Berlin/Frankfurt
Lufthansa schafft Tarifeinigung am Boden
29. November 2015, 13:13 Uhr aktualisiert am 29. November 2015, 13:13 Uhr
Die Lufthansa streitet seit langem mit den Gewerkschaften um die betriebliche Altersversorgung. Für das Bodenpersonal gibt es nun kurz vor dem Job-Gipfel aller Beteiligten eine Einigung. Das fliegende Personal schaut mit Argwohn auf den Abschluss - aus guten Gründen.
Die Lufthansa hat mit der Einigung beim Bodenpersonal einen ihrer komplexen Tarifkonflikte aus dem Weg geräumt. Ob die Neureglung der betrieblichen Altersversorgung für die rund 33 000 Beschäftigten am Boden Signalwirkung für den zähen Streit mit den Gewerkschaften des fliegenden Personals haben wird, ist aber offen. Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo und die Vereinigung Cockpit (VC) halten sich bisher zurück und wollen die Vereinbarung zwischen Verdi und Lufthansa erstmal genau anschauen. Am 2. Dezember treffen sich die Gewerkschaften mit dem Konzern zu einem Job-Gipfel. Ob die VC teilnimmt, ist noch nicht entschieden. Ufo und Verdi kommen.
Einfacher wird der eher geräuschlose Abschluss am Boden die eigenen Tarifverhandlungen von Ufo und VC aber nicht gemacht haben. Die Lufthansa hat dafür ein Ziel erreicht. Denn neben einer zweistufigen Gehaltserhöhung plus Einmalzahlung verständigten sich beide Seiten auch beim Thema betriebliche Altersversorgung - ein Thema das auch bei den Piloten und dem Kabinenpersonal den Tarifstreit bestimmt. "Vor einer endgültigen Bewertung müssen wir das erstmal im Detail prüfen", sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies am Sonntag. Unerwartet sei der Zeitpunkt kurz vor dem Job-Gipfel. "Das hat uns verwundert."
Lufthansa und Verdi hatten nach vergleichsweise geräuschlosen Verhandlungen am Samstagnachmittag den Abschluss verkündet. Für die Beschäftigten am Boden gibt es mehr Geld. Alle Beschäftigten der sogenannten Bodendienste bei Lufthansa und den Töchtern Lufthansa-Systems, der Lufthansa-Service GmbH (LSG), der Lufthansa Technik und Lufthansa Cargo bekommen für die Monate April bis Dezember einmalig 2250 Euro. Daneben wird die Bezahlung zum 1. Januar 2016 und zum 1. Januar 2017 um je 2,2 Prozent angehoben.
Vor allem aber sind die Betriebsrenten neu geregelt worden. "Kein Beschäftigter bei Lufthansa muss daher irgendwelche Abstriche bei der Rente machen", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle am Samstag. Auch Personalvorständin Bettina Volkens zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis. "Gleichzeitig können wir durch den neuen Tarifvertrag langfristig unsere Risiken und Kosten für die Altersversorgung senken", sagte sie laut Mitteilung.
Bei den Betriebsrenten sei das bisherige Niveau für alle derzeit Beschäftigten gesichert worden, teilte Verdi mit. Das gelte auch für die ab 1. Januar 2014 neu eingestellten Beschäftigten, die bisher ohne betriebliche Altersversorgung gewesen seien. Nach Angaben der Lufthansa gibt es für Mitarbeiter, die ab Jahresbeginn 2016 eingestellt werden, eine neue Regelung. Dabei leiste das Unternehmen einen Beitrag in Höhe von 5,2 Prozent des Gehalts. Zusätzlich bringen die Mitarbeiter einen Eigenbeitrag von einem Prozent ein. "Damit ist das Ziel, eine sichere Rente auf dem bisherigen Leistungsniveau abzuschließen, erreicht", sagte Verdi-Bundesvorständin Behle.
Genau das werden sich die anderen Gewerkschaften argwöhnisch anschauen. Denn eine Verschlechterung der Konditionen für neue Mitarbeiter lehnen Ufo und VC bisher strikt ab. "Wir wollen keinen harten Schnitt, der dazu führt, dass es auf Sicht im Unternehmen unterschiedliche Regelungen für Mitarbeiter gibt, die die gleiche Arbeit machen", sagte ein VC-Sprecher am Sonntag. Ufo-Chef Baublies sagte, die Lufthansa könne nun durchaus auf die Verdi-Einigung zeigen. "Ich habe ein wenig die Sorge, dass die Lufthansa dieses Spiel spielen wird." Allerdings müsse man nun erstmal in Ruhe den Abschluss anschauen und mit Verdi über die Details sprechen.
Verdi sieht den Job-Gipfel ohnehin getrennt von allen Verhandlungen. Bei dem Treffen gehe es darum, zu erörtern, wie die Beschäftigten angesichts des Umbaus der Lufthansa "mitgenommen werden" könnten, sagte Behle. Bisher habe der Konzern zu wenig getan. Der Streit um den Umbau der Airline, bei dem Arbeitsplätze zur Billigtochter Eurowings und ins Ausland verlagert werden, bestimmt derzeit im Hintergrund alle Verhandlungen zwischen Gewerkschaften, Beschäftigten und dem Konzern. Die Flugbegleiter hatten erst vergangene Woche einen weiteren Streik des Kabinenpersonals abgesagt.