Gesundheit
Ernährungsminister warnt vor veganer Ernährung bei Kindern
25. Dezember 2015, 12:12 Uhr aktualisiert am 25. Dezember 2015, 12:12 Uhr
Vegane Kost macht angeblich schlank und gesund. Kochbücher und Ratgeber dazu boomen. Während der Verzicht auf viel Tierisches manch Erwachsenem guttun mag, droht bei Kindern das Gegenteil.
Rein pflanzliche Ernährung ist aus Sicht von Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) nichts für Kinder und Jugendliche. "Veganes Essen kann zu gefährlicher Mangelernährung führen - vor allem bei Kindern", sagte Schmidt der "Bild"-Zeitung (Mittwoch). Gerade ein Mangel an Vitamin B12 könne schädlich sein. Er fordere ein Schulfach, in dem ausgewogene Ernährung gelehrt werde.
Nach Schätzungen des Vegetarierbunds (Vebu) verzichten immer mehr Deutsche auf tierische Produkte wie Fleisch, Milch und Eier. Vegan lebt demzufolge 1,1 Prozent der hiesigen Bevölkerung.
Vitamin B12 gilt dabei als kritischer Nährstoff, da es von Natur aus fast ausschließlich in tierischen Produkten enthalten ist. Das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln oder angereicherten Produkten für Veganer ist deshalb groß.
Wegen des besonderen Nährstoffbedarfs im Wachstum haben rein vegan ernährte Kinder nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ein erhöhtes Risiko für Mangelzustände - auch weil sie etwa Vitamin B12 schlechter speichern könnten als Erwachsene. Es drohten verzögertes Wachstum und neurologische Symptome.
Auch für die Gehirnentwicklung relevante Nährstoffe wie Jod und mehrfach ungesättigte Fettsäuren seien bei veganer Ernährung nicht oder nicht in ausreichenden Mengen enthalten, erläuterte der Ernährungswissenschaftler Helmut Heseker (Uni Paderborn). Zahlen zu vegan ernährten Kindern gebe es zwar nicht. "Kinderärzte sehen im Praxisalltag aber immer wieder Kinder, deren körperliche Entwicklung im unteren Normbereich oder darunter liegt, und dass nicht selten eine vegane Ernährung dahintersteckt", so Heseker. Die DGE rate auch Schwangeren und Stillenden von veganer Ernährung ab.
Wer sich vegan ernähren wolle, müsse "eine sehr geschickte Auswahl" pflanzlicher Lebensmittel treffen, die aber oft von den hiesigen Ernährungsgewohnheiten abweiche, sagte Mathilde Kersting, Geschäftsführerin des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) in Dortmund. Als Beispiel nannte sie die Kombination von Getreide und Hülsenfrüchten. Bei Kindern sei Veganismus nur zu akzeptieren, wenn kritische Nährstoffe zusätzlich zugeführt würden.
Eltern, die ihr Kind pflanzlich ernähren wollen, rät Kersting, sich beim Kinderarzt beraten zu lassen. Das FKE empfehle für Kinder eine ausgewogene gemischte Kost, die zwar auch viel Pflanzliches enthalte, darüber hinaus aber auch etwa Fleisch, Milch und Eier.
Angesichts des Vegan-Trends sagte kürzlich auch Starköchin Sarah Wiener, Kinder vegan zu ernähren sei "absurd und nicht sinnvoll".