Passau
Mittwoch: 75 Busse, 3.000 Flüchtlinge
29. Oktober 2015, 8:02 Uhr aktualisiert am 29. Oktober 2015, 8:02 Uhr
Ungeachtet der überfüllten Notquartiere im bayerischen Grenzraum um Passau rollen die Busse mit Flüchtlingen weiter aus Österreich heran. Tausende Migranten wurden auch am Mittwoch an die deutsche Grenze gefahren und über die Grenze geleitet.
Brennpunkte seien weiterhin die Gemeinden Wegscheid (Kreis Passau), Simbach am Inn (Kreis Rottal-Inn) und Achleiten (Oberösterreich). "Wir erwarten heute 75 Busse mit etwa 3.000 Migranten an den beiden Grenzorten Passau und Wegscheid", sagte am Mittwoch der Sprecher der Bundespolizeiinspektion Freyung, Frank Koller. Mittlerweile laufe immerhin die Zusammenarbeit mit den österreichischen Behörden etwas besser. "Wir bekommen eine Vorabinformation, dann kommen aber doch immer mehr Busse als erwartet." Wichtig wäre zudem, dass die Busse nicht alle auf einmal an der Grenze ankommen und auch diejenigen deutschen Grenzpunkte anfahren, die gerade eine gewisse Aufnahmekapazität haben.
Am Mittwochmorgen waren etwa 1.700 Flüchtlinge in der Dreiländerhalle in Passau sowie 1.000 Menschen in der Niederbayernhalle in Ruhstorf (Kreis Passau) untergebracht gewesen. Die Menschen sollten mit drei Sonderzügen von Passau aus in andere Gemeinden gebracht werden. Auch in den "Paul-Hallen" in Passau warteten etwa 1.000 Menschen. Dort wird derzeit ein Bereich winterfest gemacht.
Traglufthalle aufgebaut
Zwischenzeitlich wurde gestern Nachmittag nahe Hengersberg (Kreis Deggendorf) eine Traglufthalle zur vorübergehenden Unterbringung von Flüchtlingen aufgestellt. Bis zu 300 Asylsuchende sollen dort untergebracht werden. Übernächste Woche könnten dann die ersten Flüchtlinge einziehen. Eigentlich hätte die Traglufthalle bereits vor vier Wochen aufgestellt werden sollen, doch aufgrund von Lieferengpässen kam es zu der massiven Verzögerung. Auch die für Metten (Kreis Deggendorf) geplante Traglufthalle - sie soll dort am Parkplatz des Freibades entstehen - kann erst in etwa vier Wochen aufgestellt werden. Für die Halle muss der Landkreis pro Monat 80.000 Euro Miete zahlen.
Am Dienstag kamen bis in die Abendstunden etwa 5.500 Menschen im Raum Passau an, wie ein Sprecher der Bundespolizei am Mittwochmorgen sagte. Bis in die Nacht zum Mittwoch hätten die österreichischen Behörden Tausende Flüchtlinge an die deutsche Grenze gebracht. "Wir hatten an der Grenze zwischen Achleiten und Passau am Abend bereits mehr als 1.000 wartende Flüchtlinge, als um 1 Uhr nochmals acht voll besetzte Busse kamen", so Koller. Das Problem sei dann, die Menschen so schnell wie möglich aus der Kälte zu einer festen Unterkunft zu bringen.
Eine genaue Zahl, wie viele Flüchtlinge sich derzeit in Niederbayern aufhalten, kann die Regierung zwar nicht nennen: "Die Zahl schwankt täglich stark", sagte dazu am Mittwoch die Regierungssprecherin Sarah Pancur. Allerdings liege diese nach jüngsten Mitteilungen derzeit bei etwa 12.600 Menschen. Am 12. Oktober seien noch 11.279 gezählt worden - das entspricht einer deutlichen Steigerung von circa zehn Prozent in 16 Tagen.
Flüchtlinge springen in den Inn
Diese Zahlen dürften aber - zumindest nicht direkt - in Zusammenhang mit dem derzeitigen Ansturm an die deutsch-österreichische Grenze im Raum Passau und Rottal-Inn gesetzt werden, so Pancur weiter. Die Flüchtlinge, die dort ankommen, würden nach ihrer Registrierung in der Regel in andere Bezirke und Bundesländer verteilt.
Setzt man die Zahl der Migranten, die im Bezirk leben, ins Verhältnis zu dessen Einwohnerzahl, so kommt auf 100 Niederbayern zur Zeit ziemlich genau ein Flüchtling.
Unterdessen wächst bei manchen Flüchtlingen an der Grenze die Verzweiflung: Am Dienstagnachmittag sprangen zwei Migranten in Simbach in den Inn. "Die beiden Männer hatten die Strömung unterschätzt, konnten sich aber an einem Brückenpfeiler festhalten", sagte Koller. Die Wasserrettung konnte die Flüchtlinge aus dem Fluss im Kreis Rottal-Inn holen. Sie wurden mit Unterkühlungen auf deutscher Seite versorgt. Koller: "Das zeigt die Verzweiflung der Flüchtlinge, dass sie schnell und mit allen Mitteln nach Deutschland kommen wollen."