2.000 Beamte im Einsatz

Polizei will linkes Projekt "Köpi" in Berlin räumen


Bis zu 2000 Polizisten sollen zum Einsatz kommen.

Bis zu 2000 Polizisten sollen zum Einsatz kommen.

Von mit Material der dpa

Neben einem seit 1990 besetzten Haus in Berlin-Mitte kampieren etwa 30 Menschen in Bauwagen. Jetzt lässt der Eigentümer des Grundstücks räumen. Die linke Szene will sich wehren.

Mit einem Einsatz von bis zu 2.000 Polizisten soll am Freitag das linksautonome Wagencamp "Köpi" in Berlin-Mitte geräumt werden. Die Bewohner auf dem Gelände haben Widerstand angekündigt. Wie die Polizei am frühen Morgen mitteilte, wurden in der Nacht zu Freitag in der Umgebung Autos und Gebäude beschädigt. Mehrere Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt. Am Morgen war die Lage laut Polizei ruhig. Einige wenige Unterstützer des "Köpi" seien ab 5.00 Uhr zu angemeldeten Kundgebungen an dem von der Polizei abgeriegelten Gelände gekommen.

Das Wagencamp auf einem Gelände an der Köpenicker Straße gilt als eines der letzten Symbolprojekte der linken Szene in Berlin. Auf dem rund 2.600 Quadratmeter großen Grundstück neben einem 1990 besetzten Haus am ehemaligen Mauerstreifen wohnen etwa 30 Menschen in Bauwagen. Der Grundstückseigentümer hatte mit Hinweis auf eine Baugenehmigung im Juni erfolgreich auf Räumung geklagt. Einen Eilantrag der Bewohner zum Stopp der Zwangsvollstreckung wies das Berliner Kammergericht am Mittwoch ab.

Bewohner wollen nicht kampflos aufgeben

Die Polizei hatte am Donnerstag die Umgebung des Projekts abgesperrt. Dabei seien vom Gelände des Wagencamps Gegenstände geworfen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Die Bewohner hatten ihrerseits in den vergangenen Tagen den Zaun um das Gelände zusätzlich verstärkt. Man werde nicht kampflos aufgeben, hieß es vergangene Woche.

Von den eingeplanten 2000 Polizisten kommen nach Angaben der Sprecherin 700 aus anderen Bundesländern oder von der Bundespolizei. Die Beamten würden nicht nur am Gelände eingesetzt, sondern auch an anderen "signifikanten Örtlichkeiten", etwa zum Schutz von Parteibüros.

Am Donnerstagabend demonstrierten mehrere Hundert Menschen in Kreuzberg gegen die Räumung. Laut Polizei wurde eine Beamtin leicht verletzt, als jemand aus der Menge einen Gegenstand warf. Mülltonnen gingen in Flammen auf.

Lage noch nicht einschätzbar

Schon am vergangenen Wochenende hatten Hunderte Unterstützer des "Köpi" in Mitte und Friedrichshain gegen die Räumung protestiert. In den vergangenen Nächten wurden in der Umgebung mehrfach Mülltonnen und Reifen in Brand gesteckt. Am Mittwochmorgen beschädigten Unbekannte am Bürgeramt in Berlin-Mitte die Verglasung der Eingangstüren und sprühten "Köpi bleibt" ans Gebäude.

Zu "Köpi" gehört ein großes Hinterhaus, das aber nicht geräumt werden soll. Das Gebäude am Mauerstreifen von Ost-Berlin wurde 1990, im Jahr nach dem Mauerfall, besetzt. Neben Wohnungen in den oberen Stockwerken gibt es im Keller und den unteren Geschossen einen Konzertraum, eine Kletterwand, eine kleine Sporthalle und ein Kino.

Wie sich die Lage bei der Räumung entwickeln wird, ist kaum vorherzusagen. So war die Gegenwehr bei der Räumung des besetzten Hauses "Liebig 34" in Friedrichshain im Oktober 2020 wesentlich kleiner als bei ähnlichen Anlässen zuvor. Bei einer Brandschutzprüfung im teilbesetzten Haus "Rigaer 94" im Juni gab es allerdings einen heftigen Angriff auf die Polizei.

Absperrgitter und Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen vor der geplanten Räumung der linken Bauwagensiedlung an der Köpenicker Straße.

Absperrgitter und Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen vor der geplanten Räumung der linken Bauwagensiedlung an der Köpenicker Straße.