Prozesse
Fall aus Podcast «Serial»: Anhörung soll wiederholt werden
29. März 2023, 7:18 Uhr aktualisiert am 30. März 2023, 3:13 Uhr
Der Fall des wegen Mordes verurteilten Amerikaners Adnan Syed, der durch den Podcast "Serial" weltweit bekannt wurde, ist doch noch nicht vorbei. Ein Berufungsgericht im Bundesstaat Maryland machte am Dienstag die Aufhebung des Urteils im vergangenen Herbst wieder rückgängig. Der Grund: Das Recht von Familienmitgliedern des Opfers, bei der damaligen Anhörung anwesend zu sein, sei missachtet worden. Deswegen müsse die Anhörung wiederholt werden.
Syeds Verurteilung wegen Mordes und die lebenslange Haftstrafe seien damit zunächst wieder gültig, betonten die Richter. Zugleich setzten sie die Umsetzung für 60 Tage aus, damit die Seiten über weiteres Vorgehen abwägen könnten.
Der 41-Jährige war 1999 als Teenager nach der Ermordung seiner Ex-Freundin festgenommen und im Jahr darauf zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er beteuerte stets seine Unschuld - und der Podcast "Serial" lenkte auch internationale Aufmerksamkeit auf seinen Fall. Im vergangenen Oktober hob eine Richterin den Schuldspruch "im Interesse von Fairness und Gerechtigkeit" auf. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor mitgeteilt, dass eine fast einjährige Untersuchung neue Informationen über zwei andere Verdächtige sowie Zweifel an der Verlässlichkeit von Mobilfunkmast-Daten zutage gebracht habe.
Nun befand das Berufungsgericht allerdings, dass der Bruder des Opfers mit nur einem Werktag Vorlauf zu kurzfristig über die Anhörung informiert worden sei. Sie müsse in transparenter Form wiederholt werden. Von drei Berufungsrichtern stimmten zwei für diese Entscheidung und einer dagegen. Der Bruder der Toten hatte an der damaligen Anhörung per Videokonferenz teilgenommen. Das Berufungsgericht lehnte seinen Antrag ab, bei der Wiederholung der Anhörung die Argumente für eine Aufhebung von Syeds Verurteilung anfechten zu dürfen.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte dem Sender ABC, man prüfe die Entscheidung. Er verwies auch darauf, dass Syeds Anwälte gegen den Beschluss in Berufung beim Obersten Gericht Marylands gehen könnten. Die Staatsanwaltschaft hatte die Vorwürfe gegen Syed im vergangenen Jahr fallengelassen.