Wegen Corona-Krise
Eurovision Song Contest fällt erstmals aus
18. März 2020, 16:21 Uhr aktualisiert am 18. März 2020, 16:39 Uhr
Es war zuletzt nicht anders zu erwarten, dennoch ist es eine Riesen-Enttäuschung für eine internationale Fangemeinde: Der ESC kann dieses Jahr wegen der Corona-Gefahr nicht stattfinden. Ob er 2021 in Rotterdam nachgeholt werden kann, steht in den Sternen.
Dieser Wettbewerb hat dem Kalten Krieg, Naturkatastrophen und Terroranschlägen getrotzt - doch das neue Virus ändert alles: Der Eurovision Song Contest fällt erstmals in seiner mehr als 60-jährigen Geschichte aus. Grund ist die Corona-Krise.
Der Organisator, die Europäische Rundfunkunion (EBU) in Genf, teilte diese Entscheidung am Mittwoch mit. Das internationale Musikevent hätte vom 12. bis 16. Mai im niederländischen Rotterdam stattfinden sollen. "Die Gesundheit der Künstler, der Bühnenarbeiter, der Fans und Besucher stand ebenso im Mittelpunkt dieser Entscheidung wie die Lage in den Niederlanden und in Europa", heißt es in der Erklärung.
"2020 wird das erste Jahr seit 1956 sein, in dem es keinen Eurovision Song Contest in Europa geben wird", sagte der für den deutschen Beitrag zuständige ARD-Koordinator Unterhaltung, Thomas Schreiber. Die EBU zeigte sich in der Mitteilung "am Boden zerstört", diese Entscheidung treffen zu müssen.
Für Deutschland hätte Ben Dolic mit dem Lied "The Violent Thing" antreten sollen. "Die Nachricht über die Absage (...) hat mich persönlich natürlich tief getroffen und ich bin unendlich traurig", sagte der Sänger. "Angesichts der Lage um uns herum ist die Absage aber total verständlich und das einzig Richtige. Die Gesundheit geht einfach vor. Wir müssen jetzt alle aufeinander Acht geben und zusammenhalten, damit wir diese Krise gemeinsam überwinden können."
Auch ARD-Koordinator Schreiber sagte: "Das haben wir erwartet und befürchtet - es ist leider die einzig richtige Entscheidung. So enttäuschend es für alle Beteiligten (...) ist, so gilt doch auch für den ESC: Die Gesundheit aller muss oberstes Ziel sein." Er habe uneingeschränktes Vertrauen, dass alle Verantwortlichen mit Hochdruck an der "bestmöglichen Lösung für den ESC 2021" arbeiteten.
Die niederländischen Ausrichter zeigten ebenso Verständnis. "Dieser Beschluss der EBU war unvermeidlich angesichts der Umstände, von denen ganz Europa derzeit durch das Coronavirus betroffen ist, und all der Maßnahmen, die Regierungen nun ergreifen müssen", sagte die Chefin der niederländischen Rundfunkanstalt NPO, Shula Rijxman. Die Chefs von zwei weiteren beteiligten Anstalten äußerten sich ähnlich.
Er verstehe, dass viele Menschen durch die Absage enttäuscht seien, sagte der Chefproduzent der ESC-Show, Sietse Bakker, dem Sender NOS. Zusammen mit der EBU wollten die beteiligten Rundfunkanstalten und die Stadt Rotterdam alles tun, damit dort der ESC 2021 stattfinden kann. Er sprach sich zugleich dafür aus, dass die Karten für den ESC 2020, die in kürzester Zeit ausverkauft gewesen seien, für 2021 gültig bleiben.
Ob es jedoch finanziell machbar wäre, den ESC im kommenden Jahr in Rotterdam stattfinden zu lassen, sei noch unklar, berichtete die niederländische Nachrichtenagentur ANP. Die Regierung in Den Haag hatte für den ESC einen Zuschuss von 12,4 Millionen Euro versprochen. Insgesamt wurden die Kosten laut ANP auf 26,5 Millionen Euro veranschlagt. 9,6 Millionen Euro sollten demnach von der EBU und aus Ticketverkäufen kommen. Die restlichen 4,5 Millionen wollten niederländische Rundfunkanstalten beisteuern.