Weiberfastnacht

Karneval - Narren drehen nach Corona wieder auf

Nach coronabedingter Abstinenz ist der Karneval wieder da - mit Menschenmengen, Schunkeln und Bützchen (Küsschen). Der oberste Karnevalist von Köln konstatiert: Es gibt Nachholbedarf.


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Eine Gruppe Frauen in Fantasiekostümen feiert ausgelassen in Mainz.

Rathausstürmer, Schlipsjäger, Wildpinkler - die "tollen Tage" feiern ihr Comeback: In den Hochburgen des närrischen Frohsinns hat am Donnerstag der Straßenkarneval begonnen, erstmals wieder ohne Corona-Auflagen. In Köln ließ das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau die Jecken los. In Bonn griffen die Waschweiber an. In Düsseldorf nahmen die Möhnen den Bürgermeister gefangen. "Zwei Jahre hattet ihr Ruhe vor uns, aber heute ist Frauenpower angesagt", rief die Karnevalsprinzessin "Venetia" Uasa Maisch.

"Das Wetter stimmt, die Stimmung stimmt, die Leute haben Lust, wieder gemeinsam etwas zu erleben, was wir zwei Jahre lang nicht konnten - und da gibt es viel Nachholbedarf", sagte der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn der Deutschen Presse-Agentur. Köln war erneut das Ziel Zehntausender Feiernder von auswärts. Die Polizei war dort mit mehr als 2000 Beamtem im Einsatz.

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Karnevalsprinzessin Venetia Uasa und Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) auf dem Balkon des Düsseldorfer Rathauses.

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Verkleidete Frauen warten vor dem Düsseldorfer Rathaus, um es um 11.11 Uhr zu stürmen.

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Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (M, parteilos) feiert im Rathaus mit Karnevalisten.

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Weiberfastnacht in Köln ganz in Pink.

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Jecken ohne Einschränkungen: In diesem Jahr dürfen Karnevalisten wieder ganz normal schunkeln.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger", es sei dieses Jahr ein besonderer Karneval, weil Krieg, Inflation und Geldsorgen viele Menschen belasten würden: "Umso wichtiger finde ich, dass es diese Tage gibt, an denen man mal für einige Stunden abschalten und die Sorgen beiseitelegen kann." Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker rief zu großzügiger Hilfe für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und in Syrien auf.

Die Stadt hatte in Köln vorsorglich 550 Mobiltoiletten, 140 Urinale, 20 Urinalrinnen und elf Toilettenwagen aufgestellt. Ordnungsamtschefin Athene Hammerich drohte: "Wildes Urinieren wird der Ordnungsdienst konsequent ahnden." Schon am Mittag wurde das Studentenviertel rund um die Ausgehmeile Zülpicher Straße wegen Überfüllung abgeriegelt. Manche Jugendliche benötigten nach Polizei-Angaben schon mittags ärztliche Hilfe, weil sie "sehr viel Alkohol in sich reingeschüttet" hatten.

Polizeipräsident Falk Schnabel sagte jedoch, die Situation sei nicht vergleichbar mit dem 11.11. Beim Karnevalsauftakt im November war kritisiert worden, dass es an den Zugängen zu gefährlichem Gedränge gekommen sei.

Auch in Rheinland-Pfalz übernahmen die Narren in vielen Städten das Kommando. Schlipse würden aber kaum noch abgeschnitten, sagte die Vorsitzende des Möhnen-Clubs in Mülheim-Kärlich nördlich von Koblenz, Kornelia Punstein: "Dieser Brauch geht leider verloren. Welcher Mann trägt heute noch Schlips?" In Mainz feierten Melanie, Jessi und Anne auf dem Schillerplatz. Sie sei gefragt worden, ob sie Piratenbraut sei, sagte Melanie. Aber: "Nein ich bin Piratin. Ich bin ja nicht von einem Typ abhängig."

In Baden-Württemberg begann die schwäbisch-alemannische Fastnacht. In Konstanz zogen am frühen Morgen die "Blätzlebuebe" durch die Gassen, um die Anwohner zu wecken. In vielen Gemeinden wurden Schüler aus dem Unterricht befreit und Rathäuser gestürmt. Die Bürgermeister mussten symbolisch ihre Schlüssel herausrücken - bis Aschermittwoch haben die Narren das Sagen. Am Abend sollte sich in Stockach im Kreis Konstanz der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki vor dem "Narrengericht" verantworten.

Die ursprüngliche Bedeutung des Karnevals aus dem Mittelalter besteht darin, die Welt für einige Tage auf den Kopf zu stellen und die Rollen zu tauschen: Nonnen durften sich danebenbenehmen, Knechte ihre Herren ausschimpfen. Große Teile Deutschlands erwiesen sich jedoch als nicht karnevalisierbar - und das ist so geblieben: Umfragen zeigen immer wieder, dass das närrische Treiben die Mehrheit der Menschen kalt lässt.