Notfälle
Medien: US-Luftfahrtbehörde schränkt Hubschrauberverkehr ein
31. Januar 2025, 03:45 Uhr
Nach dem verheerenden Flugzeugabsturz in Washington mit vermutlich 67 Toten läuft die Bergung von Leichen und die Suche nach der Ursache für das Unglück. Einsatzkräfte durchkämmten den Fluss Potomac in der US-Hauptstadt, wo ein Passagierflugzeug und ein Militärhubschrauber nach einer Kollision in der Luft abgestürzt waren. Sie fanden dort weitere Todesopfer. Laut CNN wurden bereits "Dutzende" Leichen geborgen, laut CBS News "mindestens 40", wie beide Sender unter Berufung auf Einsatzkräfte berichten. Die Behörden gehen davon aus, dass niemand überlebt hat.
Noch gibt es keine offiziellen Angaben zur Ursache. US-Medien berichteten von Unregelmäßigkeiten bei der Flugsicherung zum Zeitpunkt des Unglücks. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht. Die Unfallermittlungsbehörde NTSB hat mit Untersuchungen begonnen, warnte aber explizit vor voreiligen Schlussfolgerungen und bat um Geduld. US-Präsident Donald Trump preschte jedoch mit Schuldzuweisungen vor.
Am Hauptstadtflughafen Ronald-Reagan-Airport (DCA) war am Mittwochabend eine Passagiermaschine der American Airlines beim Landeanflug mit einem Militärhubschrauber zusammengeprallt. Beide stürzten ins Wasser. An Bord des Flugzeuges waren 60 Passagiere und 4 Crew-Mitglieder. An Bord des Hubschraubers waren 3 Besatzungsmitglieder.
Nach Einschätzung der Behörden kamen alle 67 Menschen bei dem Unglück ums Leben. Es ist damit das folgenschwerste Flugzeugunglück in den USA seit rund 23 Jahren: Im November 2001 - wenige Wochen nach den Terroranschlägen des 11. September - stürzte eine Maschine der American Airlines kurz nach dem Start in New York ab. 260 Passagiere und Besatzungsmitglieder sowie 5 Menschen am Boden kamen damals ums Leben. Die NTSB führte das Unglück auf einen Fehler des Copiloten zurück.
Über Nacht hatten Rettungskräfte mit Booten und Tauchern im eiskalten Wasser des Potomac-Flusses nach Überlebenden gesucht - doch ohne Erfolg. Mehr als zwei Dutzend Tote wurden Behörden zufolge in den ersten Stunden aus dem Wasser gezogen. Einsatzkräfte äußerten sich zuversichtlich, am Ende alle Leichen bergen zu können. Dies könne jedoch länger dauern wegen widriger Bedingungen und der Suche in einem größeren Gebiet unter Wasser.
Die Flugschreiber der abgestürzten Passagiermaschine wurden inzwischen gefunden. Sie würden nun ausgewertet, berichteten mehrere US-Medien. Experten erhoffen sich davon Erkenntnisse über die Unfallursache. Hinweise auf Kriminalität oder Terrorismus gibt es bislang nicht.
Die "New York Times" und andere US-Medien berichteten unter Berufung auf einen internen Bericht der US-Luftfahrtbehörde FAA, zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes sei ein Fluglotse auf gleich zwei Positionen im Kontrollturm des Ronald-Reagan-Airports eingeteilt gewesen. Der Lotse sei parallel sowohl für Hubschrauber in der Nähe des Flughafens zuständig gewesen als auch für Flugzeuge auf den Start- und Landebahnen. Die Zuteilung im Kontrollturm sei "für die Tageszeit und das Verkehrsaufkommen nicht normal" gewesen.
Von der Unfallermittlungsbehörde NTSB gab es dazu keine Angaben - und generell bislang nur wenig Informationen. Nach Angaben der Behörde gab es einen sehr schnellen Aufprall der Passagiermaschine im Wasser und keine Hinweise darauf, dass beispielsweise noch Rettungsrutschen aktiviert worden seien.
Derweil beziehen sich US-Medien auf Auswertungen von öffentlich zugänglichen Flugdaten, wonach der Hubschrauber höher geflogen sei als erlaubt. Die Obergrenze befinde sich auf diesen Strecken bei 200 Fuß (rund 60 Meter). Wenn sich der Helikopter auf dieser Höhe befunden hätte, wäre er unter dem Flugzeug geflogen, weil dieses auf etwa 400 Fuß gewesen sei, sagte der ehemalige NTSB-Ermittler Greg Feith dem Sender CNN.
"Sie müssen uns Zeit geben", sagte die Behördenleiterin Jennifer Homendy. Die Ermittler hätten Daten und große Mengen an Informationen. Diese auszuwerten und zu verifizieren, dauere. Die Untersuchungen hätten erst begonnen. Rund 50 Ermittler seien an der Unglücksstelle im Einsatz. Ein anderer NTSB-Vertreter, Todd Inman, betonte ebenfalls, die Behörde werde nicht vorab über die mögliche Ursache spekulieren. Ziel sei es, innerhalb von 30 Tagen einen vorläufigen Bericht vorzulegen.
US-Präsident Trump hatte sich zuvor öffentlich beklagt, dass es nach solchen Unglücken immer viel zu lange dauere, bis es Informationen zu deren Ursache gebe. "Wir wissen nicht, was zu diesem Absturz geführt hat", sagte der Präsident, "aber wir haben einige sehr starke Meinungen und Ideen." Die gab er zum Besten, legte einen Fehler des Hubschrauberpiloten nahe und machte Diversitätsprogramme bei der Flugsicherung für den Unfall mitverantwortlich.
Er argumentierte, der Hubschrauber hätte sein Tempo drosseln oder ganz stoppen, die Flughöhe verändern oder abdrehen können. "Man hätte eine Million verschiedene Manöver machen können, aber aus irgendeinem Grund flog er einfach weiter." Trump beklagte, die Besatzungsmitglieder im Helikopter hätten "sehen müssen, wohin sie fliegen".
Der Präsident beklagte auch, die Flugsicherung am Flughafen habe zu spät eine Warnung ausgesprochen. Er werde dafür sorgen, dass nur noch "die kompetentesten Leute des Landes" in Kontrolltürmen an Flughäfen arbeiteten. Sie müssten "brillant" sein im Umgang mit Computern und Grafiken und "psychologisch sehr, sehr klug".
Ausufernd wetterte Trump gegen Diversitätsprogramme bei der Flugsicherung. Die Programme bei der US-Luftfahrtbehörde FAA zielten darauf ab, "Menschen mit schweren geistigen und psychischen Behinderungen einzustellen". Personen mit eingeschränktem Hör- oder Sehvermögen, fehlenden Gliedmaßen, Lähmungen, Epilepsie, schweren geistigen Behinderungen und Zwergwuchs qualifizierten sich demnach alle für die Position eines Fluglotsen, behauptete er. Trump griff auch explizit die Politik seiner demokratischen Vorgänger Barack Obama und Joe Biden mit Blick auf die Flugaufsicht an.
Bei dem Passagierflugzeug handelte es sich um eine Maschine der American Airlines, die in der Stadt Wichita im Bundesstaat Kansas gestartet war. Der Militärhubschrauber wiederum war auf einem Übungsflug unterwegs.
An Bord des Flugzeuges waren mehrere Eiskunstläufer, Trainer sowie deren Angehörige. Sie seien auf der Rückreise von einem Trainingslager gewesen, das im Rahmen der nationalen Meisterschaften in Wichita in Kansas stattgefunden habe, teilte der US-Eiskunstlaufverband mit. Mehrere der Opfer waren Kinder oder Jugendliche. Auch zwei russische Ex-Weltmeister im Paarlaufen, die zuletzt als Trainer in den USA arbeiteten, saßen in der Maschine.
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