Demokratische Werte

Fraktionen werfen sich im Landtag gegenseitig Populismus vor


Abgeordnete nehmen am 09.12.2015 in München (Bayern) an einer Plenarsitzung im bayerischen Landtag teil. Am 28.01.2016 kamen die Abgeordneten zu der nächsten Plenarsitzung zusammen.

Abgeordnete nehmen am 09.12.2015 in München (Bayern) an einer Plenarsitzung im bayerischen Landtag teil. Am 28.01.2016 kamen die Abgeordneten zu der nächsten Plenarsitzung zusammen.

Von Monika Müller

Der oft beschworene gemeinsame Kampf der Demokraten gegen Rechts bleibt im Landtag eine leere Formel. Bei einer Aktuellen Stunde werfen sich die Fraktionen am Donnerstag gegenseitig Populismus vor.

Die Grünen warfen der CSU vor, mit ihrem Kurs in der Flüchtlingspolitik die Methode der Populisten auszupacken: "Panik verbreiten und Ressentiments schüren", sagte die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Katharina Schulze. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wies das empört zurück und warf den Grünen seinerseits "oberflächliche Propagandareden" vor. Die SPD hielt der CSU ebenfalls Scharfmacherei am rechten Rand vor. Die Freien Wähler bescheinigten allen anderen Fraktionen Populismus.

Die Grünen-Abgeordnete Schulze brachte gleich zu Beginn die CSU mit einem Satz über die Regierungspartei auf die Palme: "Sie krakeelt landauf, landab in jedes Mikrofon unsinnige Parolen." Die CSU reiße die bröckelnde Brandmauer gegen rechts ein. "Ich prophezeie der CSU, dass sich das Aufgreifen rechtspopulistischer Parolen am Ende nicht auf ihr Konto einzahlen wird."

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) reagierte schwer verärgert: "Wie man so ideologisch verbohrt sein kann, solche Thesen vorzutragen, kann ich nicht nachvollziehen." Als Beleg zitierte Herrmann die Kriminalstatistik: So gab es im rot-grün regierten Nordrhein-Westfalen demnach einen weit stärkeren Anstieg rechter Angriffe auf Flüchtlingsheime als in Bayern: Im Freistaat zählte die Polizei im vergangenen Jahr 64 rechte Straftaten gegen Flüchtlingsheime - eine knappe Verdreifachung im Vergleich zum Vorjahr. In NRW dagegen wurden nach Herrmanns Zahlen im vergangenen Jahr 213 rechte Übergriffe auf Asylunterkünfte gezählt - fast zehnmal so viele wie 2014. "Wir müssen all diese Dinge sehr ernst nehmen. Sie eignen sich nicht, oberflächliche Propagandareden zu halten."

Herrmann betonte, dass Polizei und Verfassungsschutz in Bayern den Rechtsextremismus sehr genau im Blick hätten. Der Verfassungsschutz beobachtet mittlerweile drei weitere rechte Organisationen, wie der CSU-Politiker bekanntgab: die sogenannte Identitäre Bewegung sowie die zwei Splitterparteien Der III. Weg und Die Rechte.

Doch Vorwürfe gegen die CSU gab es auch von der SPD. "In einer Zeit, in der der rechte Rand erstarkt und Minderheiten definiert und systematisch ausgegrenzt werden, zündelt die CSU nicht nur herum, sondern legt Hand am Rechtsstaat an, indem sie das Recht auf Asyl infrage stellt", sagte der SPD-Rechtspolitiker Horst Arnold. Die Freien Wähler (FW) beschuldigten sämtliche andere Fraktionen: Sich gegenseitig populistische Vorwürfe an den Kopf zu werfen, dafür sei eigentlich die Aktuelle Stunde zu schade, sagte die FW-Abgeordnete Eva Gottstein.

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