Geldpolitik

EZB verschärft hren Kurs weiter


Das Hochhaus der Europäischen Zentralbank (EZB) steht am 16.02.2016 in Frankfurt am Main (Hessen) bei Tagesanbruch vor der Skyline der Stadt.

Das Hochhaus der Europäischen Zentralbank (EZB) steht am 16.02.2016 in Frankfurt am Main (Hessen) bei Tagesanbruch vor der Skyline der Stadt.

Von Monika Müller

Europas Währungshüter legen im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche massiv nach - zum zweiten Mal binnen drei Monaten. Die Währungshüter senkten den Leitzins am Donnerstag überraschend von 0,05 Prozent auf Null Prozent.

Zudem müssen Banken wie erwartet künftig noch mehr Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken, statt Kredite an Unternehmen und Verbraucher zu vergeben. Auch die milliardenschweren Anleihenkäufe werden weiter ausgeweitet. Und es gibt neue Langfristkredite für Banken.

Seit einem Jahr steckt die EZB Monat für Monat 60 Milliarden Euro in den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren. Die Maßnahme, die im Fachjargon "Quantitative Easing" oder kurz "QE" genannt wird, wurde erst im Dezember um ein halbes Jahr bis mindestens März 2017 verlängert. Ab April will die EZB nun monatlich 80 Milliarden Euro investieren. Zudem werden weitere Papiere in den Korb aufgenommen.

Nochmals verschärft wurde der Strafzins für Bankeinlagen. Statt 0,3 Prozent müssen Geschäftsbanken künftig 0,4 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld kurzzeitig bei der EZB parken. Mit dem negativen Einlagenzins wollen die Währungshüter die Kreditvergabe im Euroraum ankurbeln. Müssen Banken mehr für das Bunkern von Liquidität zahlen - so die Theorie - bringt sie das eher dazu, das Geld als Kredit an Verbraucher und Unternehmen weiterzureichen.

Die Strafgebühr für Bankeinlagen ist umstritten. Ökonomen befürchten, dass Banken die Kosten auf ihre Kunden abwälzen könnten, statt mehr Kredite zu vergeben. Dadurch könnten Sparer, die bereits unter den Niedrigzinsen der EZB leiden, noch mehr in Mitleidenschaft gezogen werden.

Ab Juni wird die EZB den Banken im Euroraum weitere zielgerichtete Langfristkredite mit vier Jahren Laufzeit anbieten (TLTRO) - mit negativen Zinsen. Zuletzt war die Nachfrage nach solchen Krediten verhalten.

Bislang kommt das viele billige Zentralbankgeld nicht im gewünschten Maß in der Wirtschaft an. Die Konjunktur im Euroraum erholt sich nur schleppend, die Inflation ist nach wie vor im Keller. In Deutschland drückte der erneute Absturz der Ölpreise die jährliche Teuerungsrate im Februar nach vorläufigen Zahlen auf Null. Im Euroraum fielen die Verbraucherpreise in dem Monat erstmals seit einem halben Jahr sogar wieder: Die Inflationsrate ging auf minus 0,2 Prozent zurück.

Das viele billige Geld soll auch die Inflation anheizen. Denn dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Unternehmen und Verbraucher könnten Anschaffungen aufschieben weil sie erwarten, dass es bald noch billiger wird. Die EZB strebt daher mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke.