Hamburg
Messerattacke in Supermarkt: Täter soll als Islamist bekannt sein
28. Juli 2017, 16:34 Uhr aktualisiert am 28. Juli 2017, 16:34 Uhr
Ein Mann hat am Freitagnachmittag einen Menschen in einem Hamburger Supermarkt mit einem Messer getötet. Auf seiner Flucht verletzte er sechs weitere, bis ihn Passanten überwältigten. Zivilfahnder nahmen den Täter vorläufig fest.
Medien vor Ort zeigen den Angreifer auf dem Rücksitz eines Polizeiwagens, blutverschmiert mit einer weißen Haube über dem Kopf.
Das Motiv ist laut Polizei bisher unklar. Auf Twitter teilt die Hamburger Polizei mit, es handle sich definitiv um einen Einzeltäter. Ob die Attacke ein Raubüberfall gewesen sei, könne man bisher nicht einschätzen. Wie die Hamburger Morgenpost mitteilt, habe die Polizei ihr gegenüber bestätigt, sie ermittle wegen Terror-Verdachts.
Der Täter habe gegen 15.10 Uhr mit einem Messer mehrere Menschen angegriffen und verletzt, teilte die Polizei mit. Nach aktuellem Stand habe der Mann fünf Menschen verletzt, einen tödlich. Dieser ist seinen Verletzungen laut Polizeimeldung noch im Supermarkt erlegen. Nach der Attacke sei der Täter aus dem Supermarkt geflüchtet. Auf der Flucht habe er vier weitere Personen mit dem Messer verletzt, eine davon schwer. Laut Polizeisprecher Timo Zill werden alle Verletzten derzeit im Krankenhaus behandelt
Passanten hätten den Flüchtenden überwältigt und ihn dabei leicht verletzt. Zivilfahnder der Polizei nahmen den Tatverdächtigen schließlich vorläufig fest.
Bei dem Mann mit dem Messer handelt es sich der Polizei zufolge um einen 26-Jährigen, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten geboren wurde. Sein Motiv blieb unklar. Die Polizei ermittelte in alle Richtungen.
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz sprach von einem "bösartigen Anschlag", den Opfern und Angehörigen drückte er sein Mitgefühl aus. "Zusätzlich wütend macht mich, dass es sich bei dem Täter offenbar um jemanden handelt, der Schutz bei uns in Deutschland beansprucht und dann seinen Hass gegen uns gerichtet hat", teilte Scholz mit. "Offensichtlich handelte es sich um einen Ausländer, der ausreisepflichtig war, aber nicht abgeschoben werden konnte, weil er keine Papiere hatte." Innensenator Andy Grote (SPD) und Vertreter der Polizei wollten am Samstag um 12.00 Uhr über den Stand der Ermittlungen informieren.
Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete der "Tagesspiegel", der Verdächtige sei den deutschen Behörden als Islamist bekannt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur gehen die Sicherheitsbehörden Hinweisen auf salafistische Bezüge nach. Offen ist demnach aber, was das ausschlaggebende Motiv für die Tat war und ob diese ideologisch angetrieben war. Es gebe auch Anhaltspunkte für persönliche Probleme des Mannes, wie Drogenkonsum. Darüber berichtete auch "Spiegel Online". Dem Nachrichtenportal zufolge lebte der 26-Jährige zuletzt in einem Flüchtlingsheim in der Hansestadt.
Augenzeugen berichteten, der Täter habe auf seiner Flucht mehrfach "Allahu Akbar". Dies bedeutet übersetzt "Gott ist groß". Es gab in der Vergangenheit mehrfach Terroranschläge islamistischer Extremisten, bei denen die Täter diesen Ausruf verwendeten.
Ein 50-jähriger Mann starb bei der Messerattacke. Daneben wurden eine 50-jährige Frau und vier Männer (64, 57, 56, 19) durch Messerstiche zum Teil schwer verletzt. Ein 35-Jähriger wurde zudem bei der Überwältigung des Messerstechers verletzt.
Der Sprecher der Hamburger Polizei Timo Zill bestätigt in einem auf Twitter gesendeten Video, dass der Täter mit einem Küchenmesser wahllos und unvermittelt Menschen angegriffen hat.
Video vom Einsatzort
Ein Video zeigt die Situation am Einsatzort in der Fuhlsbüttler Straße:
Zuerst war die Hamburger Polizei von einem Raubüberfall ausgegangen.
Wegen der offenbar wahllosen Angriffe des Tatverdächtigen ermittelte sie aber "in alle Richtungen", wie Polizeisprecher Timo Zill in einem Video auf Twitter zu Reportern sagte. Die Polizei richtete Straßensperrungen ein und bat darum, den Bereich weiträumig zu umfahren.
Rund zwei Stunden nach der Tat meldete die Polizei auf Twitter, der Verdacht eines Raubüberfalls habe sich bisher nicht bestätigt. Es handle sich aber definitiv um einen Einzeltäter. Polizeisprecher Zill schloss einen terroristischen Hintergrund der Tat in einem Video auf Twitter nicht aus.