Trauer auf der «Blumeninsel»
Deutsche Urlauber sterben bei Busunglück auf Madeira
18. April 2019, 8:14 Uhr aktualisiert am 18. April 2019, 9:53 Uhr
Furchtbare Bilder aus dem Urlaubsparadies: Auf der portugiesischen Atlantikinsel Madeira stürzt ein Reisebus in die Tiefe, mindestens 29 Menschen kommen ums Leben. Die meisten Opfer sollen Touristen aus Deutschland sein.
"Madeira ist Tradition" - so steht es in großen Lettern auf der Seite des weißen Reisebusses. Tatsächlich wollten die deutschen Touristen zu einem typisch madeirischen Abendessen, doch der heitere Abend kurz vor Ostern endet in einer Katastrophe.
Der Bus stürzt die Böschung hinab, scheint sich mindestens einmal zu überschlagen und wird erst von einem mit roten Ziegeln gedeckten Haus gestoppt. Mindestens 29 Menschen kommen bei dem Unglück auf der portugiesischen Atlantikinsel ums Leben, 27 weitere werden verletzt.
"Mein Gott, ich bin sprachlos", sagt der Bürgermeister der Gemeinde Caniço, Filipe Sousa. Der Fahrer hat offenbar in einer Kurve die Kontrolle über den Bus verloren, der daraufhin den Abhang hinunter in ein Wohnviertel stürzt. Die Windschutzscheibe ist gesplittert, das Dach fast vollkommen abgerissen. Im Fernsehen ist zu sehen, wie Rettungskräfte Verletzte stützen oder auf Tragen den steilen Hang hinaufbringen. Andere hatten weniger Glück: Leichentücher bedecken die Toten. Im Hintergrund heulen Sirenen.
Bei den Opfern soll es sich um Urlauber aus Deutschland handeln. "Mir wurde gesagt, dass es alles Deutsche sind", sagt der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa. Eigentlich will der Staatschef gleich an die Unglücksstelle eilen, doch dann entscheidet er sich gegen einen Flug nach Madeira. Die Militärflugzeuge sollen für mögliche Krankentransporte auf das Festland zur Verfügung stehen. "Es ist viel wichtiger, die Verletzten zu retten, als dass der Präsident heute abreist", sagt er.
Die Luftwaffe will drei Maschinen nach Madeira schicken. "Wir bereiten zwei Flugzeuge vom Typ Falcon 50 und eine C-295M mit medizinischer Ausrüstung vor, um die Opfer der Tragödie von Madeira zu versorgen und sie - sofern das nötig ist - schnell auf den Kontinent zu transportieren", heißt es in einer Mitteilung der Luftwaffe.
Medienberichten zufolge waren die Urlauber im Alter zwischen 40 und 50 Jahren auf dem Weg von ihrem Hotel in ein Restaurant in der Provinzhauptstadt Funchal. "Mit großer Erschütterung haben wir von dem tragischen Busunglück auf Madeira erfahren. Wir müssen leider davon ausgehen, dass Opfer aus Deutschland sind", twittert das Auswärtige Amt am Mittwochabend. Regierungssprecher Steffen Seibert schreibt: "Entsetzliche Nachrichten erreichen uns aus Madeira. Unsere tiefe Trauer gilt all denen, die in dem verunglückten Bus ihr Leben verloren haben, unsere Gedanken sind bei den Verletzten."
Die Unglücksursache ist bislang noch unklar. Medien berichten, ein mechanisches Problem sei wahrscheinlich der Grund gewesen - entweder ein Bremsausfall oder ein eingeklemmtes Gaspedal. Die Busfirma SAM will bei der Aufklärung helfen. "Es ist unser Wille und unser Bestreben, dass alle Fakten, Gründe und Verantwortlichkeiten des Unfalls ermittelt werden", heißt es in einer Mitteilung des Verkehrsunternehmens. "Wir werden uneingeschränkt mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten."
Die wegen ihres milden Klimas bei Urlaubern beliebte "Blumeninsel" steht nach dem schweren Busunfall unter Schock. Er empfinde große Trauer, sagt der Bischof von Funchal, Nuno Brás. "Ich empfehle jene, die gestorben sind, in die Hände Gottes und sende ihren Familien mein Beileid."
Die Regionalregierung ordnet eine dreitägige Trauerzeit für die Insel an. Diese gelte von Donnerstag bis Samstag, heißt es in einer Erklärung des Regierungsrats der Autonomen Region Madeira. Demnach werden die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden auf Madeira während der drei Tage auf halbmast gesetzt.
Auch Staatschef Marcelo Rebelo de Sousa kondoliert den Hinterbliebenen und wünscht den Verletzten eine schnelle Genesung. In einer Nachricht an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schreibt er: "In diesem Moment sind Portugal und Deutschland im gemeinsamen Schmerz vereint."