen gestürmt und diesen festgenommen. Dabei sei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden.
Die Polizei war bei ihm auf rechtsextreme Schriften und Materialien zum Bombenbau gestoßen. Sprengstoff und 16 Rohrkörper, einige präpariert mit Uhren und Nägeln, wurden sichergestellt, daneben noch ein selbst gebautes Gewehr und Armbrüste mit Pfeilen. Gegen den Gymnasiasten war der Haftbefehl auch wegen Verstoßes gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz sowie wegen der Vorbereitung einer Sprengstoffexplosion beantragt worden.
Nach einem Bericht der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" hatte der Tatverdächtige seinen "Abschied für immer" angekündigt und ein "Geschenk für alle". Der Direktor der Ordenseinrichtung, zu der die Schule des Jugendlichen gehört, Pater Otto Nosbisch, berichtete, dass der Jugendliche mehreren Mitschülern gegenüber seine Pläne angedeutet habe. Da er schon früher öfter von Waffen gesprochen habe, hätten die Mitschüler das ernst genommen und seien zu einer Lehrerin gegangen, die die Schulleitung informiert habe.
Unauffälliger und guter Schüler
Der Jugendliche sei ein recht guter Schüler gewesen und habe sich äußerlich völlig unauffällig verhalten, berichtete Pater Nosbisch. Bei der Durchsuchung der Wohnung wurden aber Hinweise darauf gefunden, dass der 16-Jährige psychische Probleme hatte, wie NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Vortag berichtet hatte. Es seien Aufzeichnungen gefunden worden, die als "dringender Hilferuf eines verzweifelten jungen Mannes gelesen werden" könnten.
Die aktuelle und die ehemalige Schule des Schülers waren mit Sprengstoff-Spürhunden durchsucht worden. Verdächtige Gegenstände wurden dabei nicht gefunden. Die Maßnahmen sind inzwischen abgeschlossen. Die Schule des Jugendlichen, das Don-Bosco-Gymnasium in Essen-Borbeck, blieb am Freitag weiterhin geschlossen.
"Das Kollegium wird in der Schule zusammenkommen, um das Geschehene auf- und die folgenden Tage vorzubereiten. Dazu gehören auch die wichtigen mündlichen Abiturprüfungen am kommenden Montag", erklärte die Schulleitung auf der Schul-Homepage. "Wir sind dankbar, dass uns Schlimmeres erspart geblieben ist."