Nordatlantik-Insel
"Natur ist unberechenbar" - Neuer Vulkanausbruch auf Island
21. November 2024, 9:27 Uhr
Auf Island hat sich abermals die Erde aufgetan. Der erneute Vulkanausbruch auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik begann in der Nacht um kurz vor Mitternacht (MEZ), wie aus Angaben des isländischen Wetteramtes hervorgeht. Seitdem sprudelt erneut glutrote Lava aus einem länglichen Erdriss. Die Eruptionsspalte war nach Angaben der Behörde schätzungsweise drei Kilometer lang.
Diesmal hatte sich die Eruption nicht in dem Maße angekündigt wie frühere Ausbrüche in der Region. Anders als bei den vorherigen Naturspektakeln gab es vor dem Ausbruch diesmal keine tage- oder gar wochenlange Serie starker Erdbeben. Ein kleiner Erdbebenschwarm und die ersten Anzeichen eines unterirdischen Magmaeinflusses wurden nur eine knappe Dreiviertelstunde vor dem Beginn der Eruption verzeichnet.
Anders als vorherige Vorfälle dieser Art trat die Eruption recht überraschend auf: Vorherige Ausbrüche auf der Halbinsel hatten sich jeweils mit tage- oder gar wochenlangen Serien zunehmend starker Erdbeben angekündigt. Das blieb diesmal aus: Ein kleiner Erdbebenschwarm und die ersten Anzeichen eines unterirdischen Magmaeinflusses wurden nur eine knappe Dreiviertelstunde vor dem Beginn der Eruption verzeichnet.
Entsprechend überraschend kam der Eruptionsbeginn auch für diejenigen, die sich schon längst auf ein Leben mit dauerhafter Vulkangefahr eingestellt haben: Fannar Jónasson, der Bürgermeister von Grindavík, sagte dem isländischen Rundfunksender RÚV zufolge, die Eruption sei unerwartet aufgetreten. "Aber die Natur ist unberechenbar", wurde er von dem Sender zitiert. Die Einheimischen hätten sich an die Evakuierung ihres Ortes mittlerweile gewöhnt.
Bei einem vergangenen Ausbruch im Januar waren drei Häuser in den Ausläufern Grindavíks von Lavamassen erfasst worden - erstmals seit einem halben Jahrhundert hatte ein Vulkanausbruch auf Island damit Behausungen zerstört. Diesmal jedoch scheint die Lage der Eruption für den Ort günstiger zu sein: Die Lava floss bisherigen Erkenntnissen zufolge nicht in die Richtung des kleinen Ortes, in dem vor den Ausbrüchen etwa 4.000 Menschen lebten und in dem nur noch einige Dutzend Häuser bewohnt sind.
Die Einwohner von Grindavík könnten erleichtert aufatmen, dass die Eruption recht weit nördlich aufgetreten sei, sagte Jónasson. Die isländische Zivilschutzbehörde teilte mit, dass in der Gegend keine Gefahr bestehe. Auch der internationale Flughafen von Island im nahegelegenen Keflavík sei nicht betroffen. "Island bleibt ein sicheres Reiseziel", hieß es von der Behörde.
Die Ausbrüche auf der Reykjanes-Halbinsel muss man sich nicht wie diejenigen aus einem klassischen Vulkanberg vorstellen. Stattdessen strömt die Lava aus einem länglichen Erdriss, weshalb diese Art von Ausbruch auch als Spalteneruption bezeichnet wird. In der Regel entsteht dadurch keine große Aschewolke - anders als etwa beim Ausbruch am Vulkangletscher Eyjafjallajökull im Jahr 2010, dessen kilometerhohe Wolke damals tagelang den internationalen Flugverkehr lahmgelegt hatte.
Die Spalteneruptionen lassen sich auf mehrere Vulkansysteme mit unterirdischen Magmakammern zurückführen. Fast 800 Jahre lang hatte die Erde unter der dünn besiedelten Halbinsel im Südwesten von Island Ruhe gegeben, dann war es im März 2021 zu einer ersten Eruption gekommen. Forscher gehen davon aus, dass die aktuelle Ausbruchsserie noch Jahrzehnte andauern könnte - die nun begonnenen Eruption dürfte also nicht die letzte bleiben.
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